In Kombination haben Klimawandel und intensive Landwirtschaft einer Studie zufolge einen besonders zerstörerischen Effekt auf viele Insektenpopulationen. In den am stärksten betroffenen Regionen hätten sie im Zusammenspiel bereits für einen Rückgang der Zahl der Insekten um fast 50 Prozent gesorgt - verglichen mit weitgehend natürlichen, bisher kaum von Erwärmung betroffenen Lebensräumen, berichten Forschende im Fachmagazin "Nature". Die Artenvielfalt liege um rund 30 Prozent niedriger.
Wo noch 75 Prozent der Fläche mit natürlichem Bewuchs bedeckt waren und es keine intensive Landwirtschaft gab, lag die Zahl der Insekten der Auswertung zufolge hingegen lediglich etwa 7 Prozent niedriger als bei den Vergleichsflächen, die Zahl der Arten etwa 5 Prozent.
Die Wissenschaftler um Charlotte Outhwaite vom University College London hatten in ihre Analyse Daten zu Temperaturänderungen und Veränderungen in der Landnutzung von 6000 verschiedenen Orten weltweit einbezogen, die insgesamt einen Zeitraum von 20 Jahren (1992-2012) umspannten. Kombiniert wurden die Datensätze mit denen zu Beständen von knapp 18 000 Insektenarten.
"Womöglich nur die Spitze des Eisbergs"
Die Ergebnisse zeigten womöglich nur die Spitze des Eisbergs, so die Forschenden: Für bestimmte Gebiete etwa in den stark betroffenen Tropen gebe es nur begrenzt Daten, die Entwicklung dort lasse sich daher nur schwer abschätzen. Zudem beeinflusse der Mensch die Populationen schon weit länger als 20 Jahre - Rückgänge in jener Zeit seien in der Studie gar nicht erfasst. Dies gelte auch für Effekte weiterer Faktoren wie der Umweltverschmutzung.
Ihre Studie zeige einen statistischen, keinen ursächlichen Zusammenhang, betonen die Wissenschaftler um Outhwaite auch. Zahlreiche andere Studien stützen die Annahmen demnach aber. Mit fortgesetzter Erderwärmung werde das Risiko für die Artenvielfalt von Insekten durch Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Klimawandel noch viel stärker ausfallen, auch in den gemäßigten Zonen, schließen die Forschenden. Der Verlust von Insektenpopulationen schade dabei nicht nur natürlichen Lebensräumen, in denen Insekten oft eine Schlüsselrolle spielten, sondern auch der menschlichen Gesundheit und der Ernährungssicherheit, insbesondere durch den Verlust von Bestäubern.