Invasive Art: Asiatische Hornisse breitet sich weiter aus

Autor: dpa/Redaktion (bw/lw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 24.06.2024

Asiatische Hornisse breitet sich weiter aus: Warum Sie das Insekt melden sollten
Foto: Shutterstock/HWall

Die Asiatische Hornisse hat sich bereits im vergangenen Jahr in Deutschland rasant ausgebreitet. Fachleute sind besorgt, denn: Die Hornissenart frisst andere Insekten wie Honig- und Wildbienen. Wer das Tier sieht, sollte es melden.

Die eingeschleppte Asiatische Hornisse hat sich im vergangenen Jahr rasant ausgebreitet und der Blick auf das laufende Jahr zeichnet aus Expertensicht ein ähnliches Bild. Das Tier, das Honigbienen vertilgt, es aber auch auf andere Insekten abgesehen hat, komme bereits im gesamten Saarland vor. Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seien ebenfalls stark betroffen, so Benjamin Waldmann, Referent für invasive Arten beim baden-württembergischen Umweltministerium.

Der milde Winter und die weiter milde Witterung ohne dauerhaften Frost in diesem Frühjahr dürften dazu führen, dass sich das Tier (Vespa velutina) im Laufe des Jahres nochmals stark vermehrt. Die Art stammt ursprünglich aus Südostasien und dehnt infolge des Klimawandels ihren Lebensraum aus.

Weitere Ausbreitung der Asiatischen Hornisse 

In Europa trat die Asiatische Hornisse erstmals 2004 in Frankreich auf. In Deutschland wurde sie zum ersten Mal 2014 in Baden-Württemberg nachgewiesen.

Auf einer unlängst von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim in Stuttgart fertiggestellten Karte zum Vorkommen der Tiere ist erstmals auch eine Sichtung der Hornisse in Berlin im vergangenen September verzeichnet – "weit weg von bisherigen Vorkommen", sagte Waldmann.

Allzu weit nach Osten ist das Tier laut dem Naturschutzbund Nabu noch nicht vorgedrungen. Aber auch etwa in Niedersachsen, Bayern und Hessen sowie Hamburg gebe es Besiedelungen. "Eine Ausbreitung in weitere Bundesländer ist möglich und zu erwarten", sagt das Bundesamt für Naturschutz (BfN). Das alles macht Naturschützern große Sorgen. 

Auswirkungen der neuen Hornisse nicht absehbar

"Es ist nicht abzusehen, wie sich diese rasant ausbreitenden Art auf unsere heimische Insektenwelt auswirken wird", sagt der Bienenexperte des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg Martin Klatt. Weder sei erforscht, wie sich die Asiatische Hornisse zur heimischen und unter Naturschutz stehenden europäischen Hornisse verhalte, noch wie sich die Erbeutung anderer Insekten auswirke.

Anders als die Europäische Wespe oder Europäische Hornisse macht die Asiatische Hornisse auch Jagd auf Honigbienen und Wildbienen. "Sie platziert sich vor den Fluglöchern und fängt die Bienen ab", erklärt Christian Schirck, Presse-Obmann beim Landesverband der hessischen Imker. Auf diese Weise könnten sie ein ganzes Volk auslöschen.

Die Asiatische Hornisse frisst aber auch Fliegen und Käfer. Ein großes Nest mit Tausend und mehr Asiatischen Hornissen verbraucht deutlich mehr als elf Kilo Insekten und Jahr, sagte Kristin Krewenka vom badischen Imkerverband. Auch in Obst beißen Asiatische Hornissen gerne mal hinein.

Besonders perfide: Bei einem Stich setzt die Asiatische Hornisse eine Duftmarke, die Artgenossen gewissermaßen das Zielobjekt anzeigt und sie aggressiv macht – dem ersten Stich drohen dann weitere Stiche anderer herbeifliegender Hornissen zu folgen. "Wer gestochen wird, sollte sich schnellstens in einem geschlossenen Raum in Sicherheit bringen", erklärt das Landesamt für Natur in NRW. Aggressiv würden die Wespen vor allem bei einer Nest-Entnahme oder einer Erschütterung des Nestes.

Studie zeigt Schäden im Obst- und Weinbau

Welche Schäden diese Hornisse jenseits des befürchteten Insekten-Artenverlustes anrichten könnte, ist unklar. Der Deutsche Imkerverband warnte Anfang März vor potenziellen Gefahren nicht nur für die Imkerei, sondern auch für die Landwirtschaft.

Er verwies dabei auf eine Studie zu Schäden im Obst- und Weinbau in Südeuropa: 83 Prozent der Befragten aus Galicien und 25 Prozent der Befragten aus Portugal berichteten von Schäden – insbesondere an Weintrauben, aber auch an Birnen, Äpfeln, Feigen, Pflaumen, Pfirsichen, Heidelbeeren und Brombeeren. Das Ausmaß der angegebenen Schäden reichte von gering bis massiv.

