Zum Thema Gewitter existieren viele Gerüchte und Mythen. Wir erklären, welche Aberglaube sind und auf was Sie bei einem Gewitter wirklich achten sollten.
1. Duschen bei Gewitter
Der Volksmund: Duschen bei Gewitter ist gefährlich.
Ist was dran? Das kommt auf die Situation an. Tatsächlich sind Duschen oder Baden während eines Gewitters nicht in jedem Gebäude zu empfehlen.
Das hängt aber ganz davon ab, in welchem Zustand sich die Rohre in Haus oder Wohnung befinden und ob das Gebäude über ausreichenden Blitzschutz verfügt. In einem nicht modernisierten Altbau können Wasserrohre beispielsweise aus Metall bestehen und so Strom weiterleiten, wenn ein Blitz ins Haus einschlägt. Oder sie leiten ihn in die Nähe des Gebäudes: Blitzstrom sucht alle möglichen Wege, um sich auszubreiten – bevorzugt natürlich solche aus Metall.
Wenn Sie also nicht wissen, ob Ihr Gebäude über ausreichenden Blitzschutz verfügt, vermeiden Sie während eines Gewitters sicherheitshalber den Kontakt zu allen Metallleitungen, die von außen ins Haus führen. Das können neben Wasserrohren auch Gas-, Strom- oder Telefonleitungen und andere Kabel sein. Die gute Nachricht: Gewitter dauern selten länger als eine Stunde.
2. Bei Gewitter telefonieren
Der Volksmund: Bei Gewitter soll man nicht telefonieren.
Ist was dran? Ja und nein. Nur ungeschützte Telefonanlagen stellen ein Risiko dar, da sie – wie oben beschrieben – bei einem Blitzeinschlag Strom ins Innere des Gebäude leiten können. Und das auch nur, wenn das Haus nicht über einen fachgerechten Überspannungsschutz verfügt.
Fürs Handy gilt das nicht, da es nicht mit einem Kabel verbunden ist. Auch schnurlose Telefone können Sie bedenkenlos benutzen.
3. Mit Schirm ins Gewitter
Der Volksmund: Schirme ziehen Blitze an.
Ist was dran? Eher nicht. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) zumindest gibt dazu keine konkreten Empfehlungen ab. Er schreibt lediglich, dass die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden, "geringfügig größer" ist, wenn man im Gewitter einen (aufgespannten) Regenschirm trägt.
Das hat aber weniger damit zu tun, dass ein Teil des Schirms aus Metall ist, als damit, dass eine stehende Person im Gefahrfall ein besseres 'Ziel' abgibt als jemand, der – so die Empfehlung des VDE – sich in die Hocke begibt und in eine Bodenmulde kauert. Grundsätzlich gilt: Bei nahendem Gewitter, wenn möglich, nicht im Freien aufhalten, sondern rechtzeitig Schutz suchen – ob mit Schirm oder ohne.
4. Bei Gewitter Rad fahren
Der Volksmund: Es ist gefährlich, bei Gewitter Rad zu fahren.
Ist was dran? Grundsätzlich ja, wobei weniger das Rad gefährlich ist als der Umstand, sich bei akutem Gewitter im Freien aufzuhalten.
Da ein Radfahrer höher sitzt als ein Fußgänger (das Gleiche gilt zum Beispiel auch für Reiter), ist die Gefahr erhöht, vom Blitz getroffen zu werden. Der VDE rät, die Fahrt bei einem nahenden Gewitter zu unterbrechen und sich vom Rad zu entfernen. Am sinnvollsten ist es, rechtzeitig einen schützenden Unterschlupf zu suchen – am besten ein Gebäude mit Blitzableiter oder ein Auto. Auf freier Fläche sollte man mehrere Meter Abstand vom Rad halten und in die Hocke gehen.
5. Bei Gewitter Kabel ausstecken
Der Volksmund: Bei Gewitter sollte man alle Kabel ausstecken.
Ist was dran? Ja, oft. Sind Gebäude nicht fachgerecht gegen Überspannung geschützt, kann ein Blitzschlag hohe Spannungen in den Leitungen verursachen, was Brände verursachen und Geräte zerstören kann.
Ziehen Sie deshalb bei einem aufkommendem Gewitter sicherheitshalber alle Stecker (Strom, Antenne, Internetkabel) an Fernseher, Stereoanlage, PC, Laptop und anderen empfindlichen Geräten. Drücken Sie nicht nur den Schalter an der Mehrfachsteckdose, sondern stecken Sie die ganze Mehrfachsteckdose aus.
So schützen Sie nicht nur sich selbst – falls Sie ein verkabeltes Elektrogerät benutzen, wenn der Blitz einschlägt –, sondern vermeiden auch, dass Ihre Geräte Schaden nehmen.
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