Lichtverschmutzung: Wie neue Straßenlaternen Insekten schützen sollen

Autor: Nora Braatz | Kategorie: Freizeit und Technik | 04.07.2024

Künstliches Licht ist ein Problem für Insekten.
Foto: Tino Lehmann/Shutterstock

Insekten spielen im Ökosystem eine zentrale Rolle, doch ihre Populationen schrumpfen. Ein Faktor stellt künstliches Licht in der Nacht dar. Daher haben Wissenschaftler einen innovativen Lösungsansatz erforscht, um die Lichtverschmutzung zu reduzieren: maßgeschneiderte LED-Straßenlaternen.

Insekten sind ein wichtiger Bestandteil für das Ökosystem – sie dienen als Bestäuber, Nahrungsquelle und zersetzen organisches Material. Der Rückgang ihrer Population kann weitreichende Folgen mit sich bringen. Auslöser für diese Entwicklung sind unter anderem der Einsatz von Pestiziden, der Klimawandel und eine Habitattrennung – dabei werden Lebensräume in kleine separate Segmente unterteilt.

Ein weiterer Faktor ist künstliches Licht in der Nacht (artificial light at night kurz: ALAN). Vor allem nachtaktive Insekten sind von der Lichtverschmutzung betroffen. Etwa die Hälfte aller Insekten sind nachtaktiv. Daher haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in einer aktuellen Studie eine Lösung untersucht.

Das Team entwickelte maßgeschneiderte und abgeschirmte LED-Straßenlaternen. Sie sollen das Licht gezielt auf die zu beleuchtenden Bereiche lenken und ungewollte Lichtstreuung minimieren. Außerhalb der beleuchtenden Fläche soll das Licht der neuen Straßenlaternen nahezu unsichtbar sein. Die Leuchten haben daher, im Gegensatz zu herkömmlichen Straßenlaternen, eine verminderte Anziehungskraft auf fliegende Insekten.

Zwei Experimente zur Reduzierung der Lichtverschmutzung

Die Wissenschaftler führten zwei Experimente an insgesamt vier Standorten durch, um die Wirkung dieser neuen LED-Leuchten zu testen. Im ersten Experiment wurden die Laternen auf einem kontrollierten Versuchsfeld im Westhavelland in einer dunklen, ländlichen Umgebung installiert. Über einen Zeitraum von vier Jahren wurden dort drei verschiedene Beleuchtungsszenarien untersucht: herkömmliche LED-Leuchten mit hoher Helligkeit, gedimmte LED-Leuchten und die neuen, maßgeschneiderten und abgeschirmten LED-Leuchten.

Im zweiten Experiment wurden die maßgeschneiderten Leuchten in drei Gemeinden auf Straßen in der Nähe von Naturschutzgebieten in Süddeutschland installiert. Auch hier wurden die neuen Leuchten mit den bisher verwendeten konventionellen Straßenlaternen verglichen.

Ergebnisse: Weniger Insekten, ähnliche Lichtqualität

In beiden Experimenten zogen die neuen maßgeschneiderten und abgeschirmten Leuchten signifikant weniger Insekten an als die konventionellen Leuchten.

Im Westhavelland wurden bei den herkömmlichen LED-Leuchten siebenmal mehr Insekten gefangen als bei den abgeschirmten LEDs. Das Dimmen der konventionellen Leuchten reduzierte die Anziehungskraft nur geringfügig, während die maßgeschneiderten Leuchten die Anziehungskraft fast auf das Niveau unbeleuchteter Kontrollleuchten senkten.

Auch in den Gemeinden zeigte sich ein ähnliches Bild: Die maßgeschneiderten Leuchten zogen deutlich weniger Insekten an, unabhängig von der städtischen oder ländlichen Umgebung und der unterschiedlichen Farbtemperatur der Leuchten. Trotz ihrer geringeren Anziehungskraft auf Insekten erfüllten die neuen LED-Leuchten die vorgeschriebenen Beleuchtungsnormen für den Straßenverkehr.

Forscher empfehlen LED-Lampen in Naturschutzgebieten

Die Studie zeigt mit den Untersuchungen, wie wirksam eine neue Beleuchtungstechnologie sein kann und wie eine optimierte Lichtverteilung dazu beitragen kann, die Insektenvielfalt zu schützen.

Die Forscher empfehlen daher, maßgeschneiderte und abgeschirmte Leuchten als Teil nachhaltiger Beleuchtungskonzepte zu implementieren. Dies könnte einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Insektenpopulationen leisten, ohne die menschliche Sicherheit zu gefährden. V

or allem in sensiblen Gebieten wie in der Nähe von Naturschutzgebieten, Süßwasserökosystemen und anderen Gebieten mit hoher Biodiversität seien die neuen Lampen sinnvoll, so Dr. Franz Hölker, Leiter der IGB-Forschungsgruppe Lichtverschmutzung und Ökophysiologie gegenüber dem Nachrichten Informationsdienst Wissenschaft.

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