Internet & Klimawandel: 10 Tipps, wie Sie Ihre CO2-Bilanz beim Surfen und Streamen verbessern

Autor: David Hutzerl/dpa; Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 03.03.2021

Mit unseren zehn Tipps können Sie Ihre CO2-Bilanz beim Videotelefonieren, Surfen und digitalen Arbeiten verbessern.
Foto: Shutterstock/grebeshkovmaxim

Im Lockdown steigt der Datenverkehr enorm an. Und damit rückt auch der CO2-Ausstoß durch Videokonferenzen, Streaming & Co. in den Fokus. Wir zeigen Forschungsergebnisse und geben zehn Tipps, wie Sie gegensteuern können.

Meetings, Familientreffen, der Spieleabend mit Freunden – das alles findet seit einem knappen Jahr vorwiegend per Videokonferenz statt. Und wer den Lockdown-Blues schiebt, lenkt sich mit einem abendlichen Netflix-Marathon ab. Eine Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist die Debatte um die Umweltfolgen von Streaming & Co. Doch wie groß ist der ökologische Fußabdruck wirklich? Und wie lässt sich gegensteuern? Unsere 10 Tipps dazu finden Sie am Ende des Artikels.

Corona beschleunigt den Datenverkehr

Die Zahlen sind zunächst schwindelerregend. 32 Exabyte Datenverkehr – also 32 Trillionen Byte Video aus fürs Klima: Wie man die CO2-Bilanz im Netz verbessern kann wurden im Jahr 2020 am nach eigenen Angaben weltgrößten Internetknoten DE-CIX in Frankfurt gemessen. Das entspricht einem acht Millionen Jahre andauernden Video-Anruf. Insbesondere in den Bereichen Homeoffice, Streaming und Videospiele seien die Datenmengen gestiegen. Und im März 2020 wurde mit 9 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde ein Rekord verzeichnet – der im November mit 10 Terabit pro Sekunde noch mal übertroffen wurde. Das hat Folgen.

In einer Modellstudie haben US-Forscher berechnet, dass die weltweite Internetnutzung zuhause im Zuge der Corona-Pandemie um 15 bis 40 Prozent gestiegen ist. Der damit verbundene zusätzliche Energieaufwand in den Rechenzentren und für die Datenübertragung sei für bis zu 3,2 Millionen zusätzliche Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, heißt es in der Studie "The overlooked environmental footprint of increasing Internet use" (Link) aus dem Januar 2021.

Videotelefonie verursacht 25-mal mehr CO2

Wen nun beim Serien-Marathon das schlechte ökologische Gewissen plagt, für den haben die Autorinnen und Autoren konkrete Tipps parat. Würde man etwa vier Stunden lang Videos in HD-Qualität pro Tag streamen, entspräche das einem monatlichen Ausstoß von 53 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Wer von HD- auf Standard-Qualität wechsle, drücke diesen Wert auf 2,5 Kilogramm – und spare etwa soviel ein, wie 150 Kilometer Autofahrt ausmachten.

Auch für die täglichen Videokonferenzen hat die Studie Zahlen parat. Wer beispielsweise 15 Meetings von einer Stunde pro Woche habe, komme auf einen monatlichen Ausstoß von 9,4 Kilogramm. Mit ausgeschaltetem Video sinkt dieser Wert auf etwa 380 Gramm, was rund 25-mal weniger ist. Die eingesparten Emissionen seien etwa mit denen vergleichbar, die entstünden, wenn man ein Smartphone für über drei Jahre jede Nacht auflade.

Wichtig ist, dass es sich dabei um einen globalen Mittelwert handelt. Davon auf einzelne Länder wie Deutschland zu schließen, sei jedoch schwierig, sagt die an der Studie beteiligte Umweltingenieurin Renee Obringer. "Es kann sein, dass Sie mit einem Server in China oder den USA verbunden sind, wenn Sie in Berlin ein Video online ansehen." Es mache jedoch einen Unterschied, wie der Strommix in einzelnen Ländern zusammengestellt sei und wie modern die Übertragungssysteme seien.

