Mikroplastik in der Wildnis

Greenpeace findet Kunststoffe in der Antarktis

| Kategorie: Freizeit und Technik | 07.06.2018

Mikroplastik in der Wildnis

Es sind keine guten Nachrichten, die das Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" von seiner Expedition in die Antarktis mitbringt: Sieben von acht Wasserproben, von der Meeresoberfläche des Südpolarmeers gezogen, enthielten laut den Forschern winzige Plastikpartikel, zum Beispiel Mikrofasern. Das ist laut Greenpeace deshalb alarmierend, weil eigentlich die antarktische Meeresströmung die Gewässer des Südpolarmeers von den großen Ozeanen abtrennt, in denen bekanntlich Millionen Tonnen Kunststoffmüll treiben. Die Proben zeigten aber, dass Mikroplastik seinen Weg durch diese natürliche Barriere hindurch gefunden habe.

Gefährliche Chemikalien aus Textilien

Und die Forscher fanden nicht nur Mikroplastik, sondern auch problematische Chemikalien. Sieben von neun Schneeproben enthielten demnach poly- und perfluorierte alkylierte Substanzen (PFAS). Diese gelangen etwa über die Beschichtung von Outdoortextilien in die Umwelt. PFAS, von denen einige im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen und den Hormonhaushalt zu stören, verteilen sich laut Greenpeace über die Atmosphäre über den gesamten Erdball.

Mikroplastik und PFC auch in Produkten des Alltags

ÖKO-TEST kritisiert die von Greenpeace gefundenen Substanzen seit langem in alltäglichen Produkten. Mikroplastik setzen Anbieter von Kosmetik gerne Pflegeprodukten zu, ÖKO-TEST hat es deshalb 2017 im Test Körperpeelings genauer unter die Lupe genommen. Der Test bietet neben Hintergrundinfos auch eine Liste von synthetischen Polymeren, die Verbraucher auf Deklarationen von Kosmetika finden können. Zuletzt haben wir auch im Test Kindershampoos ein Produkt wegen Mikroplastik abgewertet. Über die tatsächlichen Auswirkungen der überall zu findenden Belastung durch Plastik ist allerdings noch wenig bekannt. Im internationalen Meeresschutz werden Kunststoffteile kleiner als fünf Millimeter als Mikroplastik definiert. Untersuchungen haben gezeigt, dass einige Lebewesen solche Partikel fressen - mit zum Teil gravierenden Auswirkungen auf das Verdauungssystem. Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) hat ÖKO-TEST zuletzt im Test Imprägniermittel kritisiert. In solchen Mitteln fanden wir unter anderem PFC, die sich im Laufe der Zeit zu reproduktionstoxischen Stoffen abbauen können.

Riesiges Schutzgebiet in der Antarktis?

Was aber ist angesichts der menschgemachten Umweltverschmutzungen zu tun? Greenpeace fordert großflächige Schutzgebiete, in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung könnte die Weltgemeinschaft im Herbst 2018 gehen. Dann entscheidet die Antarktis-Kommission CCAMLR darüber, ob in einer der antarktischen Meereszonen, dem Weddellmeer, das weltgrößte Meeresschutzgebiet eingerichtet wird. Die Forschungsergebnisse der "Arctic Sunrise" jedenfalls sind ein starkes Argument dafür.


Weiterführende Links

https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/22-Koerperpeelings-im-Test_109093_1.html

https://www.oekotest.de/kinder-familie/19-Kindershampoos-im-Test_110820_1.html

https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/10-Impraegniermittel-im-Test_110216_1.html

https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/s02221-greenpeace-studie-mikroplastik-antarktis-meere.pdf