Zurzeit sind jede Menge Jungvögel zu sehen und zu hören. Nicht immer wirken sie fit. Zwitschernde Vögelchen im Gebüsch oder auf einer Wiese, die scheinbar verlassen sind, lösen beim Menschen einen gewissen Helferinstinkt aus.
Aber: Vorsicht ist geboten, denn die Kleinen sind oft weder hilflos noch verwaist. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) erklärt, wann ein Eingreifen sinnvoll ist.
Vogel gefunden: Beobachten statt Zugreifen
Bei den rufenden Vögeln handelt es sich oft um sogenannte Ästlinge: Anders als die Nestlinge haben sie ihre Augen geöffnet und sind bereits gefiedert. Im Fliegen sind sie noch nicht so geübt. Sie müssen auch weiterhin von ihren Eltern mit Insekten gefüttert werden. Durch die Rufe verständigen sie sich.
Wie erkennt man also, ob die Vögelchen Hilfe brauchen? Etwa eine Stunde sollte man aus weiter Entfernung beobachten, ob die Vogeleltern den Nachwuchs noch umsorgen. Vogeleltern suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihrem verloren gegangenen Nachwuchs. Wenn kein Elternteil auftaucht, kann das Vögelchen aufgenommen und versorgt werden. Tragen Sie dabei am besten Handschuhe, aus hygienischen Gründen.
Dass Jungvögel von den Eltern verstoßen werden, wenn sie kurz menschlichen Kontakt hatten, ist ein Mythos. Anders als beispielsweise bei Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese kurz von einem Menschen berührt wurden.
In diesen Fällen sollten Sie direkt handeln:
1. Dem Jungvogel droht unmittelbare Gefahr
Wenn der rufende Vogel auf oder an einer Straße sitzt oder sich ungeschützt in unmittelbarer Nähe eines Beutegreifers wie beispielsweise eine Katze befindet, sollte man ihm schnell helfen und ihn in eine schützende Hecke setzen. Am besten ganz in der Nähe des Fundorts, wenn möglich in Hörweite der Vogeleltern.
2. Nestlinge am besten zurück ins Nest setzen
Nestlinge haben noch geschlossene Augen und keinerlei Federn, so der NABU. Die Eltern halten sie normalerweise rund um die Uhr warm und füttern sie.
- Falls Sie so einen Babyvogel finden, sollten Sie nach seinem Nest suchen und ihn zurücklegen.
- Finden Sie kein Nest, muss er in eine Auffangstation gebracht werden. Die Adressen können Sie über den NABU, die Naturschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte oder auch bei Tierärzten oder Tierschutzvereinen erfragen.
3. Der Babyvogel ist verletzt
Wenn der Jungvogel offensichtlich verletzt ist, sollte man professionelle Hilfe vom Tierarzt oder einer Vogelauffangstation holen.
Dann den kleinen Findling am besten in einen mit Küchenpapier ausgelegten und mit Luftlöchern versehenen Karton setzen und zu einem Tierarzt, Tierschutz- oder Vogelhilfeverein bringen.
4. Der Jungvogel ist nass oder zu heiß
Sollte der Jungvogel nass sein, sollte man ihn zunächst in der Wärme trocknen lassen. Sie können ihn auf eine Wärmflasche setzen, die mit lauwarmem Wasser gefüllt und in ein Handtuch eingewickelt wurde.
Vorsicht: Der Vogel darf nicht überhitzen! Fängt er an zu hecheln oder wirkt schwach, ist dies ein Zeichen, dass ihm zu warm ist. Haben Sie ihn bereits in diesem Zustand angetroffen, sollten Sie ihn zunächst an einen kühlen, schattigen Ort bringen, rät der NABU.
Wichtig: Braucht ein Vogel trotz Erste-Hilfe-Maßnahmen weiter Unterstützung, sollten Sie ihn ebenfalls zu einem Tierschutz- oder Vogelhilfeverein bringen.
Katzen für einige Tage im Haus lassen
Und noch eine Bitte, wenn Jungvögel im Garten oder in der Nachbarschaft unterwegs sind: Wer Katzen besitzt, sollte diese für einige Tage, wenigstens morgens und abends, im Haus halten. Denn die Vogeljungen sind eine leichte Beute für die Räuber.