In vielen Regionen Deutschlands steht es in voller gelber Blüte: das Jakobskreuzkraut. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat seine Verbreitung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. "Es schießt überall wie Pilze aus dem Boden", sagt ein Sprecher.
Das Jakobskreuzkraut ist zwar eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, enthält aber Pyrrolizidinalkaloide, die für Säugetiere hochgiftig sind. "Die zunehmende Ausbreitung beobachten wir deshalb mit großer Sorge", sagt eine Sprecherin des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums.
Für wen ist Jakobskreuzkraut gefährlich?
Das Jakobskreuzkraut dient vielen Insektenarten als Futterpflanze, ist aber für Weidetiere giftig. Vor allem für Pferde und Rinder stellt das heimische Kraut eine Gefahr dar.
"Pferde sind am stärksten gefährdet, hier können bereits 40–80 g Frischmasse je kg Körpergewicht tödlich wirken. Bei Kühen liegt die letale Dosis nach Literaturangaben bei 140 g Frischmasse je kg Körpergewicht. Schafe und Ziegen sind weniger anfällig", so die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Auf der Weide meiden Tiere das gelbe Kraut in der Regel, wenn es genügend Alternativen gibt, weil es bitter schmeckt. Getrocknet verliert es jedoch seinen bitteren Geschmack. Die Tiere können die Pflanzenteile nicht mehr meiden, so die Landwirtschaftskammer. Die Inhaltsstoffe können schon in relativ geringen Mengen zu schweren Leberschäden bis hin zum Tod führen. Heu, das Kreuzkräuter enthält, darf daher laut Landwirtschaftsministerium nicht verfüttert werden – weder an Haustiere noch an Nutztiere.
Hasen und andere Nagetiere scheinen gegen jedoch die Giftstoffe immun zu sein.
Bei Hautkontakt kann bei empfindlichen Personen eine Kontaktallergie ausgelöst werden.
Jakobskreuzkraut: Standort & Aussehen
Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea), auch Jakobs-Greiskraut genannt, ist eine bei uns heimische Pflanze. Sie wird bis zu 1 Meter hoch und blüht von Juni bis September auf Brachflächen und an Wegrändern. Charakteristisch für das Kraut sind die gelben, federartigen Blütenblätter, der dicke Stempel und die Blätter in der Form von Raukesalat. Die zweijährige Wildpflanze bevorzugt warme und sonnige Standorte mit mäßigem Nährstoffgehalt.
Das Jakobskreuzkraut wird häufig mit der Gewöhnlichen Goldrute und der Wiesen-Pippau verwechselt.
Nach Angaben des NABU dient das Jakobskreuzkraut bis zu 200 verschiedenen Insektenarten als Futterpflanze: "Besonders beliebt sind die leuchtend gelben Blüten bei Wildbienen, Weichkäfern, Fliegen, Schwebfliegen und verschiedenen Schmetterlingen."
Pferdehalter sind alarmiert
Weil sich das Jakobskreuzkraut stark verbreitet, schlagen Pferdehalter derzeit Alarm. Martina Gerndt von der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland rief wie bereits im Vorjahr im Umland von Verden eine Challenge aus: Sieger ist, wer das meiste Kreuzkraut fachgerecht von seinen Weiden und Mähwiesen entsorgt. Sie rechnet damit, dass die Menge von 2,5 Tonnen von 2023 "bei weitem" überschritten wird.
Gerndt wünscht sich ein Monitoring des Jakobskreuzkrauts, um künftig nachvollziehen zu können, wie stark sich die Pflanze verbreitet. Auch befürwortet sie eine 'Bannmeile' von 100 Metern um Pferdekoppeln und Mähwiesen.
Ministerium verweist auf Eigenverantwortung der Landwirte
Verpflichtende Bannmeilen lehnt das Landwirtschaftsministerium allerdings ab. "Pauschal Blühstreifen abzumähen, ist nicht zielführend", erklärte die Sprecherin. Stattdessen verweist das Ministerium auf die Eigenverantwortung der Tierhalter und Landwirte. Es rät, vorbeugend die Grasnarbe dicht und geschlossen zu halten. Bei höheren Pflanzendichten könnten die Pflanzen vor Blühbeginn gemäht oder die Fläche gemulcht werden. "Sollten diese Maßnahmen nicht greifen, kann der Einsatz von Herbiziden durch sachkundige Personen notwendig werden", heißt es vonseiten des Ministeriums.
Der Nabu Niedersachsen verweist darauf, dass die wenigsten Landwirte selbst vom Jakobskreuzkraut betroffen sind. "Mit den in der konventionellen Landwirtschaft üblichen Mitteln der Grünlandbewirtschaftung hat das Jakobskreuzkraut auf konventionell bewirtschafteten Dauerweiden und Mähwiesen keine Chance", betonte eine Sprecherin.
Laut BUND ist das Jakobskreuzkraut aus Sicht des Naturschutzes keine "Problempflanze" – im Gegenteil. "Das Jakobskreuzkraut ist eine wichtige Nahrungs- und Pollenquelle für eine Vielzahl von Tierarten, einige davon wären ohne das Jakobskreuzkraut sogar vom Aussterben bedroht."
Nabu gegen Mulchen und frühes Mähen
Der Nabu lehnt ein frühzeitiges Mähen des Jakobskreuzkrauts ebenso wie das Mulchen von Naturschutzflächen ab. Dadurch würden unter anderem natürliche Strukturen von Wiesenameisen zerstört und Nester von Bodenbrütern wie Braunkehlchen, Wachtel oder Dorngrasmücke beseitigt, teilte eine Sprecherin mit.