Im Frühjahr steht bei vielen nicht nur der große Frühjahrsputz auf dem Programm, sondern auch das Fahrrad wird aus dem Keller geholt und wieder auf Vorderdamm gebracht. Denn ein sauberes, gepflegtes Fahrrad fährt sich besser und bleibt länger funktionstüchtig.
Wir haben bei zwei Fahrradexperten wichtige Pflegetipps zur Reinigung Ihres Fahrrads gesammelt. Am wichtigsten sind dabei die Reifen, das Licht, die Bremsen, die Kette und Schraubverbindungen. Auch über eine Wäsche freut sich der Drahtesel.
1. Fahrrad reinigen und Schaltwerk säubern
Wer putzt schon gerne? Die wenigsten. Aber wer sein Fahrrad liebt, der reibt es mit dem Lappen. "40 Prozent der Räder landen hier, weil bewegliche Teile durch Dreck schwer gehen", sagt Jens. 40 Prozent der Probleme entstehen also durch Dreck. Nein, es geht nicht darum, die Felgen zu polieren. Es geht um den Schmodder im Schaltwerk. "Dreck und Sand wirken wie Schmirgelpapier", sagt Marco.
"Ein gut gepflegtes System lebt länger. Es geht um Optik, Langlebigkeit und Funktion." Ist ja schon gut. Bevor wir ans Reparieren denken, putzen wir. Erlaubt ist, was gefällt. Sogar warmes Wasser mit etwas Spülmittel.
"Aber wenig Wasser, bitte, nicht einfach was drüber kippen", sagt Jens. Und: "Ich habe ja schließlich zwei Hände und einen Kopf." Zwei Hände, um den Lappen zu halten und mit sanftem Druck den Dreck zu entfernen. Den Kopf mit Augen, um beim Reinigen schon mal zu sichten, was mit dem Fahrrad los ist. Sind die Bremsbeläge runter? Ist die Kette rostig?
2. Reifendruck am Rad überprüfen
Steht ein Fahrrad für längere Zeit im Keller, verliert es Luft. Ein platter Reifen bedeutet aber noch nicht, dass er unbedingt ein Loch hat. Also erst mal Luft auf die Reifen. "Wer plant, sein plattes Rad zur Reparatur zu bringen, pumpt es zu Hause auf und wartet ab", sagt Jens. Oft hält die Sache.
Wenn nicht: runter mit dem Mantel und den Schlauch flicken oder tauschen. Ja, man kann einen Platten auch in der Werkstatt beheben lassen. Aber: "Ein gesunder junger Mann muss doch mit einem Platten klarkommen", sagt Marco. Eine Frau übrigens auch. Deshalb hat Marco früher Reparaturkurse exklusiv für Frauen angeboten. Ohne blöde Kommentare. Lesen Sie auch: Fahrradschlauch flicken: Muss gleich ein neuer her?
Für Männer und Frauen gilt: Mit einer großen Standpumpe pumpt es sich leichter. Die hat auch eine Druckanzeige, den Prüfdruck mit dem Daumen festzustellen ist zu ungenau. Wie viel in den Reifen muss, steht auf der Reifenflanke, meist in Angaben für minimalen und maximalen Druck. Hinweis für heiße Tage: Warme Luft dehnt sich aus. Nicht an die Obergrenze der bar gehen, sonst könnte es knallen.
Bei den Reifen können Sie auch gleich überprüfen, ob der Reifen Steinchen oder andere Fremdkörper eingefahren hat oder sich Beschädigungen wie etwa Risse zeigen. Den Luftdruck prüft man am besten mindestens monatlich.
3. Bremsbeläge prüfen und Bremsen einstellen
Sind die Bremsbeläge verschlissen? Ein Hinweis darauf ist, wenn sie quietschen oder schleifen. Sind die Bremsbeläge runter, müssen neue her. Wer Übung hat, tauscht selber. Es gibt sehr einfache Systeme, in die sich die neuen Beläge leicht einschieben lassen. Über die Stellschrauben können auch Anfänger die Bremsen per Hand fein justieren. "Wenn es um Sicherheit geht, solltest du sicher sein", sagt Marco. Im Zweifelsfall mit den Bremsen lieber zum Profi.
Marcos Faustregel für Reparaturen: "Bei allem, was du mit der Hand machen kannst, kannst du nichts kaputt machen." Kommen Schraubenzieher ins Spiel, sieht die Sache anders aus. Und Bremsen, die nicht bremsen, sind gefährlich.
4. Fahrradkette reinigen
Die Fahrradkette reinigen – lohnt sich das noch? Der Profi beantwortet die Frage mit Hilfe einer Kettenlehre. Das kleine Metallteil gibt es für jedermann für ein paar Euro zu kaufen. Ist die Kette verschlissen, im Fachjargon: "gelängt", sinkt die Kettenlehre ein. Zeit für einen Wechsel. Weil die verschlissene Kette sonst Kettenräder, Ritzel und Zahnkränze kaputt macht. Die neue Kette gibt‘s im Fahrradladen.
