Asiatische Hornisse breitet sich in Deutschland aus: Was Sie wissen müssen

Autor: dpa/Redaktion (bw/lw/ks) | Kategorie: Freizeit und Technik | 24.04.2025

Asiatische Hornisse breitet sich weiter aus: Warum Sie das Insekt melden sollten
Foto: Shutterstock/HWall

Die Asiatische Hornisse hat sich in Deutschland rasant ausgebreitet. Die Hornissenart frisst andere Insekten wie Honig- und Wildbienen. Experten kommen beim Kampf gegen die Nester nicht mehr nach. Wer das Tier sieht, sollte es melden.

Die eingeschleppte Asiatische Hornisse (Vespa velutina) hat sich rasant ausgebreitet. Das Tier, das Honigbienen vertilgt, es aber auch auf andere Insekten abgesehen hat, ist inzwischen in vielen Bundesländern zu finden. Die Art stammt ursprünglich aus Südostasien und dehnt infolge des Klimawandels ihren Lebensraum aus.

Weitere Ausbreitung der Asiatischen Hornisse 

Die Asiatische Hornisse ist in Baden-Württemberg deutlich stärker auf dem Vormarsch als bislang angenommen. Nach Angaben des Umweltministeriums hat sich die Zahl der entdeckten Nester in den vergangenen beiden Jahren fast verdreifacht.

Die Eindringlinge, etwas kleiner als ihre heimischen Verwandten, gelten als Gefahr für die Honigbiene, die sie gezielt an den Bienenstöcken bejagt ‒ deswegen bereitet sie Imkern große Sorgen. Eine von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim in Stuttgart fertiggestellte Karte zeigt, wo die Tiere in Baden-Württemberg gesichtet wurden.

In Europa erstmals 2004 aufgetreten 

In Europa trat die Asiatische Hornisse erstmals 2004 in Frankreich auf. Zehn Jahre später war sie auch in Deutschland angekommen ‒ sie wurde 2014 im südlichen Rheinland-Pfalz und im Raum Karlsruhe entdeckt. Dem Nabu zufolge sind die Tiere in Baden-Württemberg, dem Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen bereits stark verbreitet.

Auch Einzelfunde in Hamburg, Bremen und Berlin wurden gemeldet. In vielen Bundesländern wie Bayern, Thüringen oder Niedersachsen ist die Asiatische Hornisse noch nicht etabliert. Laut Nabu könne man ihre Ausbreitung dort durch Maßnahmen zur Eindämmung verlangsamen.

Seit März 2025 gilt sie in Deutschland offiziell als etablierte Art. Das hat unter anderem zur Folge, dass Naturschutzbehörden nun nicht mehr verpflichtet sind, die Tiere zu bekämpfen. Auch können durch die Tiere verursachte Kosten nun anders aufgeteilt werden. Laut Nabu geht eine Etablierung der Asiatischen Hornisse mit Kosten einher, unter anderem wegen Ernteausfällen oder in den Bereichen Imkerei beziehungsweise im Gesundheitssektor.

Warum breitet sich die Asiatische Hornisse so schnell aus?

Die Hornisse reproduziert sich deutlich schneller als die heimische Hornisse, sie ist äußerst anpassungsfähig und ein flexibler Räuber. Sie vertilgt eine Vielzahl von Insektenarten und kann sich gut an unterschiedliche Regionen und Jahreszeiten anpassen.

Im Westen Deutschlands begünstigt die Nähe zu Frankreich die Ausbreitung. Dort ist die Asiatische Hornisse seit Jahren unterwegs. 

Auswirkungen der Asiatischen Hornisse nicht absehbar

"Es ist nicht abzusehen, wie sich diese rasant ausbreitende Art auf unsere heimische Insektenwelt auswirken wird", sagte der Bienenexperte des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg Martin Klatt bereits 2024. Weder sei erforscht, wie sich die Asiatische Hornisse zur heimischen und unter Naturschutz stehenden europäischen Hornisse verhalte, noch wie sich die Erbeutung anderer Insekten auswirke.

Anders als die Europäische Wespe oder Europäische Hornisse macht die Asiatische Hornisse auch Jagd auf Honigbienen und Wildbienen. Sie platziert sich etwa vor den Fluglöchern und fängt die Bienen ab. Auf diese Weise könnten sie ein ganzes Volk auslöschen.

Sorgen machen sich auch die Obst- und Weinbauern, denn die Hornisse frisst nicht nur bestäubende Insekten, sondern auch direkt Früchte. Eine Studie zu Schäden im Obst- und Weinbau in Südeuropa von 2024 zeigt die Ausmaße des Problems: 83 Prozent der Befragten aus Galicien und 25 Prozent der Befragten aus Portugal berichteten von Schäden – insbesondere an Weintrauben, aber auch an Birnen, Äpfeln, Feigen, Pflaumen, Pfirsichen, Heidelbeeren und Brombeeren. Das Ausmaß der angegebenen Schäden reichte von gering bis massiv.

