Übersicht
- Warum das Zwiebelprinzip so wichtig ist
- Die unterste Schicht: Funktionswäsche
- Merinowolle als Kunstfaser-Alternative
- Mulesing: Merinowolle und Tierleid
- Auch die beste Funktionswäsche kennt Grenzen
- Ist antibakterielle Ausrüstung sinnvoll?
- Die mittlere Schicht: Fleece (oder Wolle)
- Die äußere Schicht: Outdoor-Jacken
- Was hinter dem Begriff "atmungsaktiv" steckt
- Diese Details machen den Unterschied
- Ganz oben & ganz außen: Schutz für Kopf & Hände
- So bringen Sie untenrum alles ins Trockene
- Das PFC-Problem bei Outdoor-Mode
- Outdoor-Bekleidung richtig imprägnieren
- Outdoor-Bekleidung pflegen, lieben, reparieren
- Umweltschutz und Produktionsbedingungen
- Das Bluesign-Siegel
- Die Fear Wear Foundation
Beim Wandern, auf Bergtouren oder beim Camping: Wer viel Zeit im Freien verbringen und sich dabei viel bewegen will, ist auf die optimale Bekleidung angewiesen. Doch die Ansprüche an Unterwäsche, Hose, Shirt und Jacke können extrem unterschiedlich sein. Der eine schwitzt besonders viel, dem anderen wird leicht kalt, der dritte legt Wert auf Langlebigkeit und braucht daher besonders stabile Outdoor-Bekleidung.
Die richtige Bekleidung für den richtigen Zweck
Beim Canyoning oder der Trekkingtour durch die schottischen Highlands hingegen muss die Outdoor-Mode besser mit Wasser von außen klarkommen als bei der Wanderung im Hochsommer. Auf Mehrtagestouren ist das Gewicht wichtig, in heißen Gefilden erst recht. Und beim Bergsteigen in den Alpen zählt die Robustheit.
Überlegen Sie sich vor dem Einkauf deshalb, für welchen Zweck Sie ein neues Bekleidungsstück benötigen. Für die Wanderung im Mittelgebirge etwa braucht es keine Regenjacke mit 30.000 Millimeter Wassersäule – damit sparen Sie nicht nur an der Chemie, die in der Kleidung steckt, sondern oft auch Geld.
Perfekte Outdoor-Bekleidung gibt es nicht
Genauso unterschiedlich wie die Anforderungen der Träger sind die Stärken der verschiedenen Materialien, die häufig für Outdoor-Mode zum Einsatz kommen. Wolle beispielsweise wärmt hervorragend, Baumwolle ist angenehm auf der Haut, Kunstfasern sind besonders dampfdurchlässig und Nylon extrem abriebfest.
Aber: Wer nicht einen ganzen Schrank mit Outdoor-Bekleidung füllen möchte, kommt nicht drum herum, an der einen oder anderen Stelle Kompromisse zu machen. Denn die eierlegende Wollmilchsau – besser gesagt: das perfekte Stück Outdoor-Bekleidung für jede Person und jede Situation – gibt es leider nicht.
1. Outdoor-Mode nach dem Zwiebelprinzip
Das heißt jedoch nicht, dass man Wäsche, Jacke und Hose wild zusammenstückeln sollte. Damit die Kleidung gleichzeitig ihre Schutzfunktion erfüllen und für ein gutes Körperklima sorgen kann, muss das Gesamtsystem stimmen.
Und das steht unter der Überschrift "Zwiebelprinzip", das sich vor allem bei niedrigeren Temperaturen und widriger Witterung bewährt hat: Es bedeutet, dass ein gutes Outdoor-Outfit aus mehreren, möglichst dampfdurchlässigen Schichten bestehen sollte, die flexibel miteinander kombiniert werden können.
So wird …
- das Körperklima stets optimal reguliert. Denn wenn sich unterwegs die Wetterbedingungen ändern, können Sie die Anzahl der Bekleidungsschichten mühelos anpassen.
