Unmengen von Plastikmüll belasten das Ökosystem und die menschliche Gesundheit – dem wollen die Vereinten Nationen (UN) mit einem globalen Abkommen gegen Plastikverschmutzung ein Ende setzen. Darüber wird ab Montag dieser Woche in Paris beraten – Umweltschützer, die Kunststoffindustrie und ölproduzierende Staaten aber verfolgen dabei sehr unterschiedliche Ziele.
Bis 2024 soll eine Konvention erarbeitet werden, in der verbindliche Regeln und Maßnahmen festgelegt werden, die den gesamten Lebenszyklus von Plastik betreffen. Der UN-Wunsch ist es, die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 massiv einzudämmen.
Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent verringern
Das Pariser Treffen (29. Mai bis 2. Juni) ist die zweite von fünf zwischenstaatlichen Verhandlungsrunden für ein weltweites Abkommen. Daran nehmen UN-Mitgliedstaaten sowie Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler und Gewerkschaften teil. Aus Deutschland war Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vergangene Woche zu Gesprächen in Paris, um die Verhandlungen vorzubereiten. Nach der ersten Verhandlungsrunde in Uruguay im Dezember hatten Umweltschützer eine positive Bilanz gezogen, allerdings auch angemerkt, dass sich bereits Gegner eines Abkommens formierten.
Laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) ließe sich die weltweite Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent verringern. Dafür stünden schon jetzt alle Ressourcen bereit. Voraussetzung dafür seien allerdings tiefgreifende politische und marktwirtschaftliche Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Die Auswirkungen der Plastikrückstände, die oft in mikroskopischer Größe im Erdreich, in Gewässern sowie dem Organismus von Menschen und Tieren landen, sind laut Wissenschaftlern teils noch nicht erforscht.
Greenpeace fordert: Plastikzeitalter beenden
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace pochte vor der UN-Konferenz in Paris auf eine ehrgeizige Vereinbarung. Die Produktion von Plastik müsse um 75 Prozent eingeschränkt und letztlich das Plastikzeitalter beendet werden. "Plastik schädigt die menschliche Gesundheit, beschleunigt soziale Ungerechtigkeit, zerstört die Artenvielfalt und heizt die Klimakrise an", hieß es in einer Erklärung. Mehr als sechs Millionen Tonnen Plastikmüll fielen jedes Jahr in Deutschland an. Weltweit würden jährlich 400 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert.
Gemeinsam mit mehr als 150 Organisationen und Wissenschaftlern rief Greenpeace UNEP dazu auf, sicherzustellen, dass das globale Plastikabkommen nicht durch die Einflussnahme der fossilen und petrochemischen Industrie gefährdet wird. Denn die Mitgliedstaaten zeigten sehr unterschiedliche Ambitionen: Während ölproduzierende Staaten wie Saudi-Arabien Scheinlösungen wie chemisches Recycling propagierten, setzten sich andere Länder für eine Begrenzung der Plastikproduktion ein.
Kunststoffindustrie setzt auf mehr Recycling
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Verband Plastics Europe Deutschland (PED) forderten von der Pariser Konferenz die Einführung verbindlicher Recyclingquoten. Diese Vorgabe würde die weltweite Nachfrage nach recycelten Materialien erhöhen. Gleichzeitig verschaffe sie der Industrie die notwendige Planungssicherheit für umfangreiche Investitionen in die Kreislaufwirtschaft. Man sei entschlossen, die Kunststoffindustrie vom Verbrauch fossiler Ressourcen zu entkoppeln, sagte PED-Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler. Um Kunststoffe auch in Zukunft sinnvoll einzusetzen, müssten sie recycelt und so lange wie möglich im Kreislauf verwendet werden.
"Plastikabfälle sind eine wertvolle Ressource und dürfen nicht in der Umwelt landen", sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. "Wenn sie konsequent gesammelt und recycelt werden, können sie eine wichtige Rohstoffquelle für neue Produkte sein." Innovationen wie das chemische Recycling trügen maßgeblich zur treibhausgasneutralen Produktion bei. Auch das Vermeiden unnötiger Kunststoffanwendungen könne zum Verringern der Abfallmenge beitragen.
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