Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Immer öfter bekommen Rosskastanien schon Ende des Sommers braune Blätter – und damit viel früher als andere Laubbäume. Diesen Sommer ist das extrem auffällig.
Die traurige Wahrheit: Die Rosskastanie hierzulande hat gleich mit mehreren Problemen auf einmal zu kämpfen: Zum einen mit der sogenannten Miniermotte, zum anderen mit einem Bakterium namens Pseudomonas. Auch der Klimawandel stresst die Bäume zunehmend. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat die Gewöhnliche Rosskastanie deshalb mittlerweile als "gefährdet" eingestuft.
Miniermotte ist schuld an braunen Kastanien im Sommer
Die Larven der Miniermotte zerfressen das Innere der Blätter – dabei haben sie sich auf die Weißblütige Rosskastanie spezialisiert. Kastanien mit roten Blüten lassen sie links liegen. Die Blätter werden dadurch früh im Jahr braun und fallen ab.
Da der Kleinschmetterling die Bäume schwächen und damit anfällig für Krankheitserreger machen kann, können Miniermotten auch die schnelle Ausbreitung der bakteriellen Rosskastanien-Krankheit begünstigen.
Dieses Jahr ist der Befall Kastanien mit Larven der Miniermotte besonders auffällig. Grund dafür könnten die höheren Temperaturen in den letzten Jahren sein. Denn bei diesen fühlen sich die ursprünglich aus Südosteuropa stammenden Insekten besonders wohl. "Es fehlen die spezialisierten Gegenspieler dieser Art", erklärt Olaf Zimmermann, der Insektenkundler am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe ist. Zwar gebe es einige Schlupfwespenarten. Dennoch breiten sich die Miniermotten weiter aus.
Gefährlichster Feind der Rosskastanie: ein Bakterium
Das wohl größte Problem der Kastanie ist ein Bakterium namens Pseudomonas syringae pv. aesculi, das seit gut 15 Jahren auch hierzulande die Rosskastanienbäume befällt. Betroffen sind Bäume jeglichen Alters – und zwar sowohl rot- als auch weißblühende Kastanien. Forscher gehen davon aus, dass die Krankheit über die Luft und den Niederschlag übertragen wird.
Dort, wo das Bakterium ins Holz des Baumes eindringt, stirbt Rindengewebe ab. Dort siedeln sich dann wiederum holzzerstörende Pilze an, für die das Bakterium nur der Türöffner ist.
Das Problem: Die deshalb abgestorbenen Bäume sind nicht mehr sicher, und es besteht die Gefahr, dass beispielsweise Äste abbrechen. Im Fachjargon heißt das, dass die Bäume nicht mehr verkehrssicher sind – und gefällt werden müssen.
Die Symptome eines Befalls mit Pseudomonas-Bakterien und Pilzen sind übrigens erst im Herbst, Winter und Frühjahr erkennbar. Wenn Kastanien bereits im Sommer durch braune, kümmerliche Blätter wie im Herbst aussehen, liegt das an der Miniermotte.
Wie können wir den Kastanien helfen?
Gegen Pseudomonas gibt es bislang kein wirksames Mittel. Es bleibt also einzig und allein die Prävention, um die Rosskastanie möglichst lange widerstandsfähig zu erhalten. Wichtig sind eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung und möglichst wenig Stress. Zugepflasterte Straßen und Streusalz im Winter schaden den Straßenbäumen.
Wer den Bäumen helfen möchte, sollte sie gerade in Hitzeperioden regelmäßig gießen. Je gesünder und robuster der Baum, desto widerstandsfähiger ist er auch gegenüber Schädlingsbefall, etwa durch Miniermotten.
In Regionen, in denen die Kastanien nur von der Miniermotte und nicht zusätzlich von Pseudomonas befallen sind, können Hobbygärtner das Laub der befallenen Bäume einsammeln und entsorgen. So wird die letzte der drei Miniermottengenerationen, die sonst in den Blättern überwintert, vernichtet.
Miniermottenbefall: Wohin mit dem Laub?
Das Laub befallener Bäume kann nicht wie die gesunden Blätter anderer Bäume einfach so zu wertvollem Kompost im eigenen Garten oder zu einer Frostschutz-Decke für andere Pflanzen im Winter werden – es muss so entsorgt werden, dass keine weitere Infektionsgefahr für andere Rosskastanien besteht.
Mit Miniermotten befallenes Laub sollte über die Biotonne entsorgt oder bei größeren Mengen zu einer Grüngut-Annahmestelle gebracht werden, sagt eine Sprecherin des Verbands kommunaler Unternehmen, zu dessen Mitgliedern auch die städtischen Entsorger gehören. Deren große Kompostieranlagen entwickeln während des Verrottungsprozesses ausreichend hohe Temperaturen, um verbliebene Eier und Larven der Miniermotte abzutöten.
Das schafft der hauseigene kleinere Komposthaufen nicht, so die Sprecherin. Würden verrottete Blattreste mit dem Kompostboden in den nächsten Jahren wieder im Garten verteilt, könnte sich die Miniermotte dadurch weiter ausbreiten.
Übrigens: Das Laub sollte nicht mit dem Restmüll entsorgt werden.
Die Rosskastanie erkennen
Rosskastanien wachsen oft in Straßen und Parks. Ihre Früchte werden nahezu gleichzeitig mit den Esskastanien reif. Auch optisch haben die beiden Gehölze einige Ähnlichkeiten, botanisch jedoch sind es zwei ganz verschiedene Gattungen.
Wichtigster Unterschied: Die Früchte der Rosskastanie kann man nicht essen. Ein gutes Merkmal zum Unterscheiden sind auch die Blüte: Die Rosskastanie ist bekannt für prächtige bis zu 30 Zentimeter hohe Blütenkerzen, während die ährenförmigen Blüten der Edelkastanie vergleichsweise schlicht sind. Außerdem trägt die Rosskastanie handförmige Blüten, die der Edelkastanie sind lanzenförmig.
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Mit Material der dpa.