- Gleichzeitig lassen sich durch mehrere Kleidungsschichten typische Kältebrücken verhindern (d.h. Stellen, an denen Wärme aus der Kleidung entweicht), beispielsweise an Reißverschlüssen.
- Zuletzt isoliert die Luft zwischen den Schichten zusätzlich, sodass der Körper bei niedrigen Temperaturen nicht so schnell auskühlt.
2. Die unterste Schicht: Funktionsunterwäsche
Bei der Funktionsunterwäsche – der untersten Kleidungsschicht direkt am Körper – schwören viele auf Kunstfaser. Sie punktet mit niedrigem Gewicht, einer geringen Feuchtigkeitsspeicherung und guter Dampfdurchlässigkeit. Die Feuchtigkeit wird von der Faser nicht aufgenommen, sondern direkt an die darüberliegende Kleidungsschicht weitergeleitet. Dadurch hat man auf der Haut immer ein angenehm trockenes Gefühl.
Kunstfaser ist jedoch nicht gleich Kunstfaser. So nimmt Polyester nur etwa drei Gewichtsprozent an Feuchte auf, Polyamid dagegen bis zu elf Prozent. Das hat zur Folge, dass Polyester deutlich schneller trocknet. Es ist allerdings auch weniger abriebfest, was bedeutet, dass es stärker auf mechanische Beanspruchung, insbesondere Reibung, reagiert als Polyamid.
Und auch Polyester ist nicht gleich Polyester. Die Verarbeitungsmethoden entscheiden über Funktionalität und Komfort. Je glatter die Faser, umso schneller wird Feuchtigkeit abtransportiert. Allerdings fühlt sich entsprechendes Material auch mehr nach Plastik an, was nicht jeder komfortabel findet. Aufgeraute Fasern dagegen werden als angenehmer empfunden, leiten aber die Feuchtigkeit nicht so gut ab. Jeder muss hier also individuell entscheiden, was wichtiger ist: Atmungsaktivität (siehe zu diesem Begriff auch unten) oder der "Wärme-Wohlfühl-Faktor" der Outdoor-Bekleidung.
Auch gut zu wissen: Synthetische Kunstfasern wie Polyester und Polyamid werden auf Basis von Erdöl produziert – ein Gedanke, den vielleicht mancher in seine Kaufentscheidung einfließen lassen möchte. Wenn es Synthetik-Kleidung sein soll, dann wenigstens aus Recyclingfasern.
Merinowolle als Kunstfaser-Alternative
Wer an Kunstfasern keinen Gefallen findet und sich auch im mittleren bis höheren Preissegment orientieren kann, der greift stattdessen zu feiner Merinowolle. Die hat – nicht nur im Segment Funktionswäsche – in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und wird zunehmend nachgefragt. Sie ist zwar etwas schwerer als künstlich hergestellte Stoffe, aber vor allem bei wenig schweißtreibenden Aktivitäten hervorragend geeignet. Zumal das etwas höhere Gewicht des Materials etwa beim Wandern, Campen oder Trekken keine großen Nachteile hat.
Merinowolle deckt einen breiten Temperaturbereich ab und wärmt auch noch, wenn sie feucht ist. Das geht, weil die Wolle die Feuchtigkeit direkt in die Fasern aufnimmt, wo sie ein Vielfaches ihres Eigengewichts speichern kann. Damit sind Shirt oder Wäsche aus Merinowolle zwar faktisch länger feucht und schwerer, doch sie fühlen sich nicht nass an – anders, als das etwa bei Baumwolle der Fall ist. Außerdem dauert es deutlich länger als bei Kunstfaser, bis das Gewebe anfängt zu riechen. Über Nacht im Zelt oder in der Hütte gelüftet, ist die Merinowäsche am nächsten Tag wieder so gut wie frisch.