Nach der Begrüßung reicht es oft, wenn man in der Videokonferenz nur noch mit der Stimme zu hören ist
Nach der Begrüßung reicht es oft, wenn man in der Videokonferenz nur noch mit der Stimme zu hören ist (Foto: Shutterstock/Dean Drobot)

Glasfaser sparsamer als Funknetz

Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) sind insbesondere die Übertragungswege zentral. Ein Videostream in HD-Qualität per Glasfaserkabel sei mit knapp zwei Gramm CO2-Ausstoß pro Stunde etwa 50-mal effizienter als eine Übertragung per UMTS, also dem G3-Datennetz.

"Bei Glasfaser hat man unterwegs kaum Verluste", erklärt Marina Köhn. Sie leitet das Forschungsvorhaben 'Green Cloud-Computing' des UBA in Kooperation mit dem Fraunhofer IZM. Das liege daran, dass größere Datenmengen per Glasfaser über eine größere Distanz ohne Verstärkung übertragen werden können. Der Anteil der Rechenzentren an der CO2-Bilanz des Videostreaming sei im Vergleich zur Übertragung "überraschend gering".

"Im Vergleich zu vielen modellbasierten Studien basiert unsere Berechnungsmethode auf realen Daten aus einem Rechenzentrum", erklärt Köhn das Vorgehen der UBA-Studie. Bislang sei das nur bei Videostreaming-Anbietern möglich gewesen, Ergebnisse sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Auch zum Thema Videokonferenzen laufe eine Studie – hier müssten aber noch Daten erhoben werden. Generell gelte aber: Um CO2 einzusparen, sei es immer eine gute Idee, die Videoqualität herunterzustellen.

Zu-Hause-Bleiben trotzdem die beste Option

Doch trotz der Zahlen zum Energieverbrauch von Videostreaming: Klimafreundlicher als lange Anreisen sind die Videokonferenzen allemal. Schon ab fünf Kilometer Anfahrtsweg mit dem Auto sind Videokonferenzen klimafreundlicher, rechnet eine am Donnerstag vorgestellte Studie vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dem Borderstep Institut vor.

Und eine Dienstreise von zwei Personen per Bahn – dem klimafreundlichsten der betrachteten Verkehrsmittel – von Berlin nach Stuttgart verursache rund 65 Kilogramm CO2, erklärt Studienautor Jens Clausen. Würden sich hingegen vier Personen für vier Stunden per Video treffen, fielen für Rechenzentrum, Kommunikationswege und Endgeräte rund ein Kilogramm an.

Sollten nach Ende der Corona-Pandemie wie von der Studie erwartet rund ein Drittel der Dienstreisen in Deutschland wegfallen und durch Videokonferenzen ersetzt werden, wäre der Effekt fürs Klima enorm: Auf rund drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr schätzt das Borderstep Institut die möglichen Einsparungen.

10 Tipps zum CO2-Sparen am heimischen Rechner

Sie können die CO2-Belastung durch Ihre Internet- und Computernutzung senken – und auch Ihre Stromkosten entlasten –, wenn Sie …

  1. die Videoqualität bei Streaming oder Videotelefonie reduzieren (z.B. von HD auf SD),
  2. die Webcam ausschalten, wenn sie nicht benötigt wird (was auch die Arbeitsgeschwindigkeit des Rechners beschleunigt),
  3. nach Möglichkeit "stationäres" Internet (WLAN, Kupferkabel, Glasfaserkabel) nutzen statt Funknetz (3G, 4G, LTE),
  4. statt Google eine grüne Suchmaschine wie Ecosia verwenden,
  5. schon bei der Anschaffung auf möglichst langlebige – also solide verarbeitete und gut reparierbare – Rechner, Smartphones oder Tablets achten,
  6. aufbereitete ("refurbished") Geräte erwerben,
  7. grundsätzlich auf kleinere, sparsamere und energieeffizientere Produkte setzen,
  8. Stand-by-Betrieb bei Drucker, Router oder Bildschirmen vermeiden und Geräte ausschalten (beispielsweise mit Master-Slave-Steckdosen, solchen mit Kippschaltern oder Zeitschaltuhren),
  9. das Netzkabel Ihrer Geräte nicht in der Steckdose lassen, wenn Sie diese nicht benutzen (auch dabei wird Strom verbraucht),
  10. zu einem empfehlenswerten Ökostrom-Anbieter wechseln. So surfen Sie im günstigsten Fall nicht nur (fast) klimaneutral, sondern leisten über Ihre Stromrechnung auch einen Beitrag zur Energiewende.

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