Smartphones sind nicht nur unsere ständigen Begleiter, sondern auch beliebte Weihnachtsgeschenke. Wer sich beim Handykauf nicht nur für die neueste Technik interessiert, sondern auch dafür, welche ökologischen und gesundheitlichen Folgen mit dem eigenen Smartphone einhergehen, dem empfehlen wir: Beim Handykauf nach Möglichkeit erstens auf ein faires, zweitens auf ein strahlungsarmes und drittens auf ein professionell wiederaufbereitetes Gerät setzen. Hier alles Wichtige im Detail.
Tipp 1: Faires, reparierbares Smartphone erwerben
Wer nicht gerne gebrauchte Geräte erwirbt oder ein Neugerät als Geschenk benötigt, sollte sich nach einem Hersteller umsehen, dessen Geräte einen geringeren ökologischen Fußabdruck und mehr Langlebigkeit versprechen.
Auf dem europäischen Markt sind hier zurzeit drei Anbieter zu nennen: Fairphone aus den Niederlanden sowie Shiftphone und Rephone aus Deutschland. Alle genannten Hersteller produzieren ihre Geräte unter (deutlich) besseren Bedingungen als im internationalen Wettbewerb üblich und dokumentieren auch ihre Bemühungen wesentlich ausführlicher.
Zumindest die Handys von Fairphone und Shiftphone sind außerdem darauf ausgelegt, im Zweifel vom Benutzer selbst repariert zu werden, was bei konventionellen Smartphones nicht der Fall ist. Rephone verspricht zu diesem Punkt zumindest "kundenfreundliche" Reparaturpreise, z.B. einen Displaywechsel für rund 90 Euro.
Im Gegensatz zu den genannten Herstellern konzipieren viele andere Elektronikkonzerne ihre Geräte bekanntlich bewusst als "Wegwerfprodukte", die möglichst regelmäßig ersetzt werden sollen. Bessere Smartphones sind hingegen modular aufgebaut und kommen ohne verklebte Bauteile aus, sodass die Handys selbst zerlegt und Teile möglichst einfach ausgetauscht werden können.
Kein Smartphone ohne Konfliktmetalle
Bei den Materialien punkten besonders die Niederländer hinter Fairphone: Sie setzen für ihr neuestes Modell auf fair gehandeltes Gold, Silber, Kobalt, Wolfram und Lithium sowie auf recycelte Edelmetalle und Seltene Erden, um die Nutzung von Konfliktmetallen zu vermeiden.
Das wiederum ist ein Novum: In Milliarden anderen Mobiltelefonen befindet sich beispielsweise Gold von mehr oder minder ungeklärter Herkunft. Deshalb kann bei konventionellem Gold nie ausgeschlossen werden, dass es mit Raubbau, Umweltzerstörungen, Korruption und Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang steht. Ähnliche Unwägbarkeiten sind auch von Kobalt, Wolfram, Zinn und anderen Metallen bzw. Erden bekannt.
Tipp 2: Strahlungsarmes Handy erwerben
Ein weiterer Punkt, der viele umwelt- und gesundheitsbewusste Handynutzer beschäftigt, ist eine mögliche Strahlenbelastung, die vom eigenen Gerät ausgeht. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nimmt zwar grundsätzlich keine Gesundheitsgefährdung durch Handystrahlung an, rät aber dennoch zur Vorsorge.
Die Exposition durch elektromagnetische Felder, heißt es, sollte so gering wie möglich sein, um mögliche Risiken zu minimieren. So gäbe es zum Beispiel immer noch "wissenschaftliche Unsicherheiten hinsichtlich möglicher Langzeitwirkungen intensiver Handynutzung", so das BfS.
Während wir die Bestrahlung durch die Sendemasten über unseren Köpfen nicht direkt beeinflussen können, haben wir sehr wohl in der Hand, wie viele Immissionen wir durch unser Smartphone aufnehmen. Das Bundesamt empfiehlt daher, bei der Auswahl des eigenen Handys auf den sogenannten SAR-Wert zu achten. Ob ein Smartphone oder ein Tablet strahlungsarm ist oder nicht, lässt sich nämlich leicht an der sogenannten spezifischen Absorptionsrate – kurz: SAR – erkennen.
