Vegane Sahne im Test: Welche Marken sind am besten?

Spezial Vegetarisch und Vegan 2023 | Autor: Vanessa Christa/Meike Rix/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 02.11.2023

Wir haben 19 Mal vegane Sahne überprüft.
Foto: ÖKO-TEST

Vegane Sahne bietet einige Vorteile: Für sie müssen keine Tiere leiden und sie ist besser fürs Klima. Auch die Inhaltsstoffe überzeugen – meistens zumindest, wie unser Test zeigt. Minuspunkte verteilen wir für Glyphosat und umstrittene Zusatzstoffe. 

  • Wir haben 19 Mal vegane Sahne getestet. Davon sind 14 Produkte bio-zertifiziert.
  • Das Ergebnis: Der Großteil der veganen Sahnen ist "sehr gut".
  • Kritik gibt es für Glyphosat, Aromen sowie Verdickungsmittel bzw. Emulgatoren, die im Verdacht stehen, Entzündungen im Darm auszulösen.

Aktualisiert am 2.11.2023 | Das sind einmal richtig gute Nachrichten für Veganerinnen, Veganer und alle, die gern weniger Milchprodukte essen möchten: 13 der 19 getesteten fertigen Alternativen für tierische Sahne können wir mit "sehr gut" empfehlen.

Rama, Rewe & Co.: Vegane Sahne im Test

Ob auf Basis von Hafer, Soja, Kokosmilch, Reis oder Linsen: In keiner einzigen veganen Sahne hat das von uns beauftragte Labor mehr als Spuren von Schwermetallen oder Pestiziden gefunden. Auch Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen waren – ganz anders etwa als in der Butter aus Kuhmilch – kein Problem.

In fünf Produkten kritisieren wir allerdings den Einsatz von Verdickungsmitteln oder Emulgatoren, die umstritten sind, weil sie möglicherweise Entzündungen im Darm fördern können. Und in einer veganen Sahne steckte das bedenkliche Pestizid Glyphosat.

Vegane Sahne lässt sich zum Beispiel gut in Suppen verwenden.
Vegane Sahne lässt sich zum Beispiel gut in Suppen verwenden. (Foto: Anna Strigana Fedotova/Shutterstock)

Labor entdeckt Glyphosat

Doch beginnen wir von vorn: Spuren von Pestiziden hat das von uns beauftragte Labor nur in einer veganen Sahne nachgewiesen. Bei einer der zwei gefundenen Substanzen handelt es sich ausgerechnet um Glyphosat. 

Die Internationale Krebsagentur (IARC) hat das Spritzgift schon vor vielen Jahren als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) sieht keinen Krebsverdacht. Unabhängig von direkten Risiken für Menschen schädigt Glyphosat die Artenvielfalt und steht unter dem Verdacht, erheblich am dramatischen Rückgang der Insekten beteiligt zu sein – und das bisher meist ganz legal.

Der Hafer als Basis-Zutat der betroffenen Creme stammt aus Ländern der Europäischen Union. Die EU-Zulassung von Glyphosat sollte eigentlich am 15. Dezember 2022 endlich auslaufen. Dabei ist es jedoch nicht geblieben: Sie wurde bis zum 15. Dezember 2023 verlängert. 

Unerwünschte Zusatzstoffe in veganer Sahne

Verdickungsmittel beziehungsweise Stabilisatoren sind in den meisten Produkten enthalten. Dagegen ist aus unserer Sicht erst einmal grundsätzlich nichts einzuwenden. Bei einigen der Zusätze meinen wir jedoch, es wäre besser, vorsichtshalber darauf zu verzichten.

Dazu zählt Carrageen (E 407), das in gleich drei Produkten steckt. Carrageen steht in Verdacht, Entzündungen im Darm auszulösen.

Das gilt auch für Carboxymethylcellulose (E 466). Es ist in einer veganen Sahne im Test enthalten. Der Verdacht geht jeweils auf Tierstudien zurück. Aus unserer Sicht besteht noch Forschungsbedarf zur langfristigen Unbedenklichkeit für den Menschen.

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Carrageen wird auch in "echter" Sahne eingesetzt

Schlimm, diese veganen Produkte wieder mit ihren vielen Zusatzstoffen? Ganz so einfach ist es nicht. So ist auch bei Sahne aus Kuhmilch der Einsatz von Carrageen eher der Normalfall. Er soll verhindern, dass sich das Fett oben sammelt, und den Schritt ersparen die Packung zu schütteln.

