Ladegerät und Laptopkabel in der Steckdose lassen: Ist das wirklich so teuer?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 03.03.2024

Ladegeräte in Steckdose lassen: Ist das wirklich so teuer?
Foto: Shutterstock/Enadin

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, welche Kosten entstehen, wenn Sie Ladegeräte, Trafos und Netzteile ungenutzt an der Steckdose lassen? Wie hoch die Kosten sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zwischen drei Cent und zweistelligen Eurobeträgen im Jahr ist alles drin.

Ladegeräte, Netzteile & Co. verbrauchen auch dann Strom, wenn sie gar nicht mit einem Gerät verbunden sind, das gerade aufgeladen (wie ein Smartphone) oder betrieben wird (wie einen Laptop).

Nur: Wie kann das überhaupt sein? Wenn doch gar kein "Verbraucher" – also kein Elektrogerät – am Netzteil oder Ladegerät hängt: Wie soll da Energie verbraucht werden? Die Antwort ist schlicht: Es gibt einen Verbraucher. Nämlich das Netzteil selbst.

Denn sobald ein Ladegerät oder Netzteil in die Steckdose gesteckt wird, wird in dessen Inneren ein (sehr kleiner) geschlossener Stromkreis aufgebaut – selbst wenn kein weiteres Elektrogerät angeschlossen ist. Das ist nötig, damit das Netzteil überhaupt seine Arbeit machen kann, nämlich eine Spannung (z.B. 240 Volt) in eine andere (5 Volt) umzuwandeln. Das hat aber auch zur Folge, dass Strom verbraucht wird.

Ladekabel: So viel darf es verbrauchen

Techniker bezeichnen das Phänomen als Leerlaufverlust. Die Wattsumme, die dabei verlorengeht, heißt entsprechend Leerlaufverlustleistung. Zum Glück wurde die Leerlaufverlustleistung von Netzteilen, die nicht direkt in ein Gerät eingebaut sind, gesetzlich immer weiter begrenzt.

Inzwischen gilt: Die meisten externen Netzteile, Ladegeräte & Co., die seit 1. April 2020 in den Verkehr gebracht wurden, dürfen laut EU-Ökodesign-Verordnung 2019/1782 nicht mehr als 0,1 Watt Leistung aufnehmen, wenn kein Gerät angeschlossen ist. Beträgt die maximale Ausgangsleistung 50 Watt und mehr – beispielsweise bei Laptop-Netzteilen –, sind noch 0,21 Watt Verlustleistung erlaubt.

Zum Vergleich: Bei momentanen Strompreisen (von ca. 0,37 Euro/kWh) gehen rund 32 Cent verloren, wenn ein Gerät mit einem Verbrauch von 0,1 Watt ein ganzes Jahr lang durchgängig eingesteckt bleibt. Bei 0,21 Watt – beispielsweise beim Notebook-Kabel – sind es 68 Cent Verlust im Jahr. Das heißt: Zumindest neuere Ladegeräte und Netzteile können – selbst bei nachlässiger Nutzung – keinen großen Schaden in der Haushaltskasse (und beim Klima) anrichten.

Ladekabel: So viel verbraucht es wirklich

Das zeigen auch neuere Messungen: Die Schweizer Verbrauchersendung "Kassensturz" hat Anfang 2022 zahlreiche USB-Ladestecker untersucht und dabei auch deren Leerverbräuche gemessen. Ergebnis: Die meisten Stecker, die es im Nachbarland zu kaufen gibt, nehmen im Schnitt nur rund 0,05 Watt auf, wenn sie im Leerlauf betrieben werden (entspricht einem Verlust von 16 Cent im Jahr). Ein Adapter von Apple verlor sogar nur 0,008 Watt (= 3 Cent/Jahr); den höchsten Leerverbrauch zeigte ein Logilink-Adapter mit 0,12 Watt (= 39 Cent/Jahr).