Mulesing: Merinowolle und Tierleid
Merinowolle hat allerdings einen Nachteil: Sie geht häufig mit Tierleid einher. Der Hintergrund: Merinoschafen wurde eine faltenreiche Haut angezüchtet, damit sie besonders viel Wolle liefern. Um zu verhindern, dass sich Parasiten in den Hautfalten am Hinterteil einnisten, werden den Lämmern – häufig ohne Betäubung – Hautstücke rund um den Schwanz herausgeschnitten. Wenn das Gewebe später vernarbt, bleibt es glatt und bietet den Parasiten keine Angriffsfläche mehr. Diese Praxis nennt sich nach ihrem Erfinder "Mulesing".
Aufmerksame Käufer sollten deshalb darauf achten, dass das Material für Ihre Outdoor-Bekleidung aus Schafhaltung ohne Mulesing stammt. Wäsche mit bestimmten Siegeln ist fast immer ein Garant dafür, dass für die verwendete Wolle keine Tiere zu Schaden kamen. Lesen Sie dazu unsere beiden Ratgeber:
- Wolle und Daunen: Was das Etikett (nicht) über Tierleid verrät
-
Natürliche und künstliche Alternativen zu Wolle, Fell & Daunen.
Auch die beste Funktionswäsche kennt Grenzen
Viele Firmen produzieren Funktionswäsche in verschiedenen Stärken und klassifizieren diese dann nach Temperaturbereichen. Ein Garant für optimales Körperklima ist jedoch auch die maximal sorgsam ausgewählte Funktionswäsche nicht: Bei anstrengenden Aktivitäten, bei denen der Schweiß reichlich fließt, kapitulieren alle Materialien und die Feuchtigkeit bleibt auf der Haut.
Als ÖKO-TEST vor einigen Jahren Funktionsunterwäsche (aus Natur- und Kunststofffasern) untersuchte, konnte leider kein Stück mit "sehr gut" überzeugen. Zwei Wäsche-Sets waren immerhin "gut". Lesen Sie hier mehr Details.
Ist antibakterielle Ausrüstung sinnvoll?
Bei aller Dampfdurchlässigkeit beginnt Kunstfaser schnell zu riechen. Damit das nicht passiert, werden vor allem Funktionswäsche, Shirts und Socken gerne mit einer antibakteriellen Ausrüstung durch chemische Verfahren versehen und entsprechend beworben. Alternativ werden – für das Auge leider unsichtbare – Silberfäden eingewoben. Beide Verfahren sollen verhindern, dass sich geruchsbildende Bakterien vermehren. Das klingt zwar praktisch, ist jedoch nicht unproblematisch.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt dazu: "Es liegen keine gesicherten Daten vor, welche die Wirksamkeit und Notwendigkeit eines breiten Einsatzes von Silber als Oberflächenbiozid in Verbraucherprodukten überzeugend bestätigen." Ohnehin beurteilt das Institut die Ausrüstung von Textilien mit antimikrobiellen Substanzen – wie Silber oder Silberverbindungen – grundsätzlich kritisch. Die Befürchtung: Bei den Mikroorganismen könnten sich unnötige Resistenzen bilden. Das Amt empfiehlt, spezielle antibakterielle Ausrüstung auf den medizinischen Bereich zu beschränken, wo sie unverzichtbar ist.
Das Umweltbundesamt schreibt außerdem, dass sich in Sportbekleidung eingesetzte Silber-Nanopartikel beim Waschen lösen und ins Abwasser gelangen können. Mögliche Folgen beispielsweise für Gewässer oder Böden werden noch erforscht. Übrigens: Als ÖKO-TEST zuletzt antibakterielle Produkte untersuchte, fiel knapp die Hälfte mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
3. Die mittlere Schicht bei Outdoor-Bekleidung
Wie zu sehen war, müssen bei der untersten "Zwiebelschicht" der Wäsche die Vor- und Nachteile der einzelnen Materialien gegeneinander abgewogen werden: Wie fühlt sie sich auf der Haut an? Wie schwer ist sie? Wie viel Wasser nimmt sie auf? Welche Umweltkosten gehen mit dem Kauf einher?
Bei der zweiten Bekleidungsschicht hingegen fällt die Entscheidung meist einfacher. Für diese sogenannte Isolationsschicht gilt: Hauptsache, sie ist möglichst dampfdurchlässig. Ein geeignetes Material dafür kann Wolle sein, beliebt sind aber auch die leichteren Stoffe Fleece oder Powerstretch.