Handystrahlung beim Bundesamt überprüfen
Der Wert bezeichnet die Menge an Energie, die vom Körper durch die Strahlung des Geräts aufgenommen wird, gemessen in Watt pro Kilogramm. Je niedriger der SAR-Wert, desto strahlungsärmer das Gerät. Das BfS ermittelt seit 2002 regelmäßig den SAR-Wert aktueller Handys und Smartphones, und zwar zwei Werte pro Gerät: einen für das Telefonieren mit dem Handy am Ohr und einen für das Tragen des Geräts am Körper. Die Strahlenbelastung am Körper, die aus sehr kurzer Entfernung gemessen wird, ist immer höher als am Kopf.
In der dazugehörigen SAR-Liste des BfS kann jeder die Daten seines Geräts abfragen und sich über dessen Strahlungseigenschaften informieren. Die Liste umfasst aktuell rund 4.000 Modelle von 80 Herstellern. Davon sind rund 840 als "aktuelle Modelle" gekennzeichnet, der Rest als "Auslaufmodelle", die häufig noch gebraucht erhältlich sind.
Jedes dritte neue Smartphone ist strahlungsarm
Als strahlungsarm laut Bundesamt gelten Mobilgeräte mit einem SAR-Wert bis höchstens 0,5 Watt pro Kilogramm beim Telefonieren am Ohr: Dazu gehören rund 260 der 840 aktuellen Modelle der Liste; alle anderen Telefone liegen darüber. Das heißt, dass rund 30 Prozent der neueren Modelle nur schwach strahlen.
Beispiele: Das iPhone 15, erschienen 2023, strahlt beispielsweise mit 0,98 Watt am Kopf und 0,98 Watt am Körper und liegt damit im Mittelfeld. Das Fairphone 4, erschienen 2021, strahlt mit 0,49 bzw. 0,99 Watt und gilt damit als strahlungsarm. (Für das neuere Fairphone 5, erschienen 2023, liegen noch keine SAR-Werte vor.)
Viele Tipps zum strahlungsarmen Telefonieren finden Sie weiter unten im Artikel.
Tipp 3: Wiederaufbereitetes Smartphone erwerben
Verantwortungsvolle Verbraucher kaufen oder verschenken gebrauchte und professionell wiederaufbereitete Geräte. Der geläufige Ausdruck für solche Elektronik lautet "refurbished" (englisch für: generalüberholt).
Viele Smartphones aus der letzten oder vorletzten 'Saison' lassen sich auch in sehr gutem Zustand gebraucht erwerben. Viele Händler bieten auch auf wiederaufbereitete Geräte eine Garantie an. Oft sind entsprechende Geräte nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern schon ein halbes Jahr nach der Markteinführung deutlich günstiger zu bekommen. Wer geduldiger ist, spart entsprechend mehr.
Als Beispiel: Für Apples iPhone 13 wurden zum Verkaufsstart vor zwei Jahren noch ab 900 Euro aufgerufen, mittlerweile (Ende 2023) ist der Neupreis um rund 100 Euro gesunken. Wiederaufbereitet ist das Gerät momentan in gutem Zustand wiederum ab ca. 530 Euro zu haben, sogar mit Garantie. Das ist zwar immer noch eine Menge Geld für ein Telefon – bedeutet aber, dass Konsumenten inzwischen für etwa 60 Prozent des ursprünglichen Preises im Wesentlichen die gleiche Leistung bekommen wie vor 24 Monaten. Und dazu eine bessere Umweltbilanz.
Besonders nachhaltige Anbieter für gebrauchte Elektronik sind afbshop.de oder greenpanda.de; andere gängige Portale sind Asgoodasnew, Backmarket, Rebuy, Refurbed und andere. Sparfüchse vergleichen den Preis des gewünschten Modells bei mehreren Anbietern.
Noch ein Tipp: Einige Handyhersteller sind inzwischen selbst mit Plattformen für die eigenen Modelle in den Refurbished-Markt ("zertifiziert generalüberholt") eingestiegen. Ein Vorteil ergibt sich daraus aber nicht unbedingt.
