Blumenerde ohne Torf: So unterstützen Sie die Umwelt

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 15.04.2024

Bitte ohne Torf: Warum Sie torffreie Erde kaufen sollten
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / PublicDomainImages, Artisano

Viele Hobbygärtner wissen nicht, dass sie der Natur und dem Klima Schaden zufügen, wenn sie im Baumarkt torfhaltige Blumenerde kaufen. Hier erfahren Sie, was das Problem bei Blumenerde mit Torf ist – und wie Sie torffrei gärtnern können.

Blumenerde kauft man oft, ohne sich vorher groß zu informieren. Was soll an Erde schon schlecht sein für den Garten? Aber viele Produkte enthalten Torf, dessen Abbau schädlich für das Klima ist.

Egal, ob im Garten, auf der Terrasse, dem Balkon oder in der Wohnung: Wer torffreie Erde verwendet, tut damit etwas für den Klimaschutz: Mit der Umstellung auf torffreie Pflanzen- und Blumenerden könnten hierzulande pro Jahr mindestens 400.000 t CO₂ eingespart werden (Quelle: Thünen-Institut 2021).

Moore schützen das Klima

Weil sie gigantische Mengen an Carbon speichern, sind Moore besonders wichtig für den Klimaschutz. Um Torf aus Mooren abzubauen, müssen diese entwässert werden. Weil dem Boden Wasser entzogen wird, kann Sauerstoff in die Sedimentschichten eindringen, was zur Folge hat, dass der eingelagerte Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid entweicht. Dabei wird auch Lachgas freigesetzt.

Die Austrocknung der Moore – und damit die Torfgewinnung – produziert damit gigantische Mengen an Treibhausgasen. Erst wenn der Torf wieder unter Wasser gerät, wird der Abbauprozess gestoppt. Nach einiger Zeit beginnt dann wieder die Speicherung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre, denn es wachsen Torfmoose und damit langfristig neuer Torf heran. 

Entwässerte Moore sind Klimakiller

Laut dem deutschen Umweltministerium sind entwässerte Moore mit einem Ausstoß von circa 53 Millionen Tonnen Treibhausgasen für fast sieben Prozent aller Emissionen in Deutschland verantwortlich. Die Situation in Deutschland ist dramatisch: 92 Prozent der einstigen Moorflächen wurden bereits entwässert und abgetorft, sie gelten dem NABU zufolge als "tot". Viele Pflanzen- und Tierarten, die sich auf diesen Lebensraum spezialisiert haben, sind mittlerweile stark bedroht.

Torffreie Erde als Alternative für den Garten

Ohne es zu ahnen, tragen auch viele Hobbygärtner dazu bei, dass wertvolle Moorlandschaften verloren gehen, indem sie torfhaltige Erde im Gartenhandel kaufen. 

Torffreie Blumenerde schont die Umwelt und das Klima.
Torffreie Blumenerde schont die Umwelt und das Klima. (Foto: Shutterstock/Regina Burganova)

Wenn Sie die weitere Austrocknung von Moorlandschaften aufhalten wollen, verzichten Sie auf torfhaltige Blumenerde. Der Handel bietet torffreie Blumenerde als Alternative, die die Bodenqualität verbessert und dabei die Umwelt schont. Man erkennt sie an eindeutigen Hinweisen wie "torffrei" oder "ohne Torf". 

Torffreie Erde ist nicht schlechter als torfhaltige

Wichtig zu wissen: Für die Qualität des Bodens ist Blumenerde ohne Torf nicht schlechter als torfhaltige. Torffreie Erden enthalten in der Regel eine Mischung aus Rindenhumus, Holz-, Kokos- oder Hanffasern. "Weitere Zusätze wie Sand, Lavagranulat oder Tonminerale ergänzen die optimale Pflanzenversorgung", so der NABU: "Torffreie Erde verbessert dauerhaft die Humus- und Nährstoffversorgung des Bodens, fördert die Bodenstruktur und unterstützt die wichtigen Bodenlebewesen."

Die Nachfrage nach torffreier Erde steigt.
Die Nachfrage nach torffreier Erde steigt. (Foto: Shutterstock / Mahdaliova Volha)

Auch wer im eigenen Garten kompostiert, kann damit einfach und kostengünstig dem Boden und den Pflanzen Gutes tun. Wer keinen eigenen Komposthaufen hat, kann Kompost aus professionellen Kompostieranlagen kaufen, um Torferde zu ersetzen.

