Der Countdown läuft. Mit grellen "Sales"-Schildern, blinkenden "Mega-Deal"-Ankündigungen oder "Kaufe 3, bezahle 2"-Versprechen läuft sich der Handel für die umsatzstärkste Zeit des Jahres warm und buhlt mit Rabatten, Sonderangeboten und Preisnachlässen massiv um die Gunst, sprich: das Geld der Kundinnen und Kunden.
Und die scheinen rund um den Black Friday in einen kollektiven Kaufrausch zu verfallen. Der Black Friday – der Tag nach Thanksgiving, das auf den vierten Donnerstag im November fällt – läutet in den Vereinigten Staaten traditionell die Saison der Weihnachtseinkäufe ein. In diesem Jahr ist das der 24. November.
Black Friday 2023: Eine Woche Konsumschlacht
Ein Brauch, der sich längst auch in Deutschland etabliert hat und sich meist sogar über eine ganze Woche erstreckt, die Black Week. Allein an den beiden Aktionstagen Black Friday und Cyber Monday sollen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland 2022 rund 5,7 Milliarden Euro ausgegeben haben, hatte das Institut für Handelsforschung (IFH Köln) prognostiziert.
Laut einer aktuellen Umfrage des Vergleichsportals Idealo gaben 70 Prozent der Befragten an, schon einmal etwas an einem Black Friday gekauft zu haben. Und das, obwohl mehr als die Hälfte der Kunden laut IFH Köln skeptisch ist und glaubt, dass es sich bei den vermeintlichen Super-Deals gar nicht um echte Schnäppchen handelt.
Black Friday 2023: Aussicht auf Schnäppchen macht glücklich
Was aber macht dann die Anziehungs- und Kaufkraft solcher Rabattschlachten aus? Jan-Michael Rasimus von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe erklärt das "psychologische Massenphänomen" Black Friday mit Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften und der Konsumentenforschung: "Schon die Aussicht auf ein Schnäppchen aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn." Das gilt offenbar vor allem, wenn der ausgelobte Preisnachlass besonders hoch ist.
Das bestätigt Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln: "Der Rabatt prägt sich eher ein als der Betrag." Während sich Konsumentinnen und Konsumenten also glücklich shoppen und Händler darauf hoffen, "schwarze Zahlen" zu schreiben – ein Begriff, der dem Black Friday wohl seinen Namen gab – ist dieser Tag des ungebremsten Konsums eher ein schwarzer Tag für die Umwelt.
Das Gegenteil von Nachhaltigkeit
Zig Millionen Pakete, die verschickt, oft auch wieder zurückgeschickt und anschließend nicht selten entsorgt werden. Und all die Ressourcen und Emissionen, die für die Produktion und den Transport von Elektronikartikeln, Kleidungsstücken oder anderen Dingen anfallen, die häufig gar nicht benötigt werden, sondern im Sog verlockender Angebote im virtuellen Einkaufskorb landen.
"Schnäppchen auf Kosten des Planeten" nennt es der WWF, eine der Naturschutzorganisationen, die rund um den Black Friday auf die massiven Umweltauswirkungen solcher Konsumfeiertage aufmerksam machen. Unternehmen, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben, wissen um diesen schweren ökologischen Rucksack – und geraten in ein Dilemma.
Warum der Green Friday keine nachhaltige Alternative ist
Einerseits wollen sie ebenfalls von der Kauflaune der Kundinnen und Kunden profitieren. Andererseits haben die Rabatt- und Konsumschlachten einen denkbar schlechten Ruf bei ihrer Zielgruppe. So begannen die ersten Firmen vor einigen Jahren, aus dem Black Friday einen Green Friday zu machen – etwa mit Baumpflanz- oder Blühwiesenaktionen für jeden Kauf . Und vermitteln so ihrer Kundschaft das heimelige Gefühl: "Ich kaufe, also tue ich Gutes für die Umwelt." Was angesichts der Werte, die sich die meisten dieser Unternehmen in ihre Nachhaltigkeitsberichte schreiben, mindestens fragwürdig ist.
Das Greenwashing muss noch nicht einmal so dreist sein wie bei der Fluggesellschaft Cathay Pacific, die 2022 damit warb, für jedes verkaufte "Green Friday"-Ticket kostenlos die doppelte Menge an CO₂-Emissionen zu kompensieren.
Subtiler ging es das Modelabel Armedangels vor drei Jahren an, als es Konsumentinnen zur "Green Vote Week" zwischen dem vollen Rabatt und einer Spende für den Regenwald wählen ließ. Um anschließend auf Instagram zu verkünden, dass sich 80 Prozent der Käuferinnen – "auch wenn wir aufrichtig ein anderes Ergebnis erwartet hatten" – für den Preisnachlass als dafür entschieden hätten, den Regenwald zu schützen. Nichtdestotrotz hätten ihre Kunden ja bereits eine gute Wahl damit getroffen, sich für Fair statt für Fast Fashion zu entscheiden. So geht Scheinheiligkeit in grün.
Black Friday: Alternativen zum Konsum
Bei aller Kritik geht es nicht darum, jeglichen Konsum einzuschränken oder sich darüber zu mokieren, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Zeiten der Inflation besonders darauf achten, wofür sie ihr Geld ausgeben – und sich gerade mit Blick auf Weihnachten freuen, vielleicht das eine oder andere Geschenk als Schnäppchen zu bekommen.
Vielmehr nehmen Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen den Schwarzen Freitag zum Anlass, auf grüne Alternativen wie Reparatur, Miet-, Secondhand- oder Teilemodelle aufmerksam zu machen, um Konsum und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Und zu appellieren, sich im Schnäppchenrausch vor jedem Klick auf den Kauf-Button zu fragen: Brauche ich das Teil jetzt wirklich?
Black Friday 2023: Tipps für einen sicheren Einkauf
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Wer online einkauft, sollte sich vergewissern, wer hinter dem Shop steckt. Wichtig: Ist ein Impressum vorhanden? Wenn ja, sind die Angaben vollständig und wirken authentisch? Sind Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) vorhanden und wirken sie vertrauenswürdig?
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Wer vorher weiß, was er kaufen möchte, sollte den Preis im Vorfeld über Vergleichsportale verfolgen. Für mehr Transparenz bei Sonderangeboten sorgt die EU-OmnibusRichtline, wonach Händler zusätzlich zum reduzierten Preis den niedrigsten Preis der vergangenen 30 Tage angeben müssen.
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"Nur noch XX Stück verfügbar", "XX Personen haben diesen Artikel bereits im Warenkorb"… Marketing-Maschen wie diese werden Dark Patterns genannt und sollen Kunden zum Kauf drängen. Lassen Sie sich davon nicht unter Druck setzen, sondern prüfen Sie das Angebot in Ruhe.
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Zahlen Sie nur über sichere Webseiten, deren URL mit "https" und dem Symbol eines Vorhängeschlosses beginnt. Speichern Sie Ihre Zahlungsdaten nicht und zahlen Sie erst nach Erhalt der Ware. Bei Kreditkartenzahlungen ist es unter Umständen möglich, den Betrag zurückzubuchen (Chargeback-Verfahren).