Was man gegen die Asiatische Hornisse tun kann

Was tun gegen die eingeschleppte Art? Die Europäische Union hat die Asiatische Hornisse als invasive Art eingestuft, die bekämpft werden muss. Dazu müssen vor allem die Nester entfernt werden.

Die betroffenen Bundesländer setzen entsprechend auf Meldeportale, wo Sichtungen und auch Nester der Tiere angezeigt werden können. In Baden-Württemberg waren es im vergangenen Jahr 550 gemeldete Nester – eine Verzwanzigfachung gegenüber dem Jahr davor. In Rheinland-Pfalz wurden nach Angaben des dortigen Umweltministeriums 2023 rund 430 Nester gemeldet und entfernt. In Baden-Württemberg wurden 2023 550 Nester gefunden worden – eine Verzwanzigfachung gegenüber dem Jahr davor. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand.

Wer eine Asiatische Hornisse sieht, sollte dies melden – am besten mit einem Foto und dem Standort des Fundes. In den einzelnen Bundesländern gibt es Meldeportale (dazu "Asiatische Hornisse melden + Bundesland" in die Suchmaschine eigeben), hier die Links zu den Portalen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Das BfN betont, dass zurzeit auch eine gemeinsame, bundesweite Meldeplattform besprochen werden. "Die Entnahme von Nestern sollte unbedingt von sachkundigen Schädlingsbekämpfern bzw. Wespen- und Hornissen-Beratern vorgenommen werden", betont eine Sprecherin des Landesumweltamtes in NRW.

Daran, dass die Asiatische Hornisse je wieder aus Deutschland verschwindet, glaubt unter Experten niemand. "Der Drops ist gelutscht", sagt Waldmann.

Doch Insektenschützer rufen angesichts zunehmender Sorgen vor der eingeschleppten Asiatischen Hornisse auch zu Besonnenheit auf. Es häuften sich Anrufe und E-Mails von alarmierten Menschen, teilte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). "Aber die Hälfte der Meldungen sind Fehlmeldungen", sagt Sabine Holmgeirsson vom Nabu Baden-Württemberg. "Wer sich etwas tiefergehend mit Insekten beschäftigt, lernt schnell die einzelnen Arten zu unterscheiden und sieht eher ihre nützlichen Seiten." 

Asiatische Hornisse erkennen

Die neue Hornissen-Art lässt sich gut von den heimischen Hornissen unterscheiden:

  • Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist etwas kleiner und dunkler als die Europäische Hornisse.
  • Sie an ihrer schwarzen Grundfärbung zu erkennen: Die Brust ist schwarz, der Hinterleib dunkel mit wenigen gelben Binden. Die Beine sind schwarz-gelb gefärbt.
  • Die Europäische Hornisse ist gelb-orange gezeichnet und etwas größer als die Asiatische Hornisse. Sie fällt durch ihren gelb-schwarz gemusterten Hinterleib auf. 
  • Die Asiatische Hornisse hat ihre Nester häufig in Baumkronen, wo sie von unten schlecht zu sehen und auch schwierig zu bekämpfen sind. Die Europäische Hornisse nutzt dagegen wettergeschützte Hohlräume wie Baumhöhlen, Nistkästen, Dachböden oder Rollladenkästen.

"Im Gegensatz zu unserer heimischen Hornisse sind die Asiatischen Hornissen in der Lage, wie ein Hubschrauber in der Luft stehen zu bleiben", erklärt Marion Loeper vom Dresdner Imkerverein. Auffällig sei auch, dass sie rückwärts fliegen könnten.

Sabine Holmgeirssons vom Nabu hat weitere Tipps, um die heimische streng geschützte Hornisse von der Asiatischen Hornisse zu unterscheiden. "Schauen Sie der Hornisse auf die Füße. Sind sie dunkel, ist es die heimische Art. Dann gilt: In Ruhe beobachten und sich am eleganten Insekt erfreuen, das im Garten und auf Wiesen nach anderen Insekten, auch ‚Lästlingen‘, jagt."

Außerdem sei die invasive Art nur tagsüber aktiv. "Wenn also nachts eine Hornisse in ihrer Wohnung fliegt, dann ist es eine Europäische. Mein Tipp: Licht aus und Fenster auf, Hornissen sind im Dunkeln unterwegs und werden von Licht angezogen."

Entwarnung: Asiatische Hornisse ist nicht Asiatische Riesenhornisse

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist nicht zu verwechseln mit der Asiatischen Riesenhornisse (Vespa mandarinia). Letztere breitet sich etwa in den USA aus, wo sie als "Honigbienenkillerin" Schlagzeilen macht. In Deutschland kommt die Riesenhornisse nicht vor.

Weiterlesen auf oekotest.de: