- Im Test: 30 Rapsöle, darunter kalt gepresstes Rapsöl und raffiniertes Rapsöl. Die Preisspanne war recht groß: Die Öle kosteten zwischen 1,39 und 15,98 Euro pro Liter.
- Für 1,39 Euro pro Liter gibt es schon "sehr gutes" raffiniertes Rapsöl. In Bio-Qualität und kalt gepresst kosten die günstigsten "sehr guten" 3,30 Euro.
- Zwölf Rapsöle im Test schneiden mit Bestnote ab, sieben enttäuschen mit "mangelhaft" oder "ungenügend".
- Mineralölbestandteile, Transfette und Pestizide stehen vor allem in der Kritik.
Aktualisiert am 8.11.2024 | Es ist ein Test der Überraschungen, genau genommen sind es gleich mehrere. Nummer eins: In einem Bio(!)-Produkt hat das von uns beauftragte Labor ein Pestizid nachgewiesen, das in Deutschland seit sage und schreibe 52 Jahren verboten ist. Überraschung Nummer zwei: Das von uns beauftragte Labor hat Transfettsäuren in einer Höhe gefunden, die wir kritisieren – das Problem hatten die Ölhersteller eigentlich längst im Griff.
Nummer drei: Mineralölbestandteile in Rapsöl überraschen uns zwar eigentlich nicht. Dass aber in gleich drei Rapsölen die besonders bedenklichen Bestandteile MOAH stecken? Das schon. Denn die haben wir im letzten Rapsöl-Test gar nicht mehr nachgewiesen.
Kalt gepresstes Rapsöl und raffiniertes Rapsöl im Test
Gut, dass wir trotzdem insgesamt zwölf der 30 getesteten Rapsöle mit Bestnote empfehlen können. Denn: Rapsöl ist eigentlich gesund, im Vergleich zu anderen Speiseölen eher günstig und vielseitig.
Unter den "sehr guten" finden sich raffinierte und kalt gepresste, günstige und teure, konventionelle und Bios – es dürfte also für jede und jeden eins dabei sein. Auch gut: Keins der Öle war gepanscht oder verdorben. Doch kommen wir zu den Überraschungen.
Verbotenes Pestizid in Bio-Rapsöl im Test
Bei dem nachgewiesenen Pestizid, das in Deutschland seit 1972 im Anbau verboten ist, handelt es sich um DDT. Nun stammt der Raps für das Öl laut Anbieter aus Rumänien – aber auch in dem EU-Land und fast in der ganzen Welt ist DDT längst verboten. Und das aus gutem Grund: Es gilt als wahrscheinlich krebserregend und ist hochgiftig für viele Tierarten, gehört zudem zu den in der Umwelt nur sehr schwer abbaubaren Verbindungen.
Der Anbieter des Bio-Produkts hat uns ein Gegengutachten geschickt, nachdem in der Rohware kein DDT nachweisbar war. Das ist dadurch erklärbar, dass der Rückstand sehr niedrig ist und im Rahmen der üblichen Messunsicherheit über oder unter der Nachweisgrenze liegen kann.
Eben weil der Fund so niedrig war, darf das Produkt auch so verkauft werden. Um sicherzugehen, haben wir das von uns beauftragte Labor gebeten, die Untersuchung zu wiederholen – dieses bestätigte uns das Ergebnis.
Laut des betroffenen Anbieters könne es sich bei dieser "geringen Konzentration" wohl nur "um eine Altlast" handeln. Tatsächlich ist genau das eins der Probleme: DDT braucht in der Umwelt unheimlich lange, um sich abzubauen.
Das getestete Produkt stellt beim Verzehr keine akute Gesundheitsgefahr dar, allerdings liegt es aus unserer Sicht in der Verantwortung der Hersteller, Produkte anzubieten, die keinerlei derart bedenkliche Pestizidrückstände enthalten – noch einmal mehr, wenn es um Bio-Produkte geht, an die Verbraucherinnen und Verbraucher zu Recht höhere Ansprüche stellen.
Mehrerer Pestizidspuren in der Kritik
Rückstände von anderen Pestiziden steckten in insgesamt etwa der Hälfte der Produkte, jeweils auch im Spurenbereich. Aufgrund unbekannter Wechselwirkungen werten wir ab, wenn es sich um zwei oder mehr Rückstände handelt – zudem, wenn es Pestizide sind, die in der EU im Anbau verboten sind und/oder wenn wir sie als besonders bedenklich einstufen.
