Mistelzweige sind in der Winterzeit eine beliebte Dekoration. Aus gutem Grund: Die grünen Zweige mit den kleinen weißen Beeren sind lange haltbar und hübsch anzusehen. Und man sagt, dass es Paaren Glück bringt, wenn sie sich unter den Zweigen küssen.
Mistelzweig: Das sollten Sie über die Pflanze wissen
Misteln zeigen sich, wenn im Herbst die Blätter fallen: Als kugelrunde Nester hängen sie weit oben in den Kronen alter Bäume. Die verschiedenen Mistelarten werden nach ihren Wirtspflanzen benannt: So gibt es Laubholz-, Tannen- und Kiefernmisteln. Misteln wachsen vor allem auf Pappeln, Linden, Weiden, Birken und Apfelbäumen.
Die Mistel (Viscum album) ist eine uralte Pflanze, die schon gewuchert haben soll, als noch Dinosaurier die Erde bevölkerten. Als sogenannter Halbschmarotzer ist das immergrüne Gewächs nicht in der Lage, eigenständig zu überleben: Sie betreibt zwar selbstständig Fotosynthese, braucht aber für ihre Wasser- und Nährstoffversorgung einen Baum, den sie "anzapfen" kann. Dazu bildet sie Saugwurzeln aus.
Misteln blühen zwischen Februar und Mai. Nur die weiblichen Pflanzen bilden Früchte. Achtung: Die kleinen, weißen Beeren sind giftig!
Extrakte aus den Mistelblättern werden vor allem in der Heilpflanzenkunde verwendet: Sie finden sich beispielsweise in Mitteln gegen Bluthochdruck.
Für ihre Verbreitung der Mistel sorgen Vögel, die die Beeren im Winter als Nahrungsquelle nutzen. Die Samen werden mit dem Kot ausgeschieden und auf andere Bäume übertragen. Kommt es dort zur Keimung, wächst in den nächsten Jahren eine neue Mistelkrone. Die Mistel wächst übrigens äußerst langsam: Die Zweige, die sich zur Dekoration eignen, sind häufig schon zehn Jahre alt.
Mistelzweige abschneiden: Was ist erlaubt?
Auch wenn es zum Teil anders zu lesen ist: Die Mistel ist nicht gesondert geschützt. Der BUND Hessen schreibt: "Entgegen landläufiger Meinung steht die Mistel nicht unter Naturschutz, doch ist das gewerbsmäßige Sammeln an behördliche Genehmigungen geknüpft."
Das heißt: Zu privaten Zwecken darf die Mistel gepflückt werden, aber nur, wenn der Baum dabei nicht beschädigt wird. "Und hier liegt meist das Problem für die privaten wie die gewerblichen Pflücker, die oft ganze Äste absägen, um an die im Kronenbereich angesiedelten Pflanzen zu gelangen", erklärt der BUND.
Wichtig fürs Ernten von Misteln:
- Misteln sollten nur in der Ruhephase des Baumes, also zwischen November und Februar, entfernt werden.
- Reißen Sie den Mistelbusch nicht einfach ab, sondern schneiden Sie ihn vorsichtig mit Messer oder Schere ab. Dabei dürfen Sie keinesfalls die Rinde des Baumes beschädigen.
Tipp: Nach dem ersten Raureif fallen oft ganze Büschel ab: Die dürfen Sie natürlich aufsammeln und mitnehmen. Wer Misteln nicht ernten kann oder mag, kann sie in der Weihnachtszeit auf Wochenmärkten, im Gartencenter oder auf dem Weihnachtsmarkt kaufen.
Mistelzweige als Dekoration
Mit einem hübschen Band zusammengebunden sind Mistelzweige eine schöne, naturnahe Dekoration für Türrahmen oder Fenster. Auch in einem Adventsgesteck, Türkranz oder als Garnitur auf Geschenken machen die grünen Zweige mit den kleinen, runden Beeren eine gute Figur. Tipps:
- Wenn Sie die Zweige im Freien aufhängen, haben Sie besonders lange Freude an ihnen. Hier halten die Zweige lange frisch.
- Wenn Sie den Mistelzweig in eine Vase stellen möchten: Er benötigt kein Wasser.
- Misteln sind giftig. Wer Kinder oder Haustiere hat, sollte daher besser aufpassen und die Zweige außer Reichweite aufstellen oder -hängen.
Freund oder Feind: Sind Misteln für Bäume schädlich?
