- Wir haben 16 vegane Nuggets auf Basis von Tofu, Reisflocken oder von Soja-, Weizen- Ackerbohnen- oder Erbseneiweiß getestet, darunter tiefgekühlte und gekühlte aus Supermärkten und Discountern. Außerdem: fertig zubereitetes Fast Food von McDonald’s und Burger King.
- Das Ergebnis: Vier Produkte sind mit "gut" empfehlenswert, sieben vegane Nuggets fallen mit "ungenügend" durch.
- In mehr als der Hälfte der getesteten Produkte stecken Gehalte an gesättigten Mineralölbestandteilen, die wir kritisieren.
Aktualisiert am 2.11.2023 | Wir könnten jetzt mit gutem Grund frustriert sein, weil allein 7 von 16 veganen Nuggets mit "ungenügend" durchrasseln. Oder wir heben hervor, was immerhin erfreulich ist: Es gibt Produkte im Test, die es mit ordentlichen Inhaltsstoffergebnissen auf ein Gesamturteil "gut" schaffen. Nuggetfans, die kein Huhn essen möchten, haben also eine Alternative.
Von etlichen veganen Nuggets raten wir dagegen wegen Schadstoffbelastungen und umstrittenen Zusatzstoffen ab. Wo liegen die Probleme genau?
Veganen Nuggets: Mineralöl in der Kritik
Mehr als die Hälfte der Produkte im Test kritisieren wir, weil sie mit Mineralölbestandteilen verunreinigt sind. Genau gesagt, handelt es sich um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge). Diese reichern sich im menschlichen Körper an und stellen dort die größte Verunreinigung dar. Die gesundheitlichen Folgen sind unklar.
Die aktuell getesteten Chicken Nuggets enthielten allenfalls Spuren von MOSH-Analogen. Sind Verunreinigungen mit Mineralöl also ein spezielles Problem von veganen Ersatzprodukten? Klares Nein. Auch in Butter oder in Grillwürsten aus Schweinefleisch fanden wir Mineralölbestandteile.
Die Lebensmittelindustrie hat sich seit Längerem selbst verpflichtet, auch MOSH-Analoge in Lebensmitteln vorsorglich zu minimieren. Aus unserer Sicht sind die bisherigen Anstrengungen und Orientierungswerte aber nicht ambitioniert genug.
Was steckt in den veganen Nuggets?
Die veganen Nuggets basieren auf Tofu, Reisflocken oder auf Soja-, Weizen- Ackerbohnen- oder Erbseneiweiß. Die Grundstoffe sind pflanzlich. Vegane Nuggets bleiben aber industriell hergestellte Fertigprodukte, zum Teil mit jeder Menge Zusatzstoffen.
Viele versuchen dem Produkt aus Huhn möglichst nahezukommen. Dafür setzen die Anbieter nicht nur auf Gemüse oder Getreide, sondern unter anderem auch auf Verdickungsmittel oder einzelne pflanzliche Fasern fürs entsprechende Mundgefühl.
Einige der Zusatzstoffe sehen wir kritisch. So taucht mit wenigen Ausnahmen in allen Zutatenlisten Aroma oder "natürliches Aroma" auf. Statt auf geschmacksintensive leckerere Rohstoffe setzen die Hersteller auf die Trickkiste der Aromenindustrie. Dass einige damit den Geflügelfleischgeschmack nachahmen wollen, muss in unseren Augen nicht sein. Wohlschmeckend geht auch anders.
Einige Produkte enthalten Phosphatzusätze
Aromazusätze zeigen für uns klar das Problem dieser Produktkategorie: Offenbar schmecken die Rohstoffe nicht intensiv und lecker genug. Aus unserer Sicht schmälern Aromazusätze die Qualität eines Lebensmittels.