Tipps für torffreie Alternativen

Torf galt viele Jahre nicht ohne Grund als das ideale Substrat für Pflanzen aller Art: Er kann viel Wasser speichern und hat eine ideale Struktur. Bei den Alternativ-Substraten gilt es deshalb ein paar Hinweise zu beachten:

Mit den torffreien Alternativen muss man je nach Zusammensetzung etwas anders umgehen. Da torffreie Substrate aus dem Handel anders kompostiert werden als solche mit Torf, haben sie mehr große Bestandteile, was zu mehr Hohlräumen in der Erde führt und durch die Wasser schneller verrinnt. Außerdem werden beim Gießen eher feine Teilchen nach unten gespült. Die Folge können Verdichtungen sein, die unverbrauchtes Wasser im Topf aufstauen lassen, wenn man zu viel gießt. 

Torffreie Erde: Mehr gießen und häufiger düngen

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) rät:

  • Torffreie Erde sollte immer frisch verwendet und nicht lange gelagert werden, da die eingesetzten Ersatzstoffe im Vergleich zu Torf mikrobiell sehr aktiv sind. Daher sollte jeder geöffnete Sack schnell aufgebraucht und nicht lange gelagert werden.
  • Die meisten torffreien Substrate können Wasser nicht so gut speichern wie übliche Blumenerden. Deshalb: Pflanzen in torffreier Erde sollten regelmäßig auf ausreichende Feuchtigkeit überprüft werden, indem man einen Finger zwei Zentimeter tief in die Erde steckt. Bei Zimmerpflanzen, die mitunter sensibler auf zu wenig beziehungsweise zu viel Wasser reagieren, ist ein Wasserstandsanzeiger hilfreich.
  • Damit Pflanzen in torffreier Erde genau das richtige Maß an Wasser erhalten, kann man ein Wasserspeichergefäß verwenden. Ein weiterer Vorteil: Wenn sich die Pflanze unterirdisch selbst versorgt und die Oberfläche daher auch mal länger trocken ist, kann sich Beikraut nur schwer ansiedeln.
  • Aufgrund des geringeren Haltevermögens von Nährstoffen ist das wiederholte Düngen in geringen Mengen ein wichtiger Bestandteil der Pflege von Pflanzen in torffreier Erde. Ein organischer Flüssigdünger, der über das Gießwasser zur Pflanze gelangt, ist dafür ideal.

So erkennen Sie gute Blumenerde ohne Torf

Billige Blumenerde ist oft klumpig und schlecht durchlüftet. Deshalb sollten Sie bereit sein, für gute Erde ein bisschen mehr auszugeben.

Eine qualitativ hochwertige Erde enthält mindestens drei verschiedene Ersatzstoffe für Torf. Etwa Holzfaser, Rindenhumus, Substratkomposte, Kokosfasern und -mark. In Erden für Töpfe und Blumenkästen sollten für eine bessere Struktur mineralische Bestandteile wie Splitt, Bims, Blähton oder Granulate stecken.

Der Salzgehalt der regulären Topferde sollte 2,5 bis 3 Gramm je Liter betragen, 0,5 Gramm je Liter bei Aussaaterde. Für Heidelbeere, Rhododendron, Zitruspflanzen und empfindliche Beet- und Balkonpflanzen wie Petunien gibt es Spezialerden mit niedrigem pH-Wert.

"Torfreduzierte" Erde ist keine gute Alternative

Als "torfreduziert" oder "torfarm" ausgezeichnete Blumenerde ist keine gute Alternative. Auch dort müssen Sie damit rechnen, dass das Substrat noch aus großen Teilen – laut BUND bis zu 80 Prozent – Torf besteht. Oft steht nur auf der Verpackungsrückseite im Kleingedruckten, wie hoch der Torfgehalt ist. Und: Auch Bio-Erde kann einen hohen Torfanteil haben.

Torffreie Erde ist in der Regel teurer als herkömmliche Pflanzenerde mit Torf. Wir raten, auf gute Markenqualität zu achten. Billige torffreie Blumenerde ist häufig schlecht durchlüftet, sie enthält Klumpen und keinen Stickstoff, der für die Pflanzen verfügbar ist.

Torffreie Erde kaufen: Welche Erde ist torffrei?

Der BUND listet in einem kürzlich aktualisierten Einkaufsführer über 250 Produkte von 27 Herstellern auf, die bundesweit verfügbar sind. Die Broschüre können Sie auf der Webseite des BUND herunterladen. Und auch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) führt auf der Webseite torffrei.info eine Produktdatenbank für torffreie Erden – von der Rhododendronerde über die Tomatenerde bis zur Graberde.

Die Listen zeigen: Inzwischen ist torffreie Erde kein Nischenprodukt mehr. Viele bekannte Marken, aber auch die Eigenmarken der Bau- und Supermärkte bieten torffreie Erde an. Aber Augen auf beim Einkauf: Genaues Hinschauen ist wichtig, die meisten Marken bieten parallel auch Blumenerde mit Torf an.

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Mit Material der dpa.