Täglich ein Ei – das galt lange als allgemein anerkannte Ernährungsempfehlung. Seit einigen Jahren jedoch streiten Ärztinnen, Ärzte und Ernährungsforscher darüber, ob es gesund oder ungesund ist, täglich ein Ei (oder gar mehrere) zu essen.
Vorweg: Hühnereier sind grundsätzlich gesund. Sie enthalten biologisch wertvolles Eiweiß, Fett, unterschiedliche Vitamine und Mineralstoffe – aber auch Cholesterin.
Ist Cholesterin wirklich schädlich?
Cholesterin ist ein fettartiger Stoff, der in unserem Organismus wichtige Aufgaben übernimmt, zum Beispiel bei der Bildung von Hormonen und von Vitamin D. Da unser Körper Cholesterin selbst herstellen kann, sind wir nicht davon abhängig, es mit der Nahrung aufzunehmen.
Bei gesunden Menschen reguliert sich der Cholesterinspiegel im Blut von selbst. Der Cholesterinspiegel bleibt auch dann stabil, wenn weiteres Cholesterin aufgenommen wird: Der Körper produziert dann einfach selbst weniger Cholesterin.
Erst bei bestimmten Erkrankungen (wie Störungen der Schilddrüse, Leber oder Niere) kann der Cholesterinspiegel im Blut zu hoch werden. Erkrankte sollten dann ihre Ernährung umstellen. Denn ein dauerhaft hoher Blut-Cholesterinspiegel kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, so das Bundeszentrum für Ernährung.
Studien zum Verzehr von Eiern
Doch wie wirkt es sich längerfristig auf die Gesundheit aus, wenn man regelmäßig Eier verzehrt? Dazu gibt es zahlreiche Studien, aber keine einfachen Antworten. Eine Überblicksarbeit (Teil 1, Teil 2) aus dem Jahr 2020, die in der Fachzeitschrift "Ernährungs Umschau" erschien, führt aus: Liest man viele Untersuchungen zum Thema, geht daraus weder hervor, dass der Verzehr von Eiern nachweislich positive, noch dass er eindeutig negative Auswirkungen auf die Gesundheit hätte.
Die Autorinnen und Autoren schreiben, es sei deshalb auch "nicht möglich, Rückschlüsse auf konkrete Verzehrmengen für Eier abzuleiten". Anders gesagt: Es gibt, so die Wissenschaft, zurzeit weder klare Empfehlungen, wie viele Eier pro Tag oder Woche "zu viel" noch dazu, wie viele "zu wenig" seien. Die Autorinnen und Autoren geben den klugen Rat, man solle sich lieber damit beschäftigen, wie sich die eigene Ernährung insgesamt zusammensetzt.
Also damit, ob der Körper (im Lauf des Tages bzw. der Woche) grundsätzlich und aus verschiedenen Quellen mit den nötigen Nährstoffen versorgt wird. Dann müsse man nicht mehr so sehr auf die Frage starren, ob nun einzelne Lebensmittel – wie Eier – besonders gesund oder ungesund seien.
Ausnahmen gelten für Personen, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden: Hier steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweislich, wenn viele Eier verzehrt werden.
DGE-Empfehlung: Ein Ei pro Woche
Wer sich eine konkretere Hilfestellung dazu erhofft, welche Lebensmittel er in welchen Umfang zu sich nehmen sollte, der ist bei der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gut aufgehoben. Die DGE bietet dazu eine hilfreiche Tabelle mit Orientierungswerten für die verschiedenen Lebensmittelgruppen (Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch usw).
Speziell zu Eiern vertritt die DGE seit März 2024 die Auffassung, dass nur etwa ein Ei pro Woche sinnvoll sei. Eier, die in Nahrungsmitteln wie Nudeln oder Backwaren enthalten sind, sind dabei nicht mitgemeint: Pasta und Gebäck werden von der DGE noch einmal gesondert im Bereich "Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln" aufgeführt. In den letzten Jahren war die Ernährungsgesellschaft noch von drei Eiern pro Woche als Orientierungswert ausgegangen.
Umwelt- und Klimaeffekte fließen mit ein
Heißt das etwa, dass die DGE mehr als ein Ei pro Woche für ungesund hält? Hierzu muss man wissen: Die Ernährungsgesellschaft hat ihre Empfehlungen zu Eiern nicht aufgrund unmittelbarer gesundheitlicher Bedenken gesenkt. Sondern weil in die Berechnungen der DGE seit 2024 auch schädliche Umwelt- und Klimaeffekte einfließen, die auf längerer Sicht drastische Folgen haben können – auch solche gesundheitlicher Natur.
Das bedeutet: Ein hoher Eierkonsum ist, folgt man der DGE, nicht mit einem unmittelbaren Gesundheitsrisiko für die eigene Person verbunden. Aber er hängt sehr wohl mit der langfristigen Gesundheit aller Menschen zusammen, die durch den übermäßigen Verzehr tierischer Lebensmittel bedroht ist.
Die Expertinnen und Experten schreiben dazu: "Die Portionsangabe von einem Ei pro Woche beruht nicht auf einer Begrenzung aus gesundheitlichen Gründen, z.B. dem Cholesterin. Es ist eine Menge, die für die Nährstoffzufuhr und Gesundheit ausreichend ist, zugleich die Umwelt nicht stärker als nötig belastet und die den durchschnittlichen Verzehrgewohnheiten der deutschen Bevölkerung entspricht."
Eier im Test: Tipps zum Kauf von Eiern
Für unser April-Magazin haben wir 20 frische Eier getestet, darunter acht Eiermarken aus Freilandhaltung und zwölf aus ökologischer Landwirtschaft. Das Fazit:
- Grundsätzlich garantieren Bio-Eier bessere Haltungsbedingungen (zumindest) für die Legehennen. Daher ist Bio aus unserer Sicht die bessere Wahl.
- Die Geschlechtsbestimmung im Ei ist für Bio zwar nicht verboten, aber Bioverbände wie Bioland, Naturland und Demeter sprechen sich deutlich dagegen aus. Bedeutet: Bei diesen Siegeln kann man davon ausgehen, dass das Verfahren nicht angewandt wurde.
- Wer insgesamt auch auf das Wohl der Bruderküken achten möchte, kann auf Anbieter mit Eiern von Zweinutzungshühnern zurückgreifen. Hier wachsen beide Geschlechter gleichwertig auf.
- In unserem Test schneiden fünf Eiermarken mit "sehr gut" ab. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie auf den folgenden Kasten klicken:
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