Misteln siedeln sich häufig auf Apfelbäumen, aber auch auf anderen Obstbäumen sowie auf Linden, Ahornen und Pappeln an. Die Halbschmarotzer docken sich über ihre Saugwurzeln an andere Pflanzen an und entziehen ihnen Wasser. Besonders schon geschwächte Bäume können sich dagegen kaum wehren und werden noch schwächer.
Die meisten Misteln in Baumkronen stellen jedoch kein gravierendes Problem dar, erklärt der Naturschutzbund (NABU): "Ihren Wirtsbäumen fügt die Mistel durch den Wasser- und Mineralienentzug in der Regel keinen dauerhaften Schaden zu."
Anders sieht es laut dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) allerdings bei Extremwetter aus: "Jedoch kommt es bei schlechter Wasserversorgung (zum Beispiel in Trockenjahren) und/oder bei sehr starkem Mistelbefall zu gravierendem Zuwachsverlust. Der Baum wird massiv geschwächt. Dies kann auch zum Absterben von Ästen, Kronenpartien bis hin zum Absterben des ganzen Baumes führen."
In Regionen Süd- und Mitteldeutschlands sind Misteln regelrecht zur Plage geworden. Die starke Ausbreitung erklärt der NABU vor allem mit dem Klimawandel: Er begünstige Vogelarten, die Misteln verteilen.
Wann sollte man Bäume mit Misteln schneiden?
Werden Bäume nicht regelmäßig geschnitten, kann sich die Mistel ungehindert verbreiten. Vor allem nicht genutzte Streuobstwiesen sind bedroht: Hier nimmt der Mistelbefall zum Teil überhand und kann zum Absterben von Bäumen führen. Befallene Äste sollte man im Spätwinter absägen – und dabei mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz gehen. Dazu rät die Sächsische Gartenakademie.
Wer einen radikalen Schnitt verhindern will, sollte die Bäume jedoch rechtzeitig und regelmäßig pflegen – sie also am besten im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr beschneiden.
Misteln im eigenen Garten: Entfernen oder wachsen lassen?
Auch für den eigenen Garten gilt: Wenige Misteln dürfen Sie in den Bäumen belassen. Werden die Misteln größer oder breiten sich stärker aus, ist es ratsam, die Triebe regelmäßig abzuschneiden. Dabei unbedingt darauf achten, dass Sie die Baumrinde nicht beschädigen.
Vor allem bei Apfelbäumen, die keinen natürlichen Schutzmechanismus gegen den Halbschmarotzer haben, sollten Sie regelmäßig aktiv werden. Der NABU empfiehlt, befallene Obstbäume alle vier Jahre im Spätwinter und zeitigen Frühjahr konsequent zurückzuschneiden: Äste mit Misteln sollten mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz zurückgesägt werden. Nur die Mistel selbst abzuschneiden oder sie mit einer Folie abzudecken, erweist sich oft als nicht erfolgreich.
Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig?
Der Kuss unterm Mistelzweig ist fester Bestandteil vieler Weihnachtsfilme. Und auch im wahren Leben ist der Brauch beliebt: Nach alter Tradition darf eine Frau den Kuss unter einem Mistelzweig nicht ablehnen, sonst droht Unglück. Heute wird der Kuss eher als Glücksbringer gesehen: Wenn zwei sich unter der Mistel küssen, dann soll die Liebe besonders lange andauern. Woher der Brauch tatsächlich kommt? Dazu gibt es viele Theorien, von denen die bekannteste auf eine Sage rund um Frigga, die germanische Göttin der Liebe, verweist.
Die "magische" Pflanze, die auch Druidenfuß oder Hexenbesen genannt wird, gilt aber nicht nur als Glücksbringer, ihr werden auch weitere Eigenschaften zugesprochen: So wurde die Mistel in früheren Zeiten zum Schutz vor bösen Geistern und Feuer aufgehängt, sie wurde als Zeichen der Freundschaft verschenkt und als heilige Pflanze verehrt.
Viele von uns kennen die Mistel auch als Ingredienz des legendären Zaubertranks aus den Comics von Asterix und Obelix. Aus dem Extrakt der Mistelblätter wurde schon vor Jahrhunderten Medizin gebraut, und noch immer findet die Mistel in einigen Medikamenten Verwendung – auch wenn die "Kusskugel" heute vor allem als Weihnachtsschmuck beliebt ist.
Mit Material der dpa.
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