Ähnliches stellte unser Autor fest, als er verschiedene neuere Netzteile, die zu kleineren Elektrogeräten gehörten, mit einem Strommessgerät überprüfte. Die meisten Netzteile nahmen im Leerlauf nicht einmal 0,1 Watt (= 32 Cent/Jahr) auf, sodass die Anzeige des Strommessgeräts erst gar keinen Verbrauch verzeichnete und bei 0,0 Watt stehenblieb (siehe die nachfolgenden Bilder):

Diese Netzteile haben zwar einen dauerhaften Verbrauch, dieser ist aber so gering, dass das Messgerät hier nicht einmal "anschlägt".
Diese Netzteile haben zwar einen dauerhaften Verbrauch, dieser ist aber so gering, dass das Messgerät hier nicht einmal "anschlägt". (Foto: ÖKO-TEST (lw))

Alles kein Problem also? Leider nicht ganz. Denn: Ein weiteres, noch fast fabrikneues Netzteil, das unser Autor in der Redaktion aufstöberte, kam schon auf 1,2 Watt Leerlaufverlustleistung (folgendes Bild links). Das überstieg nicht nur deutlich den erlaubten Wert, sondern entsprach Kosten von 3,88 Euro im Jahr. 

Das falsche Kabel kann teuer werden

Schließlich trieb unser Autor sogar noch ein älteres Netzteil auf, dass laut Aufschrift einmal für eine Lampe gedacht war. Und siehe da: Das Strommessgerät kletterte auf einen Verbrauch von 3,7 Watt (folgendes Bild rechts) – obwohl auch hier keinerlei Gerät angeschlossen war. Bei einem Strompreis von 0,37 Euro/kWh entsprechen 3,7 Watt Kosten von fast 12 Euro im Jahr – für nichts.

Bei einigen Netzteilen kann es sich bei der Stromrechnung bemerkbar machen, wenn Sie sie an der Steckdose lassen.
Bei einigen Netzteilen kann es sich bei der Stromrechnung bemerkbar machen, wenn Sie sie an der Steckdose lassen. (Foto: ÖKO-TEST (lw))

Was bedeutet das konkret?

  • Zunächst einmal: Wenn Sie über neuere Elektronik und die dazugehörigen Netzteile verfügen, dürften Leerlaufverluste keine allzu große Rolle spielen – zumindest nicht bei Ladegeräten bzw. Netzteilen für Handys oder andere kleinere Geräte, die nur für niedrige Wattzahlen ausgelegt sind.
  • Kabel für Laptops und größere Geräte hingegen sollten Sie gewohnheitsmäßig aus der Steckdose ziehen, wenn sie nicht gebraucht werden. Denn hier können auch bei neueren Produkten (siehe oben) Verluste anfallen, die das Ausstecken rechtfertigen.
  • Darüber hinaus gilt: Je älter Netzteile, Trafos oder Ladegeräte werden, desto teurer. Ältere Geräte wurden schließlich noch zu Zeiten schlechterer Technik, großzügigerer Gesetze und billigerer Energie hergestellt: Entsprechend können hier, wie oben zu sehen, Verluste von über zehn Euro im Jahr entstehen. Betreiben Sie beispielsweise noch eine alte Stehlampe? Mit einem dicken, immer leicht brummenden Netzteil-Klotz? Hier lohnt eventuell eine Neuanschaffung.
  • Als Faustregel gilt: Wenn ein Gerät ausgeschaltet ist und sich das dazugehörige Netzteil trotzdem warm anfühlt, wird auch Strom verbraucht (sofern das Netzteil nicht gerade direkt in der Sonne liegt). Je wärmer, desto mehr. Hier gilt: immer ausstecken.

Bleibt die Frage, wie Sie versteckte "Energiefresser" im Haushalt ausfindig machen können? Und wie Sie sie von den weniger problematischen Fällen – wie den meisten Handykabeln – unterscheiden? Von außen geht das leider nicht, denn: Man sieht einem Netzteil nicht an, was es im Leerlauf verbraucht, da entsprechende Werte nicht aufgedruckt werden müssen.

Das Einfachste ist deshalb: selber messen. Wir meinen: In Zeiten von Energie- und Klimakrise ist jeder Haushalt gut beraten, rund zehn Euro für ein eigenes Strommessgerät in die Hand zu nehmen, wie es oben im Bild zu sehen ist. Das ist nicht nur leicht zu bedienen, sondern hilft auch zu entscheiden, welche Stecker drinbleiben dürfen und welche nicht.

Und es schafft auch gleich Klarheit darüber, ob Tiefkühltruhe, Trockner & Co. noch nötig und zeitgemäß sind. Am besten gleich hier weiterlesen: Was kostet mein Kühlschrank? So ermitteln Sie den Stromverbrauch

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