Fußballvereine stehen vor einem Problem: Kunstrasenplätze setzen große Mengen Mikroplastik frei. Die Sportvereine müssen momentan trotzdem nicht um ihre Plätze bangen: Die EU plant, anders als in einigen Medien berichtet, kein Verbot von Kunstrasenplätzen.
Vorerst kein Verbot von Kunstrasenplätzen
Die Europäische Kommission prüft im Rahmen ihrer Kunststoffstrategie, wie die Menge an umweltschädlichem Mikroplastik in unserer Umwelt verringert werden kann. In diesem Zusammenhang führt die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) derzeit unter anderem eine öffentliche Konsultation dazu durch, welche Auswirkungen eine mögliche Beschränkung des Einsatzes von Mikroplastik-Granulat hätte, das unter anderem als Füllmaterial für Kunstrasen genutzt wird.
Kunstrasen im Fußball – eine Katastrophe für die Umwelt
Kein Mähen, kein Gießen, kein Unkrautjäten – Kunstrasen ist zwölf Monate im Jahr schön grün und zu jeder Jahreszeit bespielbar. Sportvereine sind von den pflegeleichten Kunstrasenplätzen begeistert, Umweltschützer dagegen entsetzt: Sie kritisieren, dass die Sportplätze für gewaltige Mengen Mikroplastik verantwortlich sind.
Mehr Mikroplastik als in Kosmetikprodukten
Kunstrasenplätze sind laut Fraunhofer-Institut zurzeit die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in der Umwelt. Demnach werden von Sportplätze allein in Deutschland rund 11.000 Tonnen Mikroplastik jährlich abgegeben. Das wäre sieben Mal so viel, wie von Kosmetikprodukten verursacht wird, die deshalb schon länger in der Kritik stehen.
Das Fraunhofer-Institut arbeitet momentan an einem neuen Bericht zu Kunststoffemissionen, der demnächst vorgestellt werden soll. Reifenabrieb von Fahrzeugen werde, so das Institut, mit hoher Wahrscheinlichkeit der größte Emittent bleiben. Sport- und Spielplätze waren bei den letzten Berechnungen aus dem Jahr 2018 erst auf dem 5. Platz gelandet – hinter Autoreifen, Freisetzung bei der Abfallentsorgung, Asphalt-Abrieb und Pelletverlusten.
Kunstrasenplätze sind katastrophal für die Umwelt
Um Kunstrasen herzustellen, werden alte Autoreifen aufbereitet. Eigentlich prima, wäre da nicht das Problem mit dem Mikroplastik. Problematisch sind dabei weniger die Plastikgrashalme als das Kunststoffgranulat, das den Rasen auffüllt: Die kleinen grünen Gummikügelchen sorgen dafür, dass sich der Kunststoffrasen weich und elastisch anfühlt. Durch Wind, Regen und die Schuhe und Kleidung der Sportler gelangen die kleinen Kunststoffteile in die umliegende Natur. Von dort werden sie in umliegende Gewässer und letzlich auch ins Meer geschwemmt.
100 Tonnen Kunststoff pro Sportplatz
Die wetterfeste Alternative zum Rasenplatz beherbergt dabei gewaltige Summen an Kunststoff: Für einen einzigen Fußballplatz werden ungefähr 100 Tonnen des Kunststoff-Granulats benötigt, jedes Jahr muss der Rasen mit schätzungsweise 10 Tonnen wiederaufgefüllt werden (Quelle: Norwegische Umweltschutzbehörde Miljødirektoratet).
Alternativen zum Fußball-Kunstrasen
Neben echtem Rasen gelten Kork-Rasen und Hybrid-Rasen als umweltfreundlichere Alternativen zum Kunstrasen. Beide Alternativen haben Vor- und Nachteile: Kork-Rasen ist pflegeintensiv und gilt als anfällig für Schimmelpilze. Hybrid-Rasen dagegen ist aufgrund seiner Kombination von natürlichem Rasen und Kunstfasern selbst wieder ökologisch problematisch. Inzwischen wird das Gummigranulat auch immer häufiger durch Sand ersetzt.
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