- Linsen sind klimafreundlich und fettarm. Dazu sind sie reich an ungesättigten Fettsäuren, Eiweiß, Ballaststoffen sowie Mineralstoffen.
- Im Test: 20 Berglinsen und Tellerlinsen; 14 Produkte stammen aus ökologischem Anbau.
- Kritisch sind Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Außerdem sind wir auf Mineralölbestandteile gestoßen.
Aktualisiert am 3.12.2024 | Vom Arme-Leute-Essen zum Star einer pflanzenbetonten, klimafreundlichen und zukunftsfähigen Küche: Linsen haben Karriere gemacht. Und das absolut zu Recht: Die kleinen Hülsenfrüchte sind gesund, fettarm, dafür reich an ungesättigten Fettsäuren, Eiweiß, Ballaststoffen und Mineralstoffen und damit auch eine ideale Nährstoffquelle für Veggies und alle, die ihren Fleischkonsum reduzieren wollen.
Außerdem sind Linsen echte Klimaschützer: Denn der Anbau von Leguminosen, zu denen neben Linsen auch Kichererbsen, Erbsen, Bohnen, Lupinen und Sojabohnen gehören, sorgt für mehr Artenvielfalt auf den Äckern, mindert Treibhausgasemissionen und spart synthetische Düngemittel ein, da Leguminosen Stickstoff aus der Luft im Boden binden und die Pflanzen damit versorgen.
Was ist der Unterschied zwischen Tellerlinsen und Berglinsen?
Weltweit gibt es rund 80 Linsensorten – wir haben uns in diesem Test für Berglinsen und Tellerlinsen entschieden, weil sie hierzulande häufig im Topf und auf den Tellern landen. Beide Sorten sind ungeschält, schmecken aromatisch und leicht nussig und unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Konsistenz:
- Während Berglinsen beim Kochen ihre Form behalten, platzt bei Tellerlinsen die Schale auf und setzt den sämigweichen Kern frei – sie eignen sich daher bestens als Einlage für Suppen, deftige Eintöpfe oder für Brotaufstriche.
- Die kernigeren Berglinsen dagegen sind ideal für Salate oder als Keimlinge. Durch das Keimen kann der Körper die vielen wertvollen Nährstoffe noch besser aufnehmen.
Mineralölbestandteile in einigen Linsen gefunden
Trotz aller positiven Eigenschaften und so einiger Produkte mit Bestnote in diesem Test gibt es aus unserer Sicht an einigen Marken etwas zu mäkeln – und das ist keineswegs eine Frage des Geschmacks. In 13 Bio-Linsen fanden sich Spuren gesättigten Mineralölkohlenstoffen (MOSH/MOSH-Analoge).
Zur Erklärung: Die Mineralölbestandteile reichern sich im Körper an und stellen dort die wohl größte Verunreinigung dar. Welche Folgen das hat, ist bisher völlig unklar. MOSH können aus Verpackungen, von Erntemaschinen oder während der Verarbeitung auf die Berglinsen und Tellerlinsen übergehen.
Glyphosat in Tellerlinsen und Berglinsen gefunden
Wenig rosig sieht es mit Blick auf das Pestizidscreening aus: In vier Packungen konventioneller Linsen und in einem Bio-Produkt wies das Labor Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat nach. Wir ordnen das im November 2023 in der EU für weitere zehn Jahre zugelassene Herbizid als besonders bedenklich ein und werten es auch in Spurengehalten ab.
Denn Glyphosat verursacht – einmal in die Umwelt gelangt – gravierende Schäden im Boden, im Wasser und an Nützlingen und trägt maßgeblich zum Artensterben bei. Die WHO-Krebsforschungsagentur IARC stufte den Wirkstoff zudem als wahrscheinlich krebserregend ein. Andere Behörden wie die Europäische Chemikalienagentur sehen keinen Krebsverdacht.
Nicht immer ist Ballaststoffgehalt deklariert
Zugegeben, unser nächster Kritikpunkt ist Nörgeln auf hohem Niveau – und betrifft nicht die getestesten Berglinsen und Tellerlinsen an sich, sondern die Deklaration. Teils fehlt auf der Verpackung die Angabe des Ballaststoffgehalts. Das ist zwar gesetzlich nicht vorgeschrieben, doch wir sind der Ansicht, dass der Ballaststoffgehalt als wertgebende Information für Verbraucherinnen und Verbraucher von vornherein in die Nährwerttabelle gehört.