Fleece besteht in der Regel ebenfalls aus Polyester. Als Grundmaterial dienen häufig recycelte PET-Flaschen. Fleece zeichnet sich durch eine dichte Oberfläche aus und wird nach dem Gewicht in Gramm pro Quadratmeter klassifiziert – je höher die Zahl, umso dicker der Stoff. Üblich sind 100, 200 oder 300 Gramm je Quadratmeter. Lesen Sie dazu auch den folgenden Test:
Sogenanntes Powerstretch ist durch die Verwendung elastischer Fäden dehnbarer als klassisches Fleece. Wie Fleece ist es außen glatt und innen aufgeraut, sodass das Material zugleich windabweisend und atmungsaktiv ist. Powerstretch enthält zusätzliche Gummifasern, sodass es besonders viel Bewegungsfreiheit ermöglicht und gleichzeitig enger am Körper anliegt, was dafür sorgt, dass der Schweiß besser verteilt wird.
Bei allen funktionalen Vorteilen haben beide Stoffe für Outdoor-Bekleidung ökologische Nachteile: Da sie aus Polyester oder Polyester-Gemischen bestehen, basieren Fleece-Stoffe ebenfalls auf dem knappen und umstrittenen Rohstoff Erdöl.
Hinzukommt: Aufgrund des losen Faserverbunds lösen sich beim Waschen von Fleece große Mengen von Kunststofffasern aus dem Stoff, die von den Kläranlagen nicht erfasst werden können. Als Mikroplastik-Partikel verschmutzen sie dann Böden und Gewässer und gelangen auch in die Nahrungskette. Mit speziellen Waschbeuteln wie "Guppyfriend" können sie dafür sorgen, dass ihr Fleece-Pullover geschont wird und so bei der Wäsche weniger Abrieb entsteht (lesen Sie dazu auch: Waschen ohne Mikroplastik).
Wer seinen ökologischen Fußabdruck verbessern möchte, sollte für die mittlere Bekleidungsschicht auf Fleece-Alternativen aus Naturmaterialien zurückgreifen, beispielsweise auf Wolle. Möglich sind hier Jacken aus (Bio-)Baumwolle sowie aus Schurwolle, Mohair, Alpaka, Cashmere oder – wie schon bei der Wäsche – Merinowolle.
Einige Hersteller experimentieren auch mit Naturfarben sowie mit kunststoffähnlichen Rohstoffen, die – im Gegensatz zu Polyester & Co. – biologisch abbaubar sein sollen, um nicht zur Mikroplastikverschmutzung beizutragen. So gibt es beispielsweise Outdoorjacken aus Zellulosefasern.
Viele Marken nutzen außerdem bereits große Anteile aus recyceltem Plastik, um daraus neues Polyester zu gewinnen. Das schont zumindest Ressourcen. Aus Plastikflaschen recyceltes Polyester benötigt beispielsweise 50 Prozent weniger Energie und hat einen um 50 Prozent geringeren CO2-Ausstoß im Vergleich zu Rohöl-Fasern.
Tipp: Die Website Utopia.de hat zahlreiche Marken zusammengetragen und eingeordnet, die für nachhaltigere Outdoor-Mode bekannt sind.
4. Die äußerste Schicht: die Outdoor-Jacke
Die dritte, äußere Bekleidungsschicht muss, wie alle anderen auch, wärmen und Feuchtigkeit durchlassen. Gleichzeitig ist sie aber auch maßgeblich für den Wetterschutz zuständig. Outdoor-Jacken sind deshalb häufig entsprechend komplex aufgebaut: Ausgeklügelte Kunstfaser-Membranen oder -Beschichtungen sollen es ermöglichen, dass der Schweiß hinaus- und gleichzeitig keine Nässe hineinfindet. Beide befinden sich auf der Innenseite des Außenmaterials.
