In vielen Geschäften gibt es schon länger keine Plastiktüten mehr. Seit 2022 sind die regulären Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern im Supermarkt verboten. Ausnahme: Die kleinen Tragehilfen für Obst und Gemüse – auch Hemdchentüten genannt – sind weiterhin erlaubt.
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Doch auch die kleinen Plastiktüten lassen sich ersetzen. Eine Alternative, die man in jedem Supermarkt findet: Papiertüten. Doch wie nachhaltig sind die Tüten wirklich? Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat Plastik- und Papiertüten miteinander verglichen.
Plastiktüte oder Papiertüte: Was ist umweltfreundlicher?
Der Nabu kommt zu dem Ergebnis: Die weiterhin erlaubten dünnen Plastiktüten für das Tragen von Obst und Gemüse haben eine bessere Öko-Bilanz als die Einweg-Papiertüten. Laut Nabu liegt das am Gewicht: Das Papier wiegt achtmal mehr als das Plastik.
Das Mehr an Material und damit an Gewicht ist nötig, um die Papiertüten stabil zu machen. Auch werden daher lange und chemisch behandelte Fasern eingesetzt, so der Nabu. Und es gibt noch einen Grund gegen die Papiertüte: Die meisten Tüten bestehen aus Frischefasern und die Herstellung von Zellulose ist äußerst energie- und wasseraufwendig.
Auch kommt es darauf an, ob die Papiertüte wirklich nur aus Papier besteht. So ist laut Nabu in vielen Verpackungen innen eine Kunststoff- oder Alufolie verklebt, um das Papier zum Beispiel bei Kontakt mit Feuchtigkeit nicht reißen zu lassen oder um zu verhindern, dass die Druckfarben in die Lebensmittel übergehen. Diese so bearbeiteten Papiere ließen sich kaum recyceln.
Um die Klimabilanz auszugleichen, müsste man eine übliche Einwegtüte aus frischen Papierfasern schätzungsweise mindestens dreimal so oft nutzen wie eine erdölbasierte Plastiktüte.
Auch das Bundesumweltministerium bewertet Papiertüten als "nicht wirklich besser als Einweg-Plastiktüten". Allerdings würden Papiertüten eher recycelt und sie landen selten in der Umwelt. Und selbst wenn, würden sie dort nicht lange erhalten bleiben, da die Papierfasern schnell verrotten.
Tipps für Papiertüten:
- Achten Sie auf das Siegel Blauer Engel. Dieses garantiert, dass die Papiertüten aus Altpapier bestehen.
- Verwenden Sie die Tüten möglichst oft wieder. Haben Sie einen kleinen Riss, können Sie zumindest noch als Mülltüten dienen.
Warum sind dünne Plastikbeutel weiterhin erlaubt?
Laut der alten Bundesregierung hat die Ausnahme der dünnen Tütchen beim Plastiktütenverbot mehrere Gründe: Sie argumentierte im Februar 2021 zur Verkündung der ersten Novelle des Verpackungsgesetzes, dass diese Tüten dem hygienischen Umgang mit gekauftem Obst oder Gemüse dienen und der Verschwendung von Lebensmitteln vorbeugen. Mit den Tütchen könne man statt eines vorverpackten Großpacks so viele Einzelfrüchte nehmen, wie man braucht.
Außerdem gab es Befürchtungen, dass ein Verbot dieser kleinen Tüten die Hersteller motivieren könnte, noch mehr Produkte standardmäßig in Plastik zu verpacken. Und es mangelt laut der alten Bundesregierung an ausreichend umweltfreundlichen Alternativen.
Die Deutsche Umwelthilfe sieht das anders und fordert eine Ausweitung des Plastiktütenverbots auch auf dünnwandige Plastiktüten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, verfünfachte sich der Verbrauch der sehr dünnen Plastiktüten hierzulande zwischen 2018 und 2019 von 688 Millionen auf 3,65 Milliarden Stück. Damit verbrauchte 2019 jede Person in Deutschland im Schnitt 44 dünnwandige Plastiktüten, 2018 waren es noch acht.
Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) belegt der deutliche Anstieg dünnwandiger Plastiktüten, dass deren Ausnahme vom Plastiktütenverbot ein fataler Fehler ist. Die DUH fordert deshalb von Bundesumweltministerin Steffi Lemke eine Ausweitung des Plastiktütenverbots auch auf dünnwandige Plastiktüten.
Die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz sagte dazu: "Der rasante Anstieg kleiner Plastiktüten ist keine Überraschung, sondern war erwartbar. Deshalb ist es wichtig, dass Umweltministerin Lemke die dünnen Tüten sofort verbietet. Obst und Gemüse, das in kleine Plastiktütchen passt, kann auch problemlos in Mehrwegtaschen und -netzen untergebracht werden."
Mehrwegbeutel und Gemüsenetze als gute Alternative zu Plastik und Papier?
Im Vergleich der Alternativen zu Plastik- und Papiertüten stehen in einem Ranking des Nabu Obst- und Gemüsenetze aus Mehrweg-Polyester an erster Stelle. Das Ranking basiert auf einer Untersuchung des ifeu-Instituts im Auftrag des Nabu. Bei der Analyse wurde angenommen, dass das Netz mindestens 50-mal verwendet werden wird.
Viele Supermärkte bieten diese Varianten zum Kauf als dauerhaftere Alternative zu den Einwegtüten an. Ökologisch am besten sind die Varianten mit recyceltem Polyester, so der Tipp des Nabu. Aber auch frisches Polyester übertrumpfe die weiteren Möglichkeiten.
Gemüsenetze aus Baumwolle landen bei einer angenommenen Nutzung von mindestens 100-mal auf Platz zwei. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass es Bio-Baumwolle ist, da die Produktion der Pflanzen sonst unter anderem wegen ihres hohen Wasserverbrauchs sehr umweltschädlich ist. Die Einwegplastik-Beutel landeten in diesem Vergleich auf Platz drei, die Papiertüten auf Platz vier, dem letzten Platz.
Unsere Einkaufstipps:
- Verstauen Sie in jeder Ihrer Taschen und Rucksäcke einen Jutebeutel. So haben Sie auch beim spontanen Einkauf im Supermarkt einen Beutel dabei und müssen keine zusätzliche Tüte kaufen.
- Nehmen Sie mehrere Beutel und Tüten von zuhause mit zum Einkaufen.
- Robuste Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Birnen, Bananen oder Karotten brauchen keine eigene Tüte, sondern können lose im Einkaufskorb nach Hause getragen werden.
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