Ist die alte Kette noch in Ordnung, dann lohnt sich das Putzen. Dazu Kettenreiniger auf einen Lappen geben, Kette durch den Lappen laufen lassen. "Sehr gut funktioniert eine alte Socke", sagt Jens. Danach darf es etwas Öl sein. Öl immer in die Mitte der Kettenglieder tropfen, die Pedale dabei drehen, damit die Kette sich bewegt. Ist zu viel Öl auf der Kette, mit Lappen abnehmen. Rostige Ketten mehrmals ölen.
Eine geölte Kette ist wichtig, denn wer die Kette vernachlässigt, riskiert Schäden an anderen Teilen wie etwa der Kassette. Auch kann die Kette reißen und es besteht Sturzgefahr.
5. Schaltung justieren
"Wenn alles sauber und unbeschädigt ist, dann stellt man einmal die Anschläge der Schaltung richtig ein, und dann lässt sich die Schaltung leicht justieren, indem man an der Einstellschraube dreht", erklärt Jens Strubel. Wenn es trotzdem klackert und die Kette nicht nicht frei läuft, dann können ganz andere Schäden und Faktoren eine Rolle spielen. Ein verbogenes Schaltauge etwa. Hier lässt man besser den Profi ran.
Zu guter letzt prüfen Sie, ob alle Schrauben am Rad noch fest sind. Lockere Verbindungen sind festzuziehen. Aber mit Feingefühl, sonst geht mit zu viel Kraft was kaputt. Das gilt vor allem für modernde Fahrräder. Hier sind ganz genau etwaig vorhandene Drehmomentangaben bei Schraubverbindungen einzuhalten.
Wer gerne selbst repariert und zu Hause Platz hat, für den lohnt sich die Anschaffung eines Montageständers. Das Fahrrad hängt darin auf Arbeitshöhe, die Komponenten sind gut zugänglich und die Kette kann frei laufen. Montageständer gibt es in jeder Preisklasse, für mehrere hundert Euro, aber auch schon für kleines Geld um die 50 Euro.
Zubehör für die Fahrradpflege
- Schwamm
- weiches Tuch
- Fahrradreiniger / Kettenreiniger
- Wasser mit Spülmittel
- Kettenöl
- kleine Bürste (alternativ alte Zahnbürste)
Unsere Experten waren Jens Strubel und Marco Müller vom Frankfurter Fahrradladen Flamme Rouge.
Fahrrad reinigen - die wichtigsten Tipps
- Verwenden Sie am besten keinen Hochdruckreiniger. Zu starker Druck kann das Fett aus empfindlichen Teilen wie Lagern herausspritzen und dem Fahrrad mehr schaden als nutzen. Den Gartenschlauch dürfen Sie durchaus verwenden, wenn Sie den Wasserstrahl auf weich einstellen.
- Empfindliche Teile wie Dichtungen und Lager nicht direkt besprühen.
- Die Kette lässt sich am besten mit Kettenreiniger, einer feinen Bürste (zum Beispiel einer alten Zahnbürste) und einem Lappen reinigen. Für die Reinigung von Kassette und Kettenblätter sind Zahnkranzreiniger hilfreich.
- Halten Sie Fahrradöl von den Bremsscheiben fern.
- Flugrost am Fahrrad können Sie mit Sprühöl einsprühen und einige Stunden einwirken lassen. Dann mit einem Lappen entfernen.
- Putzen Sie Ihr Fahrrad regelmäßig – und nicht nur einmal im Jahr zum Start in die Fahrradsaison.
- Mit einer kleinen Probefahrt nach der Reinigung und Reparatur können Sie die Bremsen testen und auf ungewöhnliche Geräusche und Fahreigenschaften achten. Bei größeren Problemen besser eine Werkstatt kontaktieren.
Fahrrad gegen Diebstahl sichern
Ebenfalls wichtig vor der ersten Radtour des Jahres: Das Fahrrad diebstahlsicher zu machen. Speziell für teure Montainbikes oder E-Bikes kann sich eine Fahrradversicherung lohnen. Doch auch normale Fahrräder werden oft gestohlen.
Vor einem Diebstahl schützt ein massives Stahlketten-, Bügel- oder Panzerkabelschloss. Dieses sollten Sie stets nicht nur mit dem Fahrrad, sondern zusätzlich auch an feststehenden Dinge wie etwa einen Fahrradständer oder einen Laternenmast anketten. Dafür sollte das Fahrradschloss lang genug sein. Das Schloss nur um die Räder des Drahtesels zu schließen, reicht nicht. So können Diebe das Fahrrad immer noch wegtragen. Auch teure Zubehörteile wie etwa Akkus bei Pedelecs sichern Sie besser eigens mit einem stabilen Schloss.
Digitaler Fahrradschutz vor Dieben
Inzwischen gibt es sogenannte GPS-Tracker, die den Standort des Rades feststellen können. Wird das Rad bewegt, kann dieser auch einen SMS-Alarm an das Handy des Besitzers oder der Besitzerin schicken.
Zudem ist es sinnvoll, das Fahrrad eindeutig zu kennzeichnen. Oftmals ist bereits eine Rahmennummer eingeschlagen, die sich in einen Fahrradpass übertragen lässt. Hier ist auch ein Fotos des Fahrrades hilfreich. Sie können Ihr Fahrrad auch codieren lassen. Mit dem Code kann die Polizei später herausfinden, wo der der Besitzer wohnt. Einfach im Fachhandel nachfragen, wer die Codiermöglichkeit anbietet.
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