Eineinhalb Grad mehr – fürs Weltklima ein ehrgeiziges Ziel. Eineinhalb Grad weniger – ein persönlicher Beitrag, über den zurzeit viele nachdenken: und zwar bei der heimischen Heiztemperatur. Und das nicht nur, um die Folgen des Klimawandels abzumildern, sondern vor allem, um in den kommenden, nasskalten Monaten die Haushaltskasse zu entlasten.
Viele Verbraucher dürfte deshalb die Antwort auf die folgende Frage interessieren: Wie viel genau kann ich sparen, wenn ich den Heizungsregler im Winter etwas nach unten drehe? Das hängt von mehreren Faktoren ab, die sich aber – mit etwas Mathematik und einigen kleinen Vereinfachungen – bewältigen lassen.
Entspricht 1 Grad wirklich 6 Prozent Heizkosten?
Ausgangspunkt unserer kleinen Rechen-Recherche war die Zahl "6 Prozent". Angeblich kann man nämlich genau diesen Heizkosten-Anteil sparen, wenn man die winterliche Wärmezufuhr um ein Grad reduziert. Die "6 Prozent" geistern an vielen Stellen durchs Internet und finden sich auch in seriösen Medien wieder. Aber stimmt die Zahl überhaupt? Und wenn ja: Wie kommt sie zustande?
Die Antwort liefert – wie bei allen Energiefragen – die Physik. Und zwar auf folgender Grundlage: Ist es draußen kalt und drinnen warm, strahlen die Wohnung oder das Haus bekanntlich so lange Energie an die Umgebung ab, bis drinnen und draußen die gleiche Temperatur haben. (So will es der zweite Hauptsatz der Wärmelehre.)
Will man es nun drinnen wärmer haben als draußen – und das will man im Winter –, muss man folglich eine Temperaturdifferenz aufrechterhalten. Hat es draußen im Januar beispielsweise 2 Grad und soll es drinnen 20 Grad haben, ist es Aufgabe der Heizung, die fehlenden 18 Grad zu beschaffen. Beschränkt man sich auf kühlere 19 Grad, muss die Heizung entsprechend ein Grad weniger liefern. Und dafür auch weniger Energie aufwenden, nämlich nur noch 17 Grad erzeugen.
Mit etwas Mathematik – nämlich mit der Formel "((20-2)-(19-2))/(20-2)" – sieht man, dass hier im Vergleich tatsächlich 5,55 Prozent weniger Energie aufgewendet werden muss. Was den oben zitierten 6 Prozent Heizkosten-Ersparnis schon recht nahekommt.
Drei Temperaturen spielen eine Rolle
Die Ersparnis ändert sich freilich, wenn sich die angenommene Außentemperatur ändert, denn das beeinflusst auch die Temperaturdifferenz, die die Heizung aufrechterhalten muss. Liegt die Außentemperatur im April beispielsweise schon bei frühlingshaften 11 Grad, sparen 19 statt 20 Grad Innentemperatur bereits stolze 11 Prozent Wärme. (Lassen Sie sich aber nicht täuschen: Die Gasrechnung ist im April natürlich viel niedriger als die im Januar, weshalb die 11 Prozent Ersparnis nur etwa halb so viel Geld einbringen wie die 5,5 Prozent im Januar.)
Das errechnete Einsparpotential ändert sich aber natürlich auch, wenn man die neue und/oder die bisherige Innentemperatur modifiziert, wenn Sie also beispielsweise nicht von 20 auf 19 Grad, sondern von 21 auf 20 oder sogar von 21 auf 19 Grad absenken möchten. Bei der Berechnung des Sparpotentials spielen also alle drei Temperaturen – Außen- sowie alte und neue Innentemperatur – eine Rolle.
Aber schwanken die Außentemperaturen nicht ohnehin ständig? Tun sie. Und heizt man nicht mal mehr, mal weniger, mal gar nicht? Tut man. Und was ist mit Dämmung, regelmäßigem Lüften & Co.? Kurz: Geht das Ganze deshalb nicht einfacher? Keine Sorge, geht es.
Wer sein mögliches Sparpotential ohne Excel-Zauberei und ein Studium der Materialwissenschaften ausrechnen will, kann einfach von einer Durchschnittstemperatur von rund 6 Grad (genauer: 5,8 Grad) ausgehen, die in der vergangenen Heizperiode – Oktober 2022 bis April 2023 – in Deutschland geherrscht hat.
Heizung senken: So lautet die Sparformel
Dann wird gerechnet, und zwar wie folgt: Wollen Sie ein Grad sparen, rechnen Sie …
- 1 geteilt durch (vorherige Innentemperatur – 6)
Diese Mini-Formel ergibt Ihr Sparpotential, hier beispielsweise mit 21 Grad vorheriger Innentemperatur gerechnet:
- 1/(21–6) = 1/15 = 0,066 = 6,6 %.
Wie Sie sehen, könnten Sie in diesem Fall (und mit einigen Vereinfachungen) fast 7 Prozent Heizkosten sparen. Wollen Sie 0,5 oder 1,5 oder sogar 2 Grad sparen, rechnen Sie entsprechend …
- 0,5 geteilt durch (vorherige Innentemperatur – 6)
- 1,5 geteilt durch (vorherige Innentemperatur – 6)
- 2 geteilt durch (vorherige Innentemperatur – 6)
Multiplizieren Sie die Prozentzahl, die Sie erhalten (oben z.B. 6,6 %), mit Ihren Heizkosten bzw. einer möglichst guten Schätzung davon. Und schon haben Sie eine recht gute Angabe in Euro und Cent, wie viel Sie in der kommenden kalten Jahreszeit einsparen können, wenn Sie Ihre Heizung mehr oder weniger herunterregeln.
Beispiel 1: Unser Redakteur hatte beispielsweise im vergangenen Jahr einen Gasverbrauch von rund 9.000 kWh. Nimmt man dem aktuellen (= Oktober 2023) Gaspreis seines Versorgers als Grundlage (Arbeitspreis: 10,8 Cent/kWh, Grundpreis: 91,58 Euro), ergeben sich Gaskosten von ca. 1.065 Euro, von denen rund 80 Prozent auf die Heizung entfielen (geschätzt nach dem statistischen Mittelwert), der Rest auf Warmwasser. Daraus ergeben sich Heizungskosten von rund 850 Euro. Bei einer Absenkung von 20 auf 19 Grad ergäbe sich mithilfe der oben genannten Mini-Formel eine Ersparnis von 7,1 %, was rund 61 Euro entspricht.
Gut zu wissen: Unser Redakteur hat in seiner nicht übergroßen Wohnung keinen besonders hohen Gasverbrauch. In einem Einfamilienhaus ist hingegen (je nach Wohnfläche und Heizverhalten) ein Verbrauch von 20.000 bis 40.000 kWh realistisch: Das würde die errechnete Ersparnis unter ansonsten gleichen Bedingungen auf rund 130 bis 250 Euro pro Jahr erhöhen.
Heizkosten sparen: So gelingt es
Ein Grad sparen: Als Vorsatz schön und gut – aber wie teilen Sie Ihrer Heizung überhaupt mit, welche (Wunsch-)Temperatur sie in Zukunft einhalten soll?
- Wer über ein digitales Thermostat an der Wand verfügt, hat kein Problem: Hier kann man die gewünschten Gradzahlen punktgenau festlegen.
- Wer noch über klassische Heizungsventile zum Drehen verfügt, stellt den Regler um einen der Striche herunter, die sich zwischen den Zahlen befinden: Der Unterschied beträgt etwa ein Grad. Wer's ganz genau wissen will, muss sich zusätzlich ein Thermometer an die Wand hängen.
- Eine Alternative: Rüsten Sie Ihre Heizung mit "smarten" Digital-Reglern nach. Mithilfe moderner (Funk-)Thermostate lassen sich nämlich nicht nur die gewünschten Temperaturen für verschiedene Tageszeiten oder Räume programmieren, sondern auch besser überwachen. Das spart zusätzlich Energie.
Wer beim Heizen noch mehr sparen will. Hier sind mehr Tipps zum Thema: Richtig heizen: Tipps, die Geld und Energie einbringen
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