Es herbstet, und die Nächte werden kälter. Da liegt der Griff nach dem Regler am Heizkörper nahe – oder nach dem rechteckigen Heizungsthermostat an der Wand. Um Wohn- oder Arbeitszimmer möglichst schnell auf eine angenehme Temperatur zu bekommen, neigen wir dazu, den Heizungsregler erst einmal bis zum Aufschlag aufzudrehen. Oder, alternativ, die Gradzahl am Wandthermostat erst einmal auf tropische 28 Grad zu setzen, obwohl vielleicht nur 20 Grad Raumwärme benötigt werden. Mehr hilft schließlich mehr.
Die dahinterstehende Idee: Es wird im Raum schließlich schneller warm, wenn die Heizung mehr Leistung erbringt. Und mehr Leistung kann sie wiederum nur erbringen, wenn ihr die maximale Gradzahl "abgefordert" wird. Aber stimmt das überhaupt?
Heizung voll aufdrehen: Bringt's das?
Die Antwort: Leider nicht. Selbst wenn es so scheint, ist der Effekt lediglich psychologischer, aber nicht physikalischer Natur.
Denn: Eine Heizung ist kein Wasserhahn. Heißt: Mithilfe des Heizungsregler oder Thermostats legen Sie lediglich fest, welche Temperatur der Raum grundsätzlich erreichen soll, und nicht, wie viel Wärme aus der Heizung kommt. (Die Zahl 3 auf dem Heizungsventil entspricht dabei übrigens etwa 20 Grad.)
Ist der Regler erst mal offen, legt die Heizung mit der maximal erreichbaren Leistung los, bis die eingestellte Temperatur erreicht ist – und reguliert den Durchfluss an heißem Wasser dann mechanisch wieder herunter bzw. blockiert ihn schließlich ganz. Schneller wird die gewünschte Temperatur dadurch aber nicht erreicht.
Wer voll aufdreht, heizt deshalb nicht schneller – sondern länger. Dabei besteht die Gefahr, den Raum versehentlich zu überheizen. Die Wärme muss wieder entlüftet werden, was wertvolle Energie verschwendet und unnötig Geld kostet.
Schnellere Wärme: Das hilft tatsächlich
Wer möchte, dass sich Wärme schneller im Raum verteilt, kann auf Heizkörperlüfter bzw. -ventilatoren setzen, die es im Online- und Fachhandel gibt. Solche Lüftungsschienen werden unter dem Heizkörper angebracht und sorgen dafür, dass die warme Luft schneller vom Heizkörper wegtransportiert wird. So wird es im gesamten Zimmer (und nicht nur in der Nähe des Heizkörpers) schneller warm.
Da Heizkörper oft an schlecht gedämmten Stellen installiert sind (nämlich unter Fenstern), geht dort die Wärme, die die Heizung produziert, schneller verloren. Transportiert man die warme Luft aber weg von Fenstern und Wänden in die Mitte des Raums, wird dieser Effekt vermindert.
Sie können auch einfach einen (Tisch-)Ventilator auf die Heizung richten, während sie aufheizt. Auch Deckenventilatoren, die im Winter im Rückwärts-Modus laufen, sollen für eine bessere Wärmeverteilung sorgen. Sie sind besonders bei hohen Decken sinnvoll, da sie helfen, warme Luft wieder dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird: nämlich nach unten.
Hinweis: Ventilatoren brauchen natürlich ihrerseits Strom, weshalb kaum zu beziffern ist, ob sich unterm Strich Kosten einsparen lassen. Zumal zahlreiche weitere Aspekte wie Zimmergröße, Deckenhöhe, Dämmung oder Außen- und Innentemperatur eine Rolle dabei spielen, wie und wohin sich Wärme verteilt.
Auch Backöfen werden nicht schneller warm
Das oben beschriebene Temperatur-Missverständnis gilt übrigens auch für den Backofen. Der Ofen erreicht eine Temperatur von z.B. 150 Grad nicht schneller, wenn Sie ihn auf 200 Grad einstellen (um ihn später auf 150 Grad zurückzustellen). Denn: Der Ofen heizt ebenfalls auf voller Leistung, bis die eingestellte Temperatur fast erreicht ist – und reduziert seine Leistung erst kurz vorher, damit die gewünschte Gradzahl möglichst optimal erreicht wird.
Wer beim Heizen übrigens richtig sparen will, sollte sich unsere Tipps dazu nicht entgehen lassen: Richtig heizen: Tipps, die Heizkosten sparen.
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