- Die Meere werden ausgeraubt: Wir bauen Erdöl und Erdgas ab, dazu kommen Milliarden Tonnen Sand und Kies.
- Bald könnte auch die Tiefsee aufgemischt werden, weil dort wertvolle Metalle wie Thallium und Nickel liegen. Die Folgen sind vollkommen unerforscht.
- Umweltschützer fordern strenge Regeln für den Abbau und mehr Meereschutzgebiete.
Schon jetzt rauben wir die Meere aus: Die Bodenschätze Erdöl und Erdgas etwa bauen wir bereits im großen Stil ab, hinzu kommen jährlich mehrere Milliarden Tonnen Sand und Kies für die Herstellung von Zement. Auch Gold, Diamanten und Titan fördern wir aus relativ flachem Meer.
Damit bekommen wir den Hals aber noch immer nicht voll. Denn ganz tief unten auf dem Meeresgrund der Tiefsee liegen noch ganz andere begehrte Bodenschätze: wertvolle Metalle wie Thallium und Nickel oder Manganknollen etwa. Manganknollen sind Mineralienklumpen, die vor allem aus Mangan und Eisen bestehen. Wertvoll sind vor allem ihre Anteile an Kobalt, Kupfer und Nickel, die nur wenige Prozent ihres Gewichts ausmachen.
Bodenschätze im Meer: Bergbau in Tiefsee geplant
Bergbau in der Tiefsee – in derart sensiblen, unerforschten Öko-Systemen – hätte komplett unberechenbare Folgen und würde laut World Ocean Review "gewaltige Mengen an Sediment, Wasser und zahllosen Lebewesen mitfördern". Der Eingriff "in den Lebensraum Tiefsee ist erheblich", so der Bericht.
Dennoch stehen die Länder, die mit dem Abbau beginnen wollen, schon Schlange und sichern sich ihre Claims auf dem Meeresgrund – darunter auch Deutschland. Grund dafür ist unser Hunger auf Technik: Autos, Fernseher, Batterien und Smartphones etwa. Dafür brauchen wir enorme Mengen an Metall. Und viele dieser Metalle können an Land nur in wenigen Ländern abgebaut werden – meist Länder wie China oder der Kongo, von denen der Westen nur ungern abhängig ist. Deswegen ist der Abbau auch geostrategisch interessant.
Eingriff in Tiefsee: Das sind die befürchteten Folgen
Eine Fördererlaubnis hat die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) den Ländern zwar noch nicht erteilt – das wird aber wohl nicht mehr lange dauern. Und dann werden riesige Erntemaschinen auf dem Meeresgrund in der Tiefsee ein Öko-System durcheinanderwirbeln, das wir nicht einmal erforscht haben.
Die Folgen kann derzeit niemand abschätzen. Umweltschützer versuchen, den Abbau zu verhindern. Auch die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) sieht ihn kritisch: Ein Abbau habe "mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Auswirkungen auf die Meere", warnt Tim Packeiser, Meeresschutzexperte bei der Umweltschutzorganisation. Die befürchteten Folgen: "Lebensraumzerstörung, Verlust von teils noch unbekannten Arten, große Sedimentwolken, die sich Hunderte Kilometer durch die Meere ziehen." Diese Wolken würden, wenn sie sich wieder absenken, empfindliche Organismen bedecken.
Auch der Abbau von Öl und Gas dringt in immer tiefere Meeresgebiete vor. Je knapper die Rohstoffe an Land werden, desto interessanter wird der Abbau in Meeresregionen, die bisher wirtschaftlich nicht attraktiv waren.
Bodenschätze: Forderung nach strengen Regeln
Eigentlich würde nur ein Verbot des Raubbaus in der Tiefsee helfen, solange die ökologischen Folgen nicht erforscht sind. Da das unrealistisch ist, weil die Staaten und Unternehmen schon in den Startlöchern stehen und im Zweifel ganz ohne Rücksicht auf die Ökologie loslegen, fordern Umweltschützer zumindest strenge internationale Regeln für den Abbau. Und: viel mehr Meeresschutzgebiete, in denen ein solcher Raubbau verboten wäre. Mindestens 30 Prozent der Weltmeere müssten bis 2030 geschützt werden, fordern etwa Greenpeace und der WWF.
Die Ausraubung ist nicht das einzige große Problem der Meere. Sie sind außerdem zu warm, zu sauer, verdreckt und leer gefischt. Mehr dazu lesen Sie hier:
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