Die Schweiz hat dem Kirschlorbeer bereits ganz offiziell den Kampf angesagt. Im Nachbarland wurde in diesem Jahr ein Verkaufsverbot für die immergrüne Giftpflanze beschlossen: Ab September 2024 darf der Kirschlorbeer – und auch andere als invasiv eingestufte Arten – bei den Eidgenossinnen und Eidgenossen nicht mehr verkauft werden.
Der Grund: Die schnellwachsende Lorbeerkirsche mit dem lateinischen Namen Prunus laurocerasus ziert nicht nur akkurat gepflegte Vorgärten, wo sie vor allem als Sichtschutz beliebt ist, sondern kann sich auch zügig in der Umwelt ausbreiten und dort ökologische Schäden anrichten.
Kirschlorbeer im Garten ist ein "falscher Freund"
Der Naturschutzbund (Nabu) hat dem Kirschlorbeer deshalb schon den wenig schmeichelhaften Beinamen "falscher Gartenfreund" verpasst. Und das zu Recht: Der Monokultur-Klassiker mag für einen gepflegten und aufgeräumten (Vor-)Garten stehen, hat aber fast keinen ökologischen Nutzen.
Er bietet Insekten kaum Nahrung, denn in den Blüten finden Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge nur mäßig viel Nektar. Auch von größeren Pflanzenfressern wird der Kirschlorbeer wegen seiner Giftigkeit weitgehend gemieden. Bestenfalls Vögel finden zwischen seinen dichten Blättern einen Unterschlupf.
Echtes Unheil kann die Pflanze anrichten, wenn sie aus dem Vorgarten "ausbricht": Gelangt der Kirschlorbeer beispielsweise in den Wald, weil Vögel seine Samen mit ihrem Kot ausscheiden, kann er sich dort leicht ausbreiten und viele heimische Pflanzen verdrängen. Sodass beispielsweise bedrohte Insekten noch weniger Pollen und Nektar finden als zuvor.
Kirschlorbeer ist giftig
Dazu kommt: Die schmückende Pflanze ist giftig. Die Blätter und Samen enthalten Blausäure (bzw. deren Vorstufe), was Beeren und Blätter glücklicherweise so bitter macht, dass Menschen oder Tiere nur selten eine kritische Menge Gift aufnehmen.
Die Giftzentrale Bonn schreibt zudem, dass die Blätter erst einmal gut gekaut werden müssten, um überhaupt Blausäure freizusetzen. Eine kritische Dosis, ab der beim Menschen eine schädliche Wirkung eintritt, sei bei Kirschlorbeer-Blättern nicht bekannt.
Bei den Beeren des Kirschlorbeers hingegen gelte: Falls nicht mehr als drei Beeren gegessen wurden, sei in der Regel nicht mit Vergiftungserscheinungen zu rechnen. Hier reicht es aus, so die Giftzentrale, nach dem versehentlichen Verzehr ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Wurden mehrere Beeren oder Blätter von einem Kirschlorbeer-Strauch gegessen, kommt es jedoch zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, in seltenen Fällen zu Kopfschmerzen, Schwindel, Atembeschwerden, Bewusstlosigkeit. In diesem Fall sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, die die nötige Menge Kohletabletten zur Entgiftung verabreichen oder weitere Maßnahmen einleiten können.
Die Nummern der Giftnotrufzentralen finden Sie hier.
Ökologisch wertvollerer Wind- und Sichtschutz
Neben seiner Giftigkeit weiß der Nabu von weiteren Nachteilen, die der Kirschlorbeer für Gärtnerinnen und Gärtner mitbringt: So seien die blausäurehaltigen Blätter fast nicht kompostierbar, auch sei häufiges, mühsames Beschneiden nötig. Denn: Kirschlorbeer-Blätter, die mit der elektrischen Heckenschere angeschnitten werden, verfärben sich braun, sodass Gärtner oder Gärtnerinnen aufwendig mit der Handschere vorgehen müssen, wenn sie ein attraktives Ergebnis erzielen wollen.
Wird der Grünschnitt des Kirschlorbeers dann noch unsachgemäß entsorgt, beispielsweise am Waldrand, ist der ökologische Ernstfall fast schon perfekt und die invasive Art hat freie Bahn.
Wer nach einem ökologisch wertvolleren Wind- und Sichtschutz für den Garten sucht, dem raten Naturschützer, auf einheimische Sträucher zurückzugreifen. Als Alternativen werden beispielsweise Eberesche, Ginster, Hartriegel, Haselnuss, Holunder, Liguster, Schlehe, Weißdorne oder wilde Johannisbeeren empfohlen. Der Kirschlorbeere hingegen stammt ursprünglich nicht aus Mitteleuropa, sondern aus Kleinasien, also der heutigen Türkei.