Der Unterschied:
- Membrane sind atmungsaktive Folien, die auf den Oberstoff laminiert werden.
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Beschichtungen dagegen werden aufgepinselt. Sie sind in der Regel günstiger als Membrane, aber auch weniger leistungsfähig.
Was hinter dem Begriff "atmungsaktiv" steckt
Anders als der Ausdruck nahelegt, können "atmungsaktive" Membrane oder Beschichtungen natürlich selbst keinen aktiven Beitrag zur Belüftung leisten, sondern lediglich den Gesetzen der Physik gehorchen: Die Materialien sind von unzähligen kleinsten Poren durchsetzt, deren Durchmesser zigtausendmal kleiner ist als der eines Wassertropfens. Regen soll damit selbst bei hohem Druck kaum eine Chance haben, durch die Poren zu dringen. Im Gegenzug sollen die winzigen Wasserdampfmoleküle, die vom Körper abgegeben werden, jedoch durch die Poren nach außen diffundieren.
Eine Alternative zu mikroporösen (d.h. mit kleinen Poren versehene) Membranen und Beschichtungen sind sogenannte hydrophile Oberflächen: Sie enthalten chemische Komponenten, die Feuchtigkeit aufnehmen und durch das Material hindurch von innen nach außen transportieren sollen. Auf der Außenseite sind die Stoffe hingegen wasserabweisend.
Outdoor-Jacke: Details machen den Unterschied
Es gibt Hunderte Outdoor-Jacken für Damen und Herren auf dem Markt. Bekannte Hersteller von Jacken für draußen sind etwa Columbia, Fjällräven, Jack Wolfskin, Mammut, Patagonia, Schöffel, The North Face oder Vaude. Ist die Jacke mit Daunen gefüttert, achten Tierfreunde darauf, dass die Daunen nicht mit Stopfmast und/oder Lebendrupf von Gänsen in Verbindung stehen. Sicherheit verleiht z.B. ein Zertifikat des "Responsible Down Standard". Viele Hersteller setzen außerdem inzwischen auf recycelte Kunststoffe als Ausgangsmaterial ihrer Jacken.
Die beste ökologische Bilanz erzielen natürlich Käufer, die Outdoor-Bekleidung nicht fabrikneu, sondern gebraucht erwerben. Das Internet hat sich hier zum attraktiven Flohmarkt entwickelt: Secondhand-Outdoor-Mode findet sich beispielsweise auf Websites wie Ebay, Ebay Kleinanzeigen, Momox Fashion oder Vinted (ehemals Kleiderkreisel). Auf diese Weise lassen sich nicht nur CO2 und wertvolle Ressourcen, sondern auch Geld sparen, was bei einer Outdoor-Jacke, die schnell 200 Euro und mehr kostet, ein lohnendes Geschäft sein kann. Wer sein Produkt dann selbst so lange wie möglich nutzt, handelt maximal nachhaltig.
Natürlich sind Material und ökologischer Fußabdruck nicht alles – die meisten Käufer dürften vor allem die konkreten Produkteigenschaften interessieren. Achten Sie bei der Wahl Ihrer Outdoor-Jacke deshalb u.a. auf die folgenden Aspekte:
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Kinnschutz: Ein Kinnschutz an der Jacke soll verhindern, dass man sich beim Schließen des Reißverschlusses die Haut einklemmt oder mit dem Schieber irgendwo hängenbleibt.
- Rucksacktauglichkeit: Wer mit einem schweren Wanderrucksack unterwegs sein will oder täglich mehrfach den Rucksack auf- und absetzt, mutet seiner Jacke einiges an Reibung zu. Das vertragen Stoffe mit hoher Abriebfestigkeit wie Polyamid grundsätzlich besser als Polyester.
- Stärke und Verstärkung: Die Stärke des Fadens und die Verarbeitung bestimmen die Qualität der Jacke. So verhindert beispielsweise die sogenannte Ripstopkonstruktion, bei der das Gewebe durch einen dickeren Faden verstärkt wird, dass ein Stoff weit ausreißt. Zusätzliche Verstärkungen an den Schultern und am Rücken schützen die Jacke bei starken Belastungen.