Generalüberholtes Handys kaufen: Tipps
Damit beim Kauf eines generalüberholten Smartphones möglichst wenig schiefgeht, haben wir folgende Tipps:
- Anbieter geben den optischen Zustand des Geräts in verschiedenen Kategorien an, beispielsweise "wie neu", "sehr gut" oder "gut". Sehen Sie in der Beschreibung nach, was "neuwertig" oder "ordentlich" für die jeweilige Plattform genau bedeutet. Denn: Nicht alle Anbieter verstehen unter den gleichen Begriffen dasselbe; eine vorgeschriebene Definition existiert hier nicht.
- Wichtig: Das "neu-alte" Gerät nach dem Kauf gründlich ausprobieren. Denn wer auf einer gewerblichen Onlineplattform kauft, hat ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
- Im stationären Handel – also beim Handyladen um die Ecke – fällt das 14-tägige Widerrufsrecht hingegen weg. Damit Sie trotzdem ausreichend Zeit haben, um beispielsweise die Leistung des Akkus zu überprüfen, sollten Sie beim Kauf eine vergleichbare Prüfzeit vereinbaren (am besten schriftlich), nach der das Gerät zurückgebracht werden kann.
- Außerdem gut zu wissen: Auch bei gebrauchter Elektronik (wie einem Refurbished-Smartphone) gilt bei gewerblichen Anbietern eine Gewährleistung von mindestens einem Jahr. Manche Anbieter geben zusätzliche Garantien. Privatverkäufer müssen hingegen keine Gewährleistung einräumen.
Tipps zum strahlungsarmen Telefonieren
Mit folgenden Tipps können Sie möglichst strahlungsarm telefonieren. Zunächst wichtig: Der SAR-Wert ist keine fixe Größe, sondern variiert mit der Sendeleistung des Geräts. Das heißt, dass Smartphones stärker strahlen (müssen), wenn beispielsweise die Netzabdeckung schlecht ist oder Sie sich in einem geschlossenen Raum oder Zug aufhalten.
Und: Die Intensität elektromagnetischer Felder sinkt mit der Entfernung schnell. Das heißt, dass Sie die Absorption der Handystrahlen stark verringern können, wenn sich Ihr Handy nicht direkt am Körper oder – beim Telefonieren – am Ohr befindet. Wenn Sie während des Gesprächs beispielsweise ein Headset oder die Freisprechfunktion verwenden, können Sie eine mögliche Belastung deutlich senken.
So wirkt Handystrahlung auf den Körper
Handy-Signale werden über hochfrequente elektromagnetische Felder übertragen – Mikrowellen basieren auf der gleichen Technik. Zwar wird das Essen in der Mikrowelle mit einer weitaus höheren Intensität bestrahlt, aber auch Smartphones erwärmen unser Körpergewebe, wenn wir sie in der Hosentasche tragen oder zum Telefonieren ans Ohr führen.
Unser Organismus nimmt die elektromagnetische Strahlung auf, die das Gerät abgibt, und wandelt sie in Wärme um. Da unsere Handys nur mit einer sehr niedrigen Wattzahl strahlen, merken wir davon nichts. Nicht zu verwechseln ist Handystrahlung mit der häufigen Erfahrung, dass sich ein Handy beim Telefonieren, Benutzen oder Aufladen unter Umständen warm anfühlt. Diese Phänomen hängt nicht mit der elektromagnetischen Strahlung zusammen, sondern damit, dass entweder die Hardware des Geräts auf voller Leistung läuft oder während des Aufladens Energie verloren gegangen ist.
Langzeitfolgen sind weitgehend ungeklärt
Die Folgen der Gewebe-Erwärmung, die aufgrund der Handystrahlung entsteht, sind genauso umstritten wie andere Effekte, die mit elektromagnetischer Strahlung in Zusammenhang gebracht werden. Der Stand des Wissens? Ist zurzeit leider noch vorläufig. Denn: Da noch keine zuverlässigen Langzeitstudien vorliegen, ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, Mobilfunkstrahlung in den bislang verwendeten Frequenzen völlige Unbedenklichkeit zu bescheinigen – aber genauso wenig, sie als gesundheitliches Risiko einzustufen.
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Mit Material von dpa.