Zumal sich die Gehalte zwischen 4,8 und 28 Gramm pro 100 Gramm Linsen deutlich unterscheiden. Hier eine Übersicht der Ballaststoffgehalte der Produkte im Test:
- Alnatura Bio Tellerlinsen: 28 Gramm pro 100 Gramm
- Edeka Bio Berglinsen: 14 Gramm pro 100 Gramm
- Bio Sonne Bio-Berglinsen braun: 4,8 Gramm pro 100 Gramm
- Rapunzel Troja Teller-Linsen: 13 Gramm pro 100 Gramm
- Müller's Mühle Teller Linsen: 6 Gramm pro 100 Gramm
- K-Bio Berglinsen: 14 Gramm pro 100 Gramm
- Rewe Bio Berglinsen: 11 Gramm pro 100 Gramm
- Bio Bio Berglinsen ungeschält: 14 Gramm pro 100 Gramm
- Gut Bio Berglinsen: 4,8 Gramm pro 100 Gramm
- Rossmann Ener Bio Berglinsen: 11 Gramm pro 100 Gramm
- Dennree Braune Bio-Berglinsen ganz getrocknet: 11 Gramm pro 100 Gramm
- Tegut Tellerlinsen: 17 Gramm pro 100 Gramm
- Seeberger Linsen: 17 Gramm pro 100 Gramm
- TRS Brown Lentils: 18 Gramm pro 100 Gramm
- Davert Gourmet Bio Berglinsen: 17 Gramm pro 100 Gramm
- Morgenland Bio Berglinsen, Getrocknet: 15 Gramm pro 100 Gramm
- Dm Bio Berglinsen: 14 Gramm pro 100 Gramm
- Antersdorfer Bio Braune Linsen: 17 Gramm pro 100 Gramm
- Wurzener Feine Linsen: 18 Gramm pro 100 Gramm
- Suntat Grüne Linsen: 19 Gramm pro 100 Gramm
- Palatina Tellerlinsen: 17 Gramm pro 100 Gramm
Tellerlinsen und Berglinsen sind Oberbegriffe
Die Ballaststoffgehalte haben höchstwahrscheinlich deshalb so eine große Bandbreite, weil es sich bei Teller- und Berglinsen jeweils um Ober- bzw. Sammelbegriffe für verschiedene Linsensorten handelt. Und die unterscheiden sich nach Größe, Anbauhöhe, Farbe, Boden und anderen Eigenschaften.
So werden zum Beispiel als Berglinsen alle Linsensorten bezeichnet, die in bergigen Regionen angebaut werden/wachsen. Bei der Bezeichnung "Linsen" handelt es sich also nicht um ein identisches Produkt.
Linsen im Test enthalten keine Begasungsmittelrückstände
Positiv fällt auf, dass die Labore keine Rückstände von Begasungsmitteln gefunden haben, mit denen Schiffscontainer für den Transport von Hülsenfrüchten, Ölsaaten oder Gewürzen oft behandelt werden, um Schädlingsbefall vorzubeugen.
Auch die gemessenen Gehalte von Schwermetallen wie Cadmium, Blei und Nickel oder dem giftigen Halbmetall Arsen, das bei Reis häufig ein erhebliches Problem ist, geben in diesem Test keinen Anlass für gesundheitliche Bedenken.
Tipps zum Linsen kochen:
Wann soll man Linsen salzen?
Seit Generationen hält sich der Rat, Linsen erst nach dem Kochen zu salzen, da sie sonst nicht gar würden. Das Gegenteil ist der Fall: Salz im Kochwasser lässt Linsen schneller garen, macht sie aromatischer und verhindert, dass die Mineralstoffe auslaugen. Säure wie Essig allerdings erst nach dem Kochen hinzufügen.
Linsen einweichen oder nicht?
Linsen müssen nicht unbedingt eingeweicht werden, allerdings verkürzt das die Kochzeit erheblich und erhöht die Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen und Spurenelementen.
Sollte man Linsen vor dem Kochen waschen?
Ja. Um mögliche Verunreinigungen wie kleine Steinchen zu entfernen, sollte man die Linsen vor dem Kochen gründlich unter fließendem Wasser abspülen.
Was passt gut zu Linsen?
Kartoffeln oder Getreide ergänzen das Aminosäureprofil von Linsen optimal. Zusammen haben sie eine sehr hohe biologische Wertigkeit.
Linsen, Bohnen, Erbsen ...
... verursachen oft Blähungen. Leichter verdaulich werden Hülsenfrüchte durch Gewürze und Kräuter wie Anis, (Kreuz-)Kümmel, Fenchelsamen, Majoran oder Bohnenkraut. Auch Einweichen reduziert das Blähpotenzial – das Einweichwasser wegschütten.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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