- Unterarmbelüftung: Im Achselbereich schwitzt man besonders viel. In vielen Jacken ist dort sichtbar oder verdeckt ein Reißverschluss eingearbeitet, der bei Bedarf geöffnet wird und dann für Stoßlüftung sorgt.
- Wassersäule: Die sogenannte Wassersäule, die in Millimetern gemessen wird, gibt Auskunft darüber, wie viel Wasserdruck ein Kleidungsstück zum Zeitpunkt des Kaufs aushält. Die Wassersäule ist, anders gesagt, ein Ausdruck dafür, wie wasserdicht eine Outdoor-Jacke ist. Je höher die Säule, desto dichter die Jacke. Als Faustregel gilt außerdem: Je stärker die wasserabweisende Wirkung, umso geringer die Atmungsaktivität. Auch hier geht es also nicht ganz ohne Kompromisse.
5. Ganz oben & ganz außen: Schutz für Kopf & Hände
An kalten Tagen braucht der Kopf am meisten Schutz. Mit Kapuzenjacken ist das kein Thema, wenn die Kapuze gut passt oder sich das Volumen individuell justieren lässt. Mit einer Kombination aus seitlichem Schnürzug und Klettverschluss auf der Rückseite geht das am besten. Schon im Geschäft testen: Dreht man den Kopf mit aufgesetzter Kapuze, dann muss sich diese mitdrehen, sonst beeinträchtigt sie die Sicht.
Sitzt die Kapuze nicht optimal, dann passt meist eine dünne Windstopperhaube darunter. Die kann einzeln oder zusammen mit einer Woll- oder Fleecemütze mit der Kapuze kombiniert werden.
Auch die Hände kühlen bei Minusgraden rasch aus. Dünne Powerstretch-Handschuhe und darüber wasserdichte Handschuhe oder Fäustlinge haben sich bewährt, um auch bei niedrigeren Temperaturen oder bei Nässe trocken und warm zu bleiben.
6. So bringen Sie untenrum alles ins Trockene
Jetzt, wo der Oberkörper abgedeckt ist, geht es unter die Gürtellinie. Denn auch südlich des Bauchnabels schwitzt oder friert man.
Die Beinkleider werden deshalb nach demselben System zusammengestellt wie die Oberbekleidung: Für eine Wintertour etwa lange Unterhosen aus Funktionswäsche, darüber die Wetterschutzlage. Bei großer Kälte passt auch eine zweite Hose aus Stretchfleece dazwischen. Je wärmer es wird, desto mehr Lagen kann man weglassen.
Da fehlt doch noch was? Genau, stabile Schuhe! Mehr dazu erfahren Sie in: Wanderstiefel im Test. Tipps zum passenden Zubehör gibt's außerdem in Trekkingstöcke im Test: Viele sind empfehlenswert.
7. Das PFC-Problem bei Outdoor-Mode
Die schönen Hightech-Funktionen der Outdoor-Jacken und -Hosen gibt es nicht zum Nulltarif. Sie belasten unsere Umwelt teils erheblich. Je mehr ein Kleidungstück kann, desto härter ist häufig die Chemie, die drinsteckt.
Ein Problem, das die Hersteller von Outdoor-Bekleidung deshalb seit einigen Jahren stark beschäftigt, sind die sogenannten per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Die Stoffgruppe der PFC umfasst mehr als 3.000 Substanzen. Sie sind wasser- und fettabweisend sowie resistent gegen Hitze und UV-Strahlung. Deshalb eignen sie sich hervorragend als Beigabe in Imprägnierungen, die bei fast allen Outdoor-Jacken und -Hosen unverzichtbar ist. Der Großteil dieser wasserabweisenden Außenschichten – im Fachjargon DWR ("durable water repellent") genannt – enthielt deshalb bis vor einigen Jahren PFC.
