- Die meisten der 21 Sonnenblumenöle im Test sind mit Mineralöl verunreinigt. In zwei Produkten bewerten wir die Gehalte sogar als "stark erhöht".
- Zwei Mal hat das von uns beauftragte Labor auch potenziell krebserregende Stoffe nachgewiesen.
- Die gute Nachricht: Ein Sonnenblumenöl ist mit "sehr gut", neun weitere mit "gut" empfehlenswert.
Aktualisiert am 14.10.2021 | Sonnenblumenöl ist aus ernährungsphysiologischer Sicht kein Muss für den Küchenschrank. Auch gesundheitlich ist es, weder als raffinierte noch als native Variante, die erste Wahl. Das liegt unter anderem an der Fettsäurezusammensetzung.
"Sonnenblumenöl enthält einen hohen Anteil an zweifach ungesättigter Linolsäure, die im Körper oxidiert werden kann und dann als Plaques in den Arterien abgelagert wird", erklärt Speiseölexperte Bertrand Matthäus vom Max-Rubner-Institut. Wer Sonnenblumenöl trotzdem mag, verwendet es am besten im Wechsel mit anderen Ölen wie Raps- und Olivenöl.
Sonnenblumenöl von Thomy, Alnatura & Co. im Vergleich
Wir wollten wissen, was ansonsten in raffinierten und kalt gepressten Sonnenblumenölen steckt und haben dafür 21 Produkte getestet. Das Ergebnis: Sonnenblumenöle haben häufig ein Problem mit Mineralöl. Darüber hinaus hat das von uns beauftrage Labor weitere bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden, darunter krebserregende Substanzen und ein Schimmelpilzgift.
Das hat zur Folge, dass wir lediglich ein einziges Mal die Bestnote vergeben. Fünf Sonnenblumenöle im Test fallen dagegen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Kritik an Mineralöl in Sonnenblumenöl im Test
Die schlechte Nachricht zuerst: Kein einziges Sonnenblumenöl im Test ist frei von Mineralöl. So hat das von uns beauftragte Labor in allen getesteten Produkten gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) nachgewiesen.
Während es sich beim Testsieger nur um Spuren handelt, sind die meisten anderen Öle mit Gehalten belastet, die wir als "leicht erhöht" bewerten. Zwei Mal krisitieren wir aber auch "stark erhöhte" Gehalte an Mineralölbestandteilen.
Bedenklich sind MOSH deshalb, weil sie sich in Organen wie der Leber anreichern. Ob und wie das auf Dauer die Gesundheit beeinträchtigt, ist noch unklar. Einen gesetzlichen Grenzwert für MOSH gibt es bislang nicht. Wir finden: Sie gehören nicht in Lebensmittel, hier sind schärfere Kontrollen der Hersteller gefragt.
Krebserregender Stoff in zwei Ölen gefunden
Wenig angetan sind wir auch von den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die in zwei nativen Sonnenblumenölen im Test stecken. Unter anderem hat das Labor die krebserregende Substanz Benzo(a)pyren nachgewiesen.
PAK können über die Nahrung, die Atemwege und die Haut aufgenommen werden. In Lebensmittel gelangen diese Stoffe unter anderem über Rauch und Abgase. Der Eintrag könnte zum Beispiel schon vor dem Pressen beim Trocknen der Sonnenblumenkerne passiert sein.
Schimmelpilzgift in einem Bio-Sonnenblumenöl
Ärgerlich ist auch, dass in einem Bio-Produkt das Schimmelpilzgift Alternariolmonomethylether (AME) steckt. In Zellstudien hat AME das Erbgut geschädigt.
Da es für dieses Gift noch keinen gesetzlichen Grenzwert gibt, haben wir uns bei der Bewertung an einem ersten Vorschlag der EU-Kommission für einen Richtwert orientiert. Die Konsequenz für das betroffene Sonnenblumenöl: Es fällt in unserem Test durch.
Fast alle Sonnenblumenöle überzeugen mit Geschmack
In der Sensorik waren die meisten Öle tadellos. Die raffinierten Sonnenblumenöle rochen und schmeckten nahezu bis komplett neutral – so soll es sein. Nur in einem der getesteten Öle kritisierten die Prüfer eine leicht saatige Note.
Bei kaltgepresstem Sonnenblumenöl sind saatige, kernige, holzige, nussige und fruchtig-süße Noten hingegen typisch und erwünscht. Hier gab es zwei Ausreißer: Nach Ansicht unserer Prüfer roch und schmeckte ein kaltgepresstes Bio-Sonnenblumenöl leicht chemisch, ein weiteres leicht stichig.
Damit schneiden beide bei uns in der Sensorik nur mit "ausreichend" ab. Laut Gegengutachten der Anbieter waren die Öle sensorisch unauffällig. Die Ursache für die unterschiedlichen Befunde ist unklar.
Ist Sonnenblumenöl zum Backen und Braten geeignet?
Pflanzenöle sind generell hitzeempfindlich. Wie sehr hängt von der Fettsäurezusammensetzung ab und davon, ob sie raffiniert oder kaltgepresst sind. Während bei raffinierten Ölen der Rauchpunkt knapp über 200 Grad Celsius liegt, fangen kaltgepresste Öle deutlich früher an zu qualmen.
Trotzdem ist auch raffiniertes Sonnenblumenöl nur eingeschränkt für die heiße Küche zu empfehlen. Mit seinem hohen Anteil an zweifach ungesättigter Linolsäure oxidiert es schneller als Raps- oder Olivenöl, wobei auch gesundheitsschädliche Aldehyde entstehen können. Ist die Temperatur aber nicht zu hoch, kann man es noch zum Braten verwenden.
Zum Backen ist Sonnenblumenöl gut geeignet, da die Temperatur im Inneren des Backguts in der Regel nicht mehr als 100 °C erreicht. Grundsätzlich empfiehlt das Max-Rubner-Institut, Pflanzenöle nur so stark zu erhitzen wie nötig. Beim Braten seien 130 bis 140 °C, beim Frittieren 160 bis 170 °C optimal, damit keine gesundheitsschädlichen Stoffe entstehen.
So steht es um Rapsöl und Olivenöl
Nicht nur Sonnenblumenöl ist vielseitig einsetzbar – das gilt ebenso für Rapsöl. Und auch diese Produktgruppe haben wir überprüft. Für den Test wählten wir 23 beliebte Rapsöle aus, darunter raffinierte und kaltgepresste Öle. Das Ergebnis: Die Qualität unterschied sich erheblich.
Es gab Probleme mit Mineralöl und wir stießen auf krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Drei Produkte erhielten aber auch die Bestnote. Mehr zum Test lesen Sie hier: Rapsöl-Test: Die meisten Öle sind mit Mineralöl verunreinigt.
Mineralöl war auch ein Thema in unserem Olivenöl-Test. Das von uns beauftragte Labor fand in knapp der Hälfte der 19 überprüften Produkte Mineralölbestandteile. Außerdem auffällig: Vier Olivenöle wiesen, anders als angegeben, nicht die höchste Güteklasse "nativ extra" auf. Insgesamt zwei Produkte schnitten "gut" ab. Zum Test geht es hier: Olivenöl-Test: Knapp die Hälfte mit Mineralöl verunreinigt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 08/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Olivenöl-Test: Knapp die Hälfte mit Mineralöl verunreinigt
- Rapsöl-Test: Die meisten Öle sind mit Mineralöl verunreinigt
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