Seit einem Monat heißt es: Straße frei für die E-Scooter. Bislang waren Roller vor allem ein Fahrzeug für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Künftig werden jede Menge Erwachsene mit dem Roller unterwegs sein – allerdings mit der elektrisch angetriebenen Variante.
Der Bundesrat hat der Verordnung über Elektrokleinstfahrzeuge zugestimmt. Am 15. Juni trat sie in Kraft. Elektroroller gehören von da an offiziell zu unserem Straßenbild dazu.
Diese Regeln gelten für E-Scooter in Deutschland
- E-Scooter dürfen ab Mitte Juni mit maximal 20 km/h unterwegs sein.
- Die Fahrer müssen mindestens 14 Jahre alt sein – auch dann, wenn sie mit einem langsameren Modell unterwegs sind.
- Eine Fahrerlaubnis ist für E-Roller nicht notwendig.
Ursprünglich war geplant, zwischen zwei Typen zu unterscheiden: Roller mit einer Geschwindigkeit unter zwölf km/h und Roller, die bis 20 km/h schnell fahren. Diese Unterscheidung gibt es nach der neuen Verordnung nun nicht.
E-Scooter: ähnliche Regeln wie für Fahrräder
Für die E-Roller werden im Straßenverkehr ähnliche Regeln gelten wie für Fahrräder: Sie sind auf Radwegen, Radfahrstreifen und Fahrradstraßen erlaubt. Wenn diese fehlen, dürfen die Rollerfahrer auf die Straße ausweichen. Auf Gehwegen sind Elektrotretroller verboten. Sie müssen mit zwei Bremsen und Beleuchtung ausgerüstet sein.
Einen großen Unterschied zum Fahrrad wird es jedoch geben: E-Roller benötigen eine eigene Versicherung. Nur wer mit Versicherungsplakette unterwegs ist, darf auf öffentlichen Straßen fahren.
Umweltschutzverbände begrüßen die neue Regelung. Wichtig ist nach Meinung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nun aber die Diskussion darüber, wie viel Raum die Politik in Zukunft welchem Verkehrsmittel einräumt.
"Die ohnehin schon sehr begrenzte Fläche, die dem Radverkehr aktuell zugestanden wird, für weitere Nutzungen freigeben zu wollen, ist zu kurz gedacht", gibt Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte des BUND, zu bedenken. "Wer Verkehrsmittel abseits des Autos stärken oder neu etablieren will, muss ihnen zusätzlichen Raum geben; und dieser Raum muss dafür dem Autoverkehr entzogen werden. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass zukünftig auch auf Radwegen der motorisierte den nichtmotorisierten Verkehr verdrängt.
Wie umweltfreundlich sind E-Scooter?
Sauberere Luft, weniger Lärm und weniger Staus – Elektro-Roller gelten bereits jetzt als wichtiger Baustein für die Zukunft des städtischen Verkehrs. Aber wie ökologisch sind die Roller bei genauerem Hinsehen? Der ökologische Fußabdruck für die Herstellung des Akkus ist groß. Die Batterien enthalten Kobalt, Nickel und viele andere seltene Rohstoffe. Für die Akku-Herstellung wird viel Energie benötigt. Dem gegenüber steht die relativ kurze Lebenszeit der kleinen Akkus.
Vor allem den elektrischen Leihrollern wird eine rosige Zukunft prognostiziert. Kritiker sehen hier – ähnlich wie bei den Leihfahrrädern – Probleme auf die Städte zukommen. Erfahrungen in anderen Ländern zeigen: Nutzer stellen die Roller oft achtlos auf den Gehwegen ab und erschweren das Durchkommen für Fußgänger. Teils sind die Roller auch Vandalismus ausgesetzt. Zum Wiederaufladen der Roller wird viel Logistik innerhalb der Städte nötig sein – auch das geht zu Lasten der Lebensqualität in den Städten und nicht zuletzt der Umwelt.