Dabei stehen die Fluorcarbone seit einiger Zeit in der Kritik: PFC sind kaum abbaubar und bleiben daher lange in der Umwelt, wo die künstlich erzeugten Stoffe nicht hingehören. Sie können zum einen bereits bei der Herstellung von PFC-haltigen Produkten freigesetzt werden, zum anderen können sie beim Gebrauch oder der Entsorgung entsprechender Produkte in die Umwelt gelangen, wie das Umweltbundesamt schreibt. In Kläranlagen werden PFC nicht abgebaut, sodass sie beispielsweise über Klärschlämme – aber auch durch die Luft oder Gewässer – wieder in die Nahrungskette gelangen.
In Organismen oder dem Menschen haben PFC jedoch nichts verloren, denn einige der Fluorcarbone sind nachweislich gesundheitsschädlich. Die gute Nachricht ist: Fast alle größeren Hersteller von Outdoor-Mode haben mit dem PFC-Ausstieg beginnen oder sind bereits "clean". Andere wollen bis spätestens 2025 nachziehen. Wenn Sie sichergehen wollen, achten Sie beim (Online-)Einkauf auf die Hinweise "PFC-frei", "PFC free" oder "Fluorocarbon Free DWR" auf Anhängern oder in der Produktbeschreibung.
8. Outdoor-Bekleidung richtig imprägnieren
Wer lange Freude an seiner Outdoor-Bekleidung haben will, kommt am Thema Imprägnierung aber nicht vorbei. Regenkleidung etwa verliert mit jedem Waschgang einen Teil ihrer Imprägnierung. PFC-freie Beschichtungen müssen etwas häufiger erneuert werden, etwa nach jeder dritten bis fünften Wäsche.
Die Wetterschutzschicht verliert mit der Zeit an Wirkung und muss mit einem Imprägnierspray oder einer Einwasch-Imprägnierung aufgefrischt werden. Beide Formen gibt es mittlerweile auch ohne potentiell bedenkliche Fluorchemie.
Wasch-Imprägnierungen haben unabhängig von den Inhaltsstoffen den Nachteil, dass dabei alle Teile des Kleidungsstücks – auch die Innenseite – abgedichtet werden. Bei den Imprägnierspray wiederum zeigen nicht alle Produkte die gleiche Wirkung. ÖKO-TEST hat sieben Sprays einem Praxistest unterzogen und kann nur eines empfehlen. Hier lesen Sie mehr:
Tipp: Bei Firmen wie Fjällräven und Vaude finden Sie auf der Homepage Anleitungen, wie Sie Ihre Outdoor-Bekleidung selbst nachimprägnieren.
9. Outdoor-Bekleidung pflegen, lieben, reparieren
Pflegen ist wichtiger für den ökologischen Fußabdruck als gemeinhin angenommen. Sparen Sie sich den Trockner – denn dort ist der Abrieb an Mikroplastik noch größer als beim Waschen. Grundsätzlich gilt: Je seltener und je kälter Sie waschen, desto besser. Häufig genügt es, die Kleidung einfach zu lüften. All das spart außerdem Geld.
Reparieren Sie kleinere Defekte selbst oder über den Repair-Service vieler Hersteller. Bei Firmen wie Vaude finden sich auch Anleitungen und Ersatzteile auf den Websites.
Lieben: Am wichtigsten – nutzen Sie Ihre Outdoor-Klamotten, so lange es geht! Denn das ökologischste Kleidungsstück ist immer noch das, das nicht neu produziert werden muss. Eine hochwertige Membranjacke zum Beispiel kann gut und gerne 15 Jahre halten.
Weitergeben: Und falls die Jacke doch nicht mehr gefällt oder passt: Besser auf dem Flohmarkt, bei Ebay bzw. Ebay Kleinanzeigen, Vinted.de (ehemals Kleiderkreisel) oder Momox Fashion verkaufen als in die Altkleidersammlung geben.
10. Umweltschutz und Produktionsbedingungen
Der Blick aufs Etikett sagt bei Outdoor-Textilien genauso wenig wie bei vielen anderen Bekleidungsstücken: Lediglich die Fasertypen und ihre Mengenanteile müssen genannt werden. Daneben finden sich meistens nur Wasch- und Pflegehinweise.
