Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist sehr hoch. Immer wieder wurde nachgewiesen, dass sich unser Leitungswasser qualitativ nicht von gekauften (Mineral-)Wässern unterscheidet. Beide können ohne Bedenken getrunken werden, sofern Hersteller korrekt arbeiten (im Fall von Flaschenwasser) bzw. alle Leitungen (im Fall von Trinkwasser) in Ordnung sind. Auch den Durst löschen natürlich beide.
Ein kleiner Unterschied: Mineralwasser kann deutlich mehr Mineralstoffe (wie Kalzium oder Magnesium) enthalten als Leitungswasser. Das muss aber nicht zwingend der Fall sein, denn auch Leitungswasser ist nicht mineralstofffrei.
Der wichtigste Unterschied ist tatsächlich finanzieller Natur. Denn: Im Geldbeutel macht sich durchaus bemerkbar, ob das Wasser direkt aus der Leitung kommt – oder ob Sie jede Woche einen Kasten Wasser in den Einkaufswagen laden. Wie hoch die Differenz genau ausfällt? Wir haben nachgerechnet.
Wie viel Wasser trinken wir eigentlich pro Jahr?
Dabei haben wir uns an folgenden Zahlen orientiert: Während gut belegt ist, dass wir pro Jahr im Schnitt rund 44.000 Liter Trinkwasser (zum Duschen, Kochen, Putzen usw.) verbrauchen, ist weniger einfach zu ermitteln, wie viel Wasser wir im Jahr allein als Durstlöscher zu uns nehmen. Nicht jeder trinkt gleich viel – und natürlich trinkt nicht jeder nur reines Wasser: Kaffee, Tee, Säfte, Softdrinks & Co. decken bei vielen einen Großteil des täglichen Flüssigkeitsbedarfs.
Wir sind deshalb davon ausgegangen, dass eine Person im Schnitt 0,75 Liter reines Wasser (ohne Kaffee, Limo & Co.) pro Tag trinkt: an einem Sommertag mehr, an einem Wintertag weniger. Geht man von 0,75 Litern pro Tag aus, summiert sich die Schätzung auf rund 275 Liter Wasser im Jahr, mit denen wir im Folgenden rechnen.
1 Jahr Leitungswasser trinken: sehr günstig
In unserem Beitrag "Was kostet eigentlich Leitungswasser?" haben wir gezeigt, dass ein Liter Wasser in Deutschland ungefähr 0,4 Cent pro Liter kostet (wenn man alle anfallenden Kosten miteinbezieht). Die Trinkwasserkosten können allerdings je nach Stadt leicht schwanken.
Entsprechend einfach ist es, zu berechnen, was es kostet, ein Jahr lang Leitungswasser zu trinken: 0,4 Cent/Liter * 275 Liter = 110 Cent = 1,10 Euro.
Wer also ausschließlich Wasser aus dem Hahn trinkt, muss dafür zurzeit nicht viel mehr als einen Euro im Jahr bezahlen. Und: Auch Leitungswasser leistet einen relevanten Beitrag zur Mineralstoffversorgung – selbst wenn es den Begriff "Mineral" nicht ausdrücklich im Namen trägt.
1 Jahr Wasser aus dem Sprudler: günstig
Wer sein Wasser zusätzlich aufsprudeln will, muss ein paar Euro mehr einrechnen.
Schließlich müssen ein Wassersprudler angeschafft und Gaskartuschen nachgekauft werden. Geht man davon aus, dass ein neuer Sprudler im Schnitt 100 Euro kostet, dafür aber acht Jahre seinen Dienst tut, sind für das Gerät rechnerisch 12,50 pro Jahr anzusetzen. Ein neuer CO₂-Zylinder kostet im Drogeriemarkt etwa sechs Euro; pro Jahr benötigt man etwa fünf davon, um die genannte Wassermenge aufzusprudeln. Was nochmals Kosten von 30 Euro entspricht.
Macht zusammen: 1,10 Euro (Trinkwasser) + 12,50 (Wassersprudler, anteilig) + 30 Euro (CO₂-Zylinder) = 43,60 Euro im Jahr fürs selbst gesprudelte Wasser.
