Im Wohnzimmer sorgen sie für Wärme und Gemütlichkeit, bei der Herstellung können sie dazu beitragen, Regenwälder zu zerstören und der Umwelt zu schaden: Kerzen sind oft alles andere als umweltfreundlich. Verbraucherinnen und Verbrauchern wird es beim Kauf nicht gerade leicht gemacht, sich für nachhaltigere Rohstoffe zu entscheiden. Denn laut dem dritten Kerzencheck der Deutschen Umwelthilfe (DUH), verschweigen immer mehr Hersteller, ob ihre Kerzen aus Palmöl oder fossilem Paraffin bestehen.
Situation seit letztem Check verschlechtert
Insgesamt 58 Kerzenhersteller und -anbieter hat die DUH zu genutzten Rohstoffen, deren Nachhaltigkeit sowie der Kennzeichnung befragt. 18 befragte Unternehmen gaben an, fossiles Paraffin zu verwenden – entsprechend gekennzeichnet war das jedoch nur in fünf Fällen. Paraffin ist ein (Neben-)Produkt der Erdölindustrie – die Produktion von Paraffinwachs trägt damit zu Klimawandel und Umweltverschmutzung bei.
Palmöl wurde nur bei jeder zweiten palmölhaltigen Kerze gekennzeichnet. Nur elf der 58 befragten Unternehmen setzen nach eigenen Angaben ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Palmöl ein. Im letzten DUH-Kerzencheck 2021 waren es noch 20 von 52. Etwa neun Prozent des in Deutschland verwendeten Palmöls wurden laut DUH 2019 in Kerzen verarbeitet – doch nur 40 Prozent davon stammen von zertifiziert, nachhaltigen entwaldungsfreien Plantagen.
Sieben Firmen verzichten ganz auf Palmöl. "Das macht deren Kerzen jedoch nicht automatisch umweltfreundlicher", heißt es dazu von der DUH. "Stattdessen ist entscheidend, dass nur Palmöl mit strengen Nachhaltigkeitskriterien für Kerzen verwendet wird." Denn Ölpalmen lieferten pro Hektar besonders viel Pflanzenöl. Würden Hersteller ganz auf Palmöl verzichten, würde das die Umweltbelastungen lediglich auf fossiles Paraffin oder weniger effiziente Rohstoffe wie Raps- und Sojaöl verlagern.
Zertifikatehandel und wenig Transparenz
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen, insgesamt 33, hätten gar nicht auf die DUH-Anfrage reagiert. Zu den Schlusslichtern unter denen, die geantwortet haben, zählen der Verbrauchsartikelhersteller Papstar, die Drogeriemarktkette Rossmann sowie die Baumarktkette Hornbach.
Rossmann setze weiterhin auf Zertifikatehandel, das heißt, das Unternehmen nutze auf Palmöl ohne Zertifizierung und kaufe anschließend Zertifikate in der gleichen Menge ein. Jegliche Kennzeichnung bleibe aus – ebenso bei der Konkurrenzkette dm. Auch Hornbach setzte weiterhin auf Zertifikatehandel und betreibe keine weiteren Maßnahmen für mehr Transparenz.
Vier Unternehmen seien im Kerzencheck aber auch besonders positiv aufgefallen: Ikea, Norma, Bio Company und die Gebrüder Müller Kerzenfabrik. Diese setzten ausschließlich auf Palmöl-Zertifizierungen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards.
Umwelthilfe fordert Kennzeichnungspflicht
"Es ist alarmierend, dass mit rund 60 Prozent immer mehr der befragten Unternehmen verschweigen, ob ihre Kerzen Palmöl enthalten und ob dieses aus nachhaltigem Anbau stammt", fasst Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer, das Ergebnis des Kerzenchecks zusammen. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation fordert entsprechend eine europaweite Kennzeichnungspflicht für nachwachsende Rohstoffe in Kerzen.
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