Dazu gehört neben DDT auch Deltamethrin, das als vermutlich krebserregend, vermutlich reproduktionstoxisch und definitiv bienengiftig eingestuft ist. Das Labor hat es in drei Produkten nachgewiesen.
Transfettsäuren sind wieder ein Thema
Weiter geht’s mit den gefundenen erhöhten Gehalten an Transfettsäuren. Transfette sind ungesättigte Fettsäuren, vor denen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, weil eine hohe Aufnahme das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Überrascht sind wir, weil wir Transfettsäuren in Lebensmitteln seit vielen Jahren nicht mehr in der Höhe nachgewiesen haben.
Seit 2019 gibt es einen Grenzwert, den die beiden Produkte zwar einhalten – sie dürfen so also verkauft werden. Wir werten aber um zwei Noten ab, weil sie diesen Grenzwert zu mehr als 50 Prozent ausschöpfen und Transfette aus unserer Sicht in Lebensmitteln nichts zu suchen haben.
Rapsöl gesund? Nicht, wenn MOAH drin stecken
Auch aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gehören nicht in Lebensmittel – und doch sind wir im Rapsöl-Test dreimal darauf gestoßen. MOAH gelten als besonders kritisch, weil sich in dieser großen Gruppe von Stoffen auch krebserregende Substanzen befinden können. Die Funde sind ärgerlich – und auch überraschend, weil MOAH im vorangegangenen Test Rapsöl in keinem einzigen Produkt nachweisbar waren.
Keine Überraschung dagegen waren die Verunreinigungen mit den gesättigten Kohlenwasserstoffen MOSH/MOSH-Analoge, die wir in neun Produkten kritisieren. Wir bewerten die Gehalte als "erhöht" oder "stark erhöht". Zur Erklärung: MOSH reichern sich im Körper an und gelten dort als die wohl größte Verunreinigung.
Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen waren auch ein großes Problem in unserem Test von Olivenölen im Jahr 2022. Außerdem in der Kritik: fehlerhafter Geschmack. Die meisten Olivenöle fielen durch den Test. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie auf folgenden Kasten klicken:
Wie kommen Mineralölrückstände ins Rapsöl?
Wie Mineralölbestandteile überhaupt in Rapsöl gelangen? Überall da, wo der Raps oder später das Öl in Kontakt mit Schmierölen kommt, kann es zu diesen Verunreinigungen kommen. Das kann schon bei der Ernte passieren oder später bei der Pressung etwa.
Wir sehen die Hersteller in der Verantwortung, diese Eintragswege zu erkennen und auszuschließen. Einigen gelingt das offenbar ganz gut: In acht Ölen waren nicht einmal Spuren von Mineralölbestandteilen nachweisbar.
Nur wenige geschmackliche Mängel
Übrigens: Geschmacklich gab es keine Überraschungen. Die meisten Rapsöle schmeckten wie erwartet: die raffinierten neutral, die kalt gepressten intensiv saatig und leicht nussig. Ein paar kleinere Abweichungen gab es allerdings: So schmeckten einige der kalt gepressten nur sehr leicht bis deutlich saatig – dafür gab es Notenabzug.
Gut zu wissen: Raffiniertes Rapsöl enthält genauso viele wertvolle Fettsäuren wie kalt gepresstes. Allerdings gehen mit der Raffination sekundäre Pflanzenstoffe und rund 30 Prozent des Vitamin-E-Gehalts verloren.
Kalt gepresstes Rapsöl und raffiniertes Rapsöl: Der Unterschied
Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Sorten? Während kalt gepresste Rapsöle ohne Wärmezufuhr gewonnen werden, durchlaufen raffinierte Rapsöle umfangreiche physikalische und chemische Verarbeitungsschritte, die das Öl genießbar, geschmacksneutral und haltbar machen. Dabei werden unerwünschte Stoffe wie Pestizide beseitigt, allerdings gehen – wie bereits erwähnt – auch wertvolle Inhaltsstoffe verloren.
Wenn Sie die typisch frische, saatige und leicht kohlige Rapsnote mögen, ist ein kalt gepresstes natives Rapsöl genau richtig. Wenn Sie den Eigengeschmack jedoch nicht schätzen, aber von den gesunden Fettsäuren profitieren wollen, können Sie ebenso gut zu einem raffinierten Rapsöl greifen.
Braten oder Backen mit Rapsöl?
Native Rapsöle taugen unter anderem zum schonenden Dünsten und Backen. Sinnvoller ist jedoch die Verwendung in der kalten Küche, denn nur hier bleibt der Geschmack voll erhalten. Zum Braten empfehlen Experten raffiniertes Öl, das auch sehr hohe Hitze verträgt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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