Wobei die Kosten niedriger ausfallen, wenn ein günstiges Sprudler-Modell lange benutzt wird, und höher, wenn ein teurer Sprudler schon nach drei Jahren den Dienst quittiert.
1 Jahr Discounterwasser: bezahlbar
Im Discounter, wo stilles oder gesprudeltes Wasser in der Einweg-Pfand-Flasche aus Kunststoff zu haben ist, wird es ein wenig teurer. Der Liter kostet hier je nach Flaschengröße zurzeit zwischen 18 Cent (aus der 1,5-Liter-Flasche) und 27 Cent (aus der 0,5-Liter-Flasche).
- Gehen wir vom günstigsten Preis aus, zahlt man: 18 Cent/Liter * 275 Liter = 49,50 Euro im Jahr.
- Wer zu den kleineren Wasserfläschchen greift, zahlt: 27 Cent/Liter * 275 Liter = 74,25 Euro im Jahr.
Die Kosten für Flaschenwasser sind also automatisch höher als die von selbst gesprudeltem Wasser (43,60 Euro). Ganz abgesehen davon, dass Sie im Jahr 275 Kilo abgefülltes Wasser transportieren und die dazugehörigen Pfandflaschen zurückbringen müssen. (Zu den Umweltkosten, die außerdem anfallen, siehe unten.)
1 Jahr Markenwasser: wesentlich teurer
Am kostspieligsten wird es, wenn man Wasser in der Glasflasche kauft. Die Preise schwanken hier, je nach Marke und Markt, am stärksten. Sie können von 45 Cent bis gut über einen Euro pro Liter Wasser reichen.
Wer gerne mehr bezahlt, bekommt dafür auch ein "ausgewogen mineralisiertes" und "feinperliges" Mineralwasser als "Begleiter für aromareiche Speisen und strukturierte Weine", wie ein Hersteller sein Produkt bewirbt. Was man ebenfalls bekommt: eine hohe "Wasserrechnung", nämlich: 1,30 Euro/Liter * 275 Liter = 357,50 Euro im Jahr.
Ist das Wasser im Glas nicht ganz so "feinperlig", aber immer noch mit einem bekannten Markennamen versehen, kostet es etwa die Hälfte. Entsprechend landet man bei: 50 Cent/Liter * 275 Liter = 137,50 Euro im Jahr.
1 Jahr lang Wasser trinken – im Vergleich
Hier noch einmal alle Zahlen im Vergleich (Transportkosten nicht berücksichtigt). Ein Jahr Wassertrinken kostet:
- Leitungswasser: etwa 1 Euro
- gesprudeltes Leitungswasser: etwa 45 Euro
- Discounterwasser: etwa 50 bis 75 Euro
- Markenwasser: etwa 135 bis 355 Euro
Noch mal anders ausgedrückt: Wasser aus dem Sprudler ist rund 45-mal so teuer wie Leitungswasser, aus der Plastikflasche mindestens 50-mal und aus der Glasflasche mindestens 135-mal so teuer wie Wasser aus dem Hahn.
Oder so: Wer vom Wasserkasten mit Glasflaschen auf den Sprudler umsteigt, spart mindestens 90 Euro im Jahr, wahrscheinlich mehr. Wer nur noch Leitungswasser trinkt, darf sogar von 134 Euro Ersparnis (und mehr) ausgehen.
Wasserkosten … und die Umwelt?
Nicht zu vergessen: Die vier gezeigten Möglichkeiten, sich das Wasser reichen zu lassen, haben natürlich unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt. Dazu gilt:
- Die günstigste Variante, also Leitungswasser pur, ist zugleich die umweltfreundlichste, da hier nichts verpackt und transportiert werden muss.
- Zur Umweltbilanz von Wassersprudlern gibt es leider keine Studien. Geschätzt schneiden die Sprudler aber spätestens nach zwei Jahren ökologisch besser ab als Wasser, das abgefüllt verpackt wird.
- Bei Flaschenwasser gilt: Mehrweg geht vor Einweg und regional geht vor international. Die Kiste mit Glasflaschen aus dem Getränkehandel ist also umweltverträglicher als die Einweg-Wasserflaschen vom Discounter.