Was steckt außerdem in den veganen Nuggets? In einigen Produkten monieren wir Phosphatzusätze. Phosphate sind natürlicherweise besonders in tierischen Lebensmitteln, aber auch in Hülsenfrüchten enthalten.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2019 darauf hingewiesen, dass Kinder leicht mehr Phosphate aufnehmen können, als für sie gesundheitlich unbedenklich ist. Große Mengen an Phosphaten können den Nieren schaden. Auf den Zusatz sollten die Hersteller aus unserer Sicht daher verzichten.
Zwei Produkte sind mit Eisen (Eisendiphosphat) angereichert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät von Eisenzusätzen in Lebensmitteln ab. Wer unter Eisenmangel leidet, nimmt besser mit ärztlicher Rücksprache die individuell richtige Dosis ein.
Weitere unerwünschte Inhaltsstoffe entdeckt
Doch damit nicht genug. Vereinzelter sind wir auch auf folgende unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen:
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Perchlorat und Chlorat: Beide Stoffe können die Schilddrüse beeinträchtigen. Sie können durch Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel in Lebensmittel gelangen.
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3-MCPD-Fettsäureester und Glycidyl-Fettsäureester: Die Fettsäureester von 3-MCPD und Glycidol können unter anderem während der Raffination von pflanzlichen Ölen entstehen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ester während der Verdauung nahezu vollständig ungebundenes 3-MCPD und Glycidol freisetzen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft 3-MCPD als möglicherweise, Glycidol als wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen ein.
Wie schmecken die veganen Nuggets im Test?
Kommen wir von den Inhaltsstoffen zum Geschmack. Echte Ausreißer nach unten in Geschmack, Aussehen und Mundgefühl gab es nicht. Die geschulten Sensoriker notierten nur leichte Abweichungen wie "nicht knusprige Panaden" oder einen vergleichsweise "faden Geschmack". Am unangenehmsten war noch der "schwach muffige" Geruch eines Produkts im Test.
Insgesamt müssen die veganen Nuggets sich im Testergebnis Sensorik nicht vor den Chicken-Nuggets verstecken. Apropos: Jetzt schicken wir Chicken Nuggets und vegane Nuggets in ein kleines Duell.
Vegane Nuggets vs. Chicken Nuggets
Tierwohl
Für die veganen Nuggets leiden keine Tiere – für solche aus Huhn durchaus.
Klima
Hähnchen-Nuggets haben laut Ifeu-Institut einen Fußabdruck von 3,8 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilo Produkt. Im Vergleich mit Rindfleisch (13,8 Kilo) ist das wenig, aber viel im Vergleich mit den meisten pflanzlichen Lebensmitteln. Einen direkten Vergleichswert für vegane Nuggets hat das Institut nicht veröffentlicht, für andere vegane Fleischersatzprodukte liegen Werte von unter zwei Kilo vor.
Was ist gesünder, vegane oder tierische Nuggets?
Nährstoffe
Es kommt drauf an. Chicken- und auch viele vegane Nuggets liefern viel Eiweiß und kaum ungünstige gesättigte Fette. Trotzdem sind sie kein besonders gesundes Essen. 150 Gramm veganes Produkt im Test enthalten bis zu 458 Kilokalorien, die Chicken-Variante bis zu 374.
Wie schneiden die getesteten Chicken Nuggets ab?
- Wir haben insgesamt elf Chicken Nugget-Marken aus der Tiefkühlabteilung eingekauft, darunter vier Bio-Produkte, außerdem Nuggets der drei Fast-Food-Ketten McDonald’s, KFC und Burger King.
- Anders als in den veganen Nuggets waren Mineralölbestandteile kein Problem in Chicken Nuggets. Geht's um die Inhaltsstoffe, kritisieren wir vor allem einen Fettschadstoff und einen antibiotikaresistenten Keim.
- Der Test zeigt außerdem: Niedrige Haltungsanforderungen sind nach wie vor ein großes Problem in der Hähnchenmast. Von Tierwohl kann nicht die Rede sein, vielmehr ist die industrielle Hühnerhaltung oft grausam.
- Eingeschränkt können wir vier Produkte mit "gut" empfehlen.
- Mehr lesen Sie hier: Chicken Nuggets im Test.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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