Laut Welt.de sind nahezu alle E-Scooter im Leihbetrieb "made in China". Die Qualität ist häufig bescheiden, die Lebensdauer der Roller eher kurz – über kurz oder lang entstehen durch die ausrangierten Roller riesige Müllberge. "Aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten würde dies aus unserer Sicht gegen den Einsatz solcher Roller zumindest im Verleihbetrieb sprechen", so das Fazit von Jens Hilgenberg.
München rechnet mit bis zu 10.000 E-Scootern, in Frankfurt könnten es zwischen 5.000 und 10.000 werden (Manager Magazin).
Wann sind E-Scooter wirklich sinnvoll?
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Wenn der E-Roller wirklich das Auto ersetzt, ist er sicherlich sinnvoll und ein möglicher Gewinn für die Umwelt. "Elektrische Kleinstfahrzeuge können dabei helfen, die starren, autozentrierten Strukturen in unseren Städten aufzubrechen. Besonders in Kombination mit einem verbesserten öffentlichen Verkehr können solche Fahrzeuge ein kleiner Baustein zur Verkehrswende sein", so die Hoffnung von Jens Hilgenberg.
- Für den Weg zur U-Bahn oder für die schnelle Fahrt zum Bäcker sind Roller ohne Antrieb und das gute alte Fahrrad weiterhin eine praktikable Alternative, für die Fahrer kein zusätzliches Geld ausgegeben müssen. Zudem müssen Fahrer abends nicht ans Aufladen denken, um am nächsten Tag wieder pünktlich auf der Arbeit zu sein.
- Wichtig wird im neuen Zeitalter der elektrischen Roller, dass Fahrer die Fahrzeuge möglichst lange nutzen.
Tipps für den Kauf eines E-Scooters
Achten Sie beim Kauf eines E-Scooters darauf, dass er eine offizielle Straßenzulassung besitzt. Verbraucherschützer warnen vor illegalen Altmodellen, die zu Schnäppchenpreisen im Handel angeboten werden (Quelle fr.de) Schauen Sie auf die angegebene Reichweite des Akkus, die Zahl der möglichen Wiederaufladungen und auf die Möglichkeit, den Akku auszuwechseln.
E-Scooter sind nicht ungefährlich
Eine aktuelle amerikanische Untersuchung zeigt: Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern ist hoch. Bei fast der Hälfte der untersuchten Unfälle kam es zu schweren Kopfverletzungen. Vor allem Menschen, die im Umgang mit den E-Rollern ungeübt sind, sind gefährdet. Ein Drittel der Verletzten war zum ersten Mal mit einem E-Scooter unterwegs. Ein weiteres Drittel gab an, nur wenig Fahrpraxis zu haben. Die Studie zeigt auch, dass weniger als ein Prozent der Fahrer zum Zeitpunkt des Unfalls einen Helm trugen.
Etwas andere Ergebnisse erbrachte eine Langzeitbeobachtung der Stadt Portland aus dem Jahr 2018, ebenfalls in den USA: Die Beobachter stellten zwar 176 Unfälle mit E-Scootern in einem mehrmonatigen Zeitraum fest. Sie merkten aber an, dass E-Scooter potentiell dazu beitragen könnten, Todesfälle und schwere Verletzungen zu verringern – und zwar deshalb, weil sie häufig als Alternative zum Auto verwendet würden, das immer noch gefährlicher sei.
Obwohl die E-Roller in Deutschland erst seit einem Monat erlaubt sind, kam es schon zu zahlreichen Unfällen mit zum Teil schweren Verletzungen. Wer das erste Mal mit einem E-Scooter unterwegs ist, sollte sich mit dem neuen Verkehrsmittel vertraut machen, die Bremsen testen und das Fahren von Kurven üben. Auch wenn er nicht Pflicht ist: Ein Helm kann vor schweren Kopfverletzungen schützen.
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