Wir haben 21 Reis-Marken eingekauft und im Labor untersuchen lassen – je sieben Mal Naturreis, Basmatireis und Risottoreis. Das Ergebnis: Viele Marken sind empfehlenswert. Das gilt jedoch nicht für den Oryza Risotto Reis: Er fällt mit der Note "ungenügend" durch den Test. Damit schneidet das Oryza-Produkt unter den Risottoreisen am schlechtesten ab und zählt zu den insgesamt fünf Testverlierern.
Doch warum hat der Risottoreis von Oryza kein besseres Gesamturteil bekommen? Die Hauptgründe in Kürze: anorganisches Arsen, bedenkliche Mineralölbestandteile, ein kritisches Insektizid mit Wirkverstärker sowie fehlende Transparenz. Doch der Reihe nach.
Krebserregendes Arsen in Risottoreis von Oryza
Beginnen wir mit Arsen: Die von uns beauftragten Laborexperten haben im Risotto-Reis von Oryza anorganisches Arsen festgestellt – und zwar in einer Menge, die wir als "erhöht" bewerten. Das Problem: Anorganisches Arsen ist giftig und krebserregend. Es ist bislang keine Aufnahmemenge an anorganischem Arsen bekannt, die langfristig nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen könnte.
Zum Hintergrund unserer Bewertung: Seit Frühjahr 2023 gilt ein neuer EU-Höchstwert für anorganisches Arsen in geschliffenem Reis. Dieser wurde von 0,20 auf 0,15 Milligramm pro Kilogramm senkt. Der Oryza-Risottoreis in unserem Test schöpft diesen neuen Arsen-Grenzwert zu mehr als der Hälfte aus. Diesen Gehalt bewerten wir als "erhöht".
Den Oryza-Reis haben eingekauft, als noch der alte Grenzwert galt. Bezogen auf diesen früheren Grenzwert läge die Ausschöpfung noch unter 50 Prozent. Doch wir sind streng und haben aus vorbeugendem Verbraucherschutz nach dem aktuellen Höchstgehalt bewertet.
Zum Vergleich: Einen aus unserer Sicht "erhöhten" Arsengehalt hat das Labor auch in vier Naturreisen im Test nachgewiesen.
Stellt sich die Frage, wie Arsen überhaupt in den Reis von Oryza gelangen kann? Nun, das Halbmetall kommt natürlicherweise im Boden vor. Die Reispflanze nimmt viel davon auf und reichert es an. Es gibt allerdings große Unterschiede, wie hoch die Belastung ausfällt.
Mineralölrückstände in Oryza-Risottoreis
Im untersuchten Risottoreis von Oryza steckt nicht nur Arsen: Das Labor hat darin auch bedenkliche Mineralölbestandteile gefunden. Genau genommen handelt es sich hierbei um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge). Den festgestellten Gehalt bewerten wir als "leicht erhöht".
Wir kritisieren diese Stoffe, weil sie sich im menschlichen Fettgewebe und der Leber anreichern. Welche Folgen die Aufnahme für den menschlichen Körper hat, ist noch nicht geklärt.
Auf bedenkliche Mineralölrückstände sind wir in unserem Reis-Test mehrfach gestoßen. Woher diese kommen? Denkbare Quellen sind Druckfarben aus den Verpackungen, Jutesäcke, in denen der Reis traditionell transportiert wird oder auch Schmieröle von den Maschinen. Hier sind die Anbieter gefragt: Sie sollten die Kontaminationsquellen ausfindig machen und sie beseitigen.
Labor findet Bienengift in Orzya-Risottoreis
Doch damit nicht genug: Im getesteten Oryza-Reis haben die Laborexperten auch das Insektizid Deltamethrin in Kombination mit dem Wirkverstärker Piperonylbutoxid nachgewiesen – jeweils in Gehalten, die wir als "erhöht" betrachten.
Deltamethrin ist toxisch für Bienen, daher führt das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) Germany diesen Stoff in der Liste der hochgefährlichen Pestizide auf. Wir stufen es ebenfalls als besonders bedenklich ein. Kritisch sehen wir auch den Gehalt des Stoffes Piperonylbutoxid, der die Wirkung des Insektizides verstärkt: Die festgestellte Menge schöpft den Rückstandshöchstwert für Getreide zu mehr als die Hälfte aus. Auch das werten wir ab.
Bedenkliche Pestizide bzw. Begasungsmittel kritisieren wir in unserem Reis-Test auch in vier weiteren Produkten.
Oryza-Reis im Test: Keine Angaben zur Herkunft
So viel zu den Inhaltsstoffen. Minuspunkte bekommt das getestete Oryza-Produkt auch für fehlende Transparenz. Denn es ist unklar, woher die abgefüllten Reiskörner stammen. Wir haben Anbieter Euryza gebeten, uns die Lieferkette offenzulegen, doch unsere Nachfrage blieb unbeantwortet. Auch auf der Verpackung ist das Herkunftsland nicht angegeben.
Wir finden: Für Oryza, eine der führenden konventionellen Reismarken auf dem Markt, ist das ein schwaches Bild. Nur ein weiterer Anbieter im Test zeigte sich so intransparent. Die übrigen Anbieter haben uns zumindest geantwortet oder eine Herkunft deklariert.
Untypisch hoher Ballaststoffgehalt deklariert
Unser letzter Kritikpunkt betrifft den Ballststoffgehalt. Prinzipiell ist es erfreulich, dass Anbieter Euryza einen Ballaststoffgehalt auf der Verpackung angibt, denn dazu sind die Hersteller gesetzlich nicht verpflichtet.
Allerdings ist die angegebene Menge von 4,1 Gramm Ballaststoffen pro 100 Gramm für Risottoreis ungewöhnlich. Zum Vergleich: Die übrigen Risottoreis-Anbieter im Test, die hierzu Angaben gemacht haben, deklarieren 0,6 Gramm, 1 Gramm und 2,1 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm.
Wir wollten von Euryza wissen, wie der Ballststoffgehalt bestimmt wurde. Doch auch hier lieferte uns der Anbieter keiner Antwort. Damit lässt sich die angegebene, für diese Reissorte vergleichsweise hohe Menge an Ballaststoffen nicht überprüfen. Dafür ziehen wir eine Note ab.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.
Da der geprüfte Oryza Risotto Reis aus unserer Sicht kritikwürdige Mengen an anorganischem Arsen, MOSH/MOSH-Analogen sowie Deltamethrin und Piperonylbutoxid aufweist, ziehen wir acht Noten ab. Daher lautet das Teilergebnis Inhaltsstoffe "ungenügend".
Für unsere unbeantworteten Fragen zur Lieferkette und zum Ballaststoffgehalt gibt es drei Notenabzüge. Somit ist das Teilergebnis Weitere Mängel "ausreichend". Das Gesamturteil kann also nur "ungenügend" lauten.
Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.
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