Kommen wir zu unserem letzten Kritikpunkt: Dreimal kritisieren wir Zusätze von "Aroma" beziehungsweise nicht näher definiertem "natürlichen Aroma". Woraus genau beides hergestellt wird, bleibt im Dunkeln, anders als etwa beim "natürlichen Kokosaroma", das aus Kokosnüssen stammen muss.

Vegane Sahne im Test: Unterschiede im Geschmack

Jetzt stellt sich auch die Frage, wie es um den Geschmack steht? Nun, auf eine Sensorikprüfung haben wir verzichtet, weil es stark vom jeweiligen Gericht mit seinen sonstigen Zutaten und Gewürzen abhängt und zudem Geschmacksache ist, welche vegane Sahne überzeugt.

So hat etwa Hafer als Grundzutat allgemein einen stärkeren Eigengeschmack als zum Beispiel Soja. Das kann ein Nachteil sein – oder egal, wenn er durch geschmacksintensive Zutaten übertönt wird. Oder man mag vielleicht gerade diesen Eigengeschmack ganz gern. Am besten einfach ausprobieren!  

Vegane Sahne ist nicht zwingend teurer

Interessiert hat uns auch die Preisentwicklung. Wir haben die Hersteller gebeten, uns nicht nur die aktuellen, sondern auch die Preise von vor einem Jahr mitzuteilen: Bei einer konventionellen Marke ist der Preis um stolze 30 Prozent gestiegen. Viermal lagen die Preiserhöhungen zwischen acht und 14 Prozent, siebenmal bei null. Ein Produkt war neu, die anderen Hersteller antworten nicht.

Insgesamt sind die Auswirkungen der Inflation hier aber wohl geringer als etwa bei Butter. Vegane Sahne muss im Vergleich zu tierischer derzeit kein zusätzlicher Kostenfaktor sein.

200 Milliliter der veganen Sahne-Produkte im Test kosten (Stand November) zwischen 79 Cent und 1,59 Euro. Zum Vergleich: Eine Bio-Schlagsahne vom Discounter bekommt man derzeit für (plus-minus) 1,19 Euro, die konventionelle für (plus-minus) 99 Cent. Das sind natürlich Preisbeispiele, die Preise variieren von Markt zu Markt und von Produkt zu Produkt.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 12/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 19 Mal vegane Sahne eingekauft. 14 Produkte sind bio-zertifiziert. Bei vieren handelt es sich um Kühlregalware. Alle Produkte schickten wir in ein umfangreiches Screening auf Pestizidrückstände und giftige Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Arsen. Vegane Sahne auf Basis von Soja ließen wir in einem spezialisierten Labor auf gentechnisch veränderte Organismen prüfen. Zusätze wie Farbstoffe, Verdickungsmittel und Stabilisatoren müssen die Lebensmittelhersteller gesetzlich vorgeschrieben in ihren Zutatenlisten aufführen. Anhand dieser haben wir überprüft, ob aus unserer Sicht problematische Stoffe dabei sind. Aus den ebenfalls verpflichtenden Nährwertangaben konnten wir erschließen, dass sich sowohl die Zucker- als auch die Salzgehalte in einem vertretbaren Rahmen bewegen. Welcher Fettgehalt ideal ist, hängt davon ab, was man mit der Sahnealternative zubereiten möchte. Diese Werte führen wir als Info in der Tabelle auf. Zum Aufschlagen eignen sich die meisten Produkte im Test laut Herstellerangaben übrigens nicht oder kaum. Einige der Anbieter haben für diesen Zweck andere Produkte mit entsprechender Auslobung im Programm.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein oder mehrere umstrittene Zusatzstoffe (hier: Natrium-Carboxymethylcellulose [E 466], Carrageen [E 407]); b) der Zusatz von (natürlichem) Aroma; c) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid mit einem gemessenen Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Glyphosat).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):

Mineralölbestandteile: nach DIN EN 16995:2017-08 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID.  Chlormequat/Mepiquat: LC-MS/MS.  Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07.  Glyphosat/Aminomethylphosphonsäure (AMPA)/Glufosinat: LC-MS/MS.  Gentechnisch veränderte Bestandteile: PCR; Untersuchung auf GVO P35S: ASU L 00.00-122:2008-06; NOS: ASU L 00.00-122:2008-06; pat: ASU L 00.00-154: 2014-08 mod. (Die Modifikation betrifft die Anpassung der Primer- und Sondenkonzentration); EPSPS: ASU L 00.00-154:2014-08 mod. (Die Modifikation betrifft die Anpassung der Primer- und Sondenkonzentration).  Elementbestimmung: Probenvorbereitung mittels Totalaufschluss in der Mikrowelle, Messung mittels ICP-MS. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.  Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

Einkauf der Testprodukte: August – September 2022.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 12/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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