Immerhin kann ein einziges großes Nest nach Schätzungen des LAVES Instituts für Bienenkunde Celle rund elf Kilogramm Insektenbiomasse pro Jahr vertilgen – darunter viele wichtige Bestäuber wie Honigbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Außerdem können Erntehelfer gestochen werden, das erschwert dann die Ernte.

Wie gefährlich sind die Stiche?

Die Asiatische Hornisse ist weniger aggressiv gegenüber Menschen als etwa Wespen. Dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zufolge verteidigen sich die Tiere nur im unmittelbaren Nestbereich mit Stichen, insbesondere bei Erschütterungen des Nests. "Die Stiche sind für Nicht-Allergiker ungefährlich und vergleichbar mit Wespen- oder Bienenstichen", so das Amt.

Warum ist die Bekämpfung so schwierig?

Es fehlen ausreichend geschulte Fachkräfte mit Schutzausrüstung. Nester dürfen nur von ausgebildeten Spezialisten entfernt werden, da die Tiere ihr Nest aggressiv verteidigen. In schwierigen Fällen kann eine Entfernung nicht oder nur verzögert erfolgen. Außerdem werden viele Nester zu spät und damit erst nach der Reproduktionsphase entdeckt. Der organisatorische Aufwand von der Nestmeldung bis zur Entfernung ist überdies hoch.

Die Vernichtung der Nester wird die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse allerdings auch nur verlangsamen, nicht aber aufhalten können. Denn die Tiere vermehren sich zu schnell. "Aus einem Nest können im Durchschnitt fünf weitere werden", sagt Bienenforscherin Carolin Rein von der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim. 

Lässt sich die Ausbreitung noch stoppen?

Experten bezweifeln das. Dennoch versuchen Behörden durch Meldesysteme und gezielte Nestbeseitigungen, die Ausbreitung zumindest einzudämmen. Die Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim testet derzeit mit einer Ausnahmegenehmigung Lebendfallen im Freiland, mit denen selektiv Königinnen und Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse abgefangen werden sollen ‒ bislang aber ohne größere Erfolge. 

Was man gegen die Asiatische Hornisse tun kann

Wer eine Asiatische Hornisse sieht, sollte dies melden – am besten mit einem Foto und dem Standort des Fundes. In den einzelnen Bundesländern gibt es Meldeportale (dazu "Asiatische Hornisse melden + Bundesland" in die Suchmaschine eingeben), hier die Links zu den Portalen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz

Wichtig: Niemals eine entdeckte Hornisse töten. Denn immer wieder kommt es zu Verwechslungen mit der Europäischen Hornisse. Die aber ist streng geschützt. Und zudem: Nester nicht selbst entfernen oder stören, das sollte Fachpersonal übernehmen. Die Tiere verteidigen ihr Nest aggressiv.  

Asiatische Hornisse erkennen

Die Asiatische und die unter Naturschutz stehende heimische Europäische Hornisse (Vespa crabo) lassen sich leicht unterscheiden.

  • Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist etwas kleiner und dunkler als die Europäische Hornisse. Sie ist an ihrer schwarzen Grundfärbung zu erkennen: Die Brust ist schwarz, der Hinterleib dunkel mit wenigen gelben Binden. Die Beine sind schwarz-gelb gefärbt.
  • Die Europäische Hornisse ist dagegen gelb-orange gezeichnet und etwas größer als die Asiatische Hornisse. Sie fällt durch ihren gelb-schwarz gemusterten Hinterleib auf.

Hat das entdeckte Tier also einen etwas dunkleren Körper und dafür gelbe Beinenden, handelt es sich um die eingeschleppte asiatische Hornisse. Sind die Füße dunkel, handelt es sich um die heimische Hornisse. Bei Unsicherheit hilft ein Foto zur Bestimmung durch Fachleute.

Auch folgende Punkte können bei der Bestimmung helfen:

  • Die Asiatische Hornisse hat ihre Nester häufig in Baumkronen, wo sie von unten schlecht zu sehen und auch schwierig zu bekämpfen sind. Die Europäische Hornisse nutzt dagegen wettergeschützte Hohlräume wie Baumhöhlen, Nistkästen, Dachböden oder Rollladenkästen.
  • Obendrein sind Asiatische Hornissen nur tagsüber aktiv.
  • Asiatische Hornissen können wie ein Hubschrauber in der Luft stehen bleiben und rückwärts fliegen, heimische Arten nicht.
So sieht die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) aus.
So sieht die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) aus. (Foto: Axel Heimken/dpa)

Entwarnung: Asiatische Hornisse ist nicht Asiatische Riesenhornisse

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist nicht zu verwechseln mit der Asiatischen Riesenhornisse (Vespa mandarinia). Letztere breitet sich etwa in den USA aus, wo sie als "Honigbienenkillerin" Schlagzeilen macht. In Deutschland kommt die Riesenhornisse nicht vor.

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