Textil-Siegel, -Label oder -Zertifikate sind im Outdoorbereich nur bedingt eine Hilfe. Denn viele etablierte Siegel, beispielsweise GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Naturtextil IVN Best beziehen sich nur auf Naturfasern. Und die wiederum spielen bei Outdoor-Textilien nur eine Nebenrolle.
Daneben gibt es Dutzende weitere Auszeichnungen für Mode und Textilien, von denen einige von der Industrie selbst geschaffen wurden. So ist für den Verbraucher nicht immer nachvollziehbar, ob und welche Labels und Zertifikate überhaupt aussagekräftig sind.
Drei Siegel, die einen sehr guten Ruf genießen, sind die Labels der Schweizer Firma Bluesign, das Siegel der Fair Wear Foundation (FWF) sowie der Grüne Knopf, das staatliche Zeichen für ökologisch und sozial produzierte Textilien, das seit Ende 2019 existiert.
Andere vertrauenswürdige Siegel sind das Fair Trade Certified-Label, für das im Outdoor-Bereich vor allem die Firma Patagonia steht, sowie der Responsible Down Standard (RDS) für Produkte, die Daunen beinhalten. Einige Hersteller setzen auch auf eigene Normen oder Verhaltenskodizes, deren Bedingungen individuell formuliert werden, so nutzt Vaude beispielsweise das hauseigene Siegel "Green Shape".
Es ist kein Fehler, beim Kauf von Outdoor-Mode auf eine Kombination von staatlichen, zivilgesellschaftlichen oder privatwirtschaftlichen Verpflichtungen und Selbstverpflichtungen zu setzen. Im Folgenden stellen wir mit Bluesign und FWF zwei wichtige Standards für nachhaltige Outdoor-Mode kurz vor.
Das Bluesign-Siegel für Outdoor-Kleidung
Die Labels der Schweizer Firma Bluesign stellen strenge ökologische Anforderungen an Bekleidungstextilien aus Kunstfasern. Es werden in erster Linie Produktions- und Arbeitsabläufe bei der Textilveredelung – also beim Färben, Bedrucken oder Beschichten – kontrolliert. Grundlage dafür sind ausführliche Listen mit kritischen oder verbotenen Fasern, Chemikalien, Hilfsmitteln und Farbstoffen. Die Grenzwerte sind im Vergleich zu anderen Labels anspruchsvoll.
Laut siegelklarheit.de, einem Portal der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), erfüllen die Bluesign-Siegel sehr hohe Anforderungen in den Bereichen Glaubwürdigkeit und Umwelt. An die Sozialverträglichkeit der Herstellung werden allerdings nur geringe Anforderungen gestellt. Bluesign hat Hunderte von System-Partnern. Fast alle bekannte Outdoor-Marken haben Artikel im Sortiment, die mit einem Bluesign-Label gekennzeichnet sind.
Das Fair-Wear-Label für Outdoormode
Ein fairer Umgang mit Textilarbeitern steht dagegen im Mittelpunkt der Arbeit der Fair Wear Foundation (FWF). Sozialverträgliche Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne gehören zu den wichtigsten Forderungen der NGO. Die Organisation überprüft, bewertet und berichtet regelmäßig über die Fortschritte der Mitgliedsunternehmen bei der Umsetzung der FWF-Anforderungen. Zur Überprüfung gehören auch Kontrollen in den Produktionsstätten vor Ort durch externe, von der FWF ausgebildete Kontrolleure.
Die Fair Wear Foundation, die zurzeit rund 140 Mitglieder hat, vergibt kein Siegel im eigentlichen Sinne. Mitgliedsunternehmen, die bei der Überprüfung und Bewertung besonders gut abgeschnitten haben, dürfen das Logo jedoch für ihre Zwecke nutzen. Dazu zählen u.a. die Outdoor-Hersteller Deuter, Jack Wolfskin, Mammut, Odlo, Salewa, Schöffel oder Vaude.
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