Die Erde heizt sich auf. Wie sich der von Menschen gemachte Klimawandel mindern lässt, darum geht es im 3. Teil des neuen Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC). Er soll am 4. April veröffentlicht werden. Unter Minderung werden alle Maßnahmen dafür verstanden, den Klimawandel und seine Folgen reduzieren. Einige Möglichkeiten und Ideen:
Energie mit weniger fossilen Brennstoffen herstellen
Kohlendioxid (CO2) macht rund 80 Prozent der freigesetzten Treibhausgase aus. Es entsteht überwiegend bei der Nutzung von Kohle, Öl und Gas zur Energiegewinnung. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist deshalb eine wichtige Maßnahme, etwa von Wind- und Sonnenkraft sowie Bio- oder anderen CO2-neutralen Treibstoffen.
Es gibt aber Einschränkungen: So kann es problematisch sein, für die Treibstoffproduktion riesige Palmöl- oder Rapsfelder anzulegen. Die Fläche geht für den Anbau von Nahrungsmitteln verloren, und in solchen Plantagen sinkt die für Natur und Mensch lebenswichtige Artenvielfalt.
Es gibt auch andere Verfahren. Die Schweizer Firma Synhelion etwa stellt mit Sonnenlicht ein Synthesegas her, aus dem Kerosin gemacht wird. Bei der Verbrennung wird nach Firmenangaben so viel CO2 freigesetzt wie bei der Herstellung gebunden wurde. 2023 soll die Fluggesellschaft Swiss damit fliegen.
"Grüner Wasserstoff, grünes Gas, das ist aus meiner Sicht 'the way to go'", sagt Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Grüner Wasserstoff wird unter Einsatz erneuerbarer Energien mittels Elektrolyse gewonnen und kann fossile Brennstoffe ersetzen. Grünes Gas ist etwa Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen.
Effizienterer Energieeinsatz
Dazu gehören Lüftung, Kühlung, Beleuchtung und Motoren, die mit weniger Energie auszukommen. "Private Haushalte sind für ein gutes Viertel des Stromverbrauchs verantwortlich", schreibt das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg.
Energie einsparen geht auch mit Spararmaturen an Wasserhähnen und Duschköpfen: Das senkt den Warmwasserdurchfluss und es wird weniger Energie für warmes Wasser benötigt. Energieeffizienter ist es auch, wenn Pendler sich zu Fahrgemeinschaften zusammentun anstatt einzeln im eigenen Auto zu fahren. Eine verbesserte Gebäudeisolierung kann Brennstoffe für das Heizen sparen.
Änderungen im Mobilitäts-, Konsum- und Ernährungsverhalten
Weniger Autofahrten und Flüge, mehr Rad und Zug fahren, eine elektronische statt einer Papierzeitung, Videokonferenzen statt Geschäftsreisen, Homeoffice statt Arbeiten im Unternehmen - das alles verringert den CO2-Ausstoß.
Weniger Fleisch essen auch: Rinder etwa stoßen das klimaschädliche Gas Methan aus, CO2-speichernde Wälder werden abgeholzt, um neue Weiden oder Felder anzulegen - und weitere Treibhausgase werden bei der Erzeugung der Futtermittel frei, etwa infolge des Düngens.
CO2 binden oder der Atmosphäre entnehmen und einlagern
Das geht etwa durch Aufforsten oder die Renaturierung von Mooren, weil beides viel CO2 aufnimmt. CO2-speichernde Pflanzen wie Bäume, Raps oder Mais anbauen, diese dann in Biogasanlagen zur Stromproduktion verbrennen und das dabei entstehende CO2 einfangen und etwa unterirdisch einlagern: Solche Verfahren nennt die Klimawissenschaft BECCS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage).
Eine andere Idee, die Forscher der Universität Augsburg als Modell am Computer entwickelt haben: Über Naturlandschaften ausgestreuter Basaltstaub kann bei der Verwitterung viel CO2 binden. Forscher prüfen auch Möglichkeiten, Kohlendioxid im Meeresboden einzulagern oder das Wachstum von Plankton im Meer zu fördern, um so Kohlenstoff zu binden.
Die Schweizer Firma Climeworks hat 2021 in Island eine der größten Anlagen zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre in Betrieb genommen. Das CO2 wird mit Wasser gemixt und in die Erde gepumpt. Die Anlage wird mit CO2-neutraler Geothermie betrieben. Eine Wunderwaffe seien CO2-Entnahmen nicht, warnt die Expertin für nachhaltiges Ressourcenmanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin, Sabine Fuss: "Solche Entnahmen können nie ein Ersatz für die Minderung der Emissionen sein."
Sonnenstrahlung reduzieren
Ein weiterer Ansatz des sogenannten Geoengineerings beschreibt Methoden, mit denen die auf die Erde treffende Sonnenstrahlung verringert werden soll. Das könnte Modellen zufolge mit Schwefelpartikeln passieren, die in 15 bis 20 Kilometern über der Erde versprüht werden, oder mit Aerosolen, die das Sonnenlicht reflektieren.
Das Bundesumweltamt warnt: "Diesen sogenannten Geoengineering-Maßnahmen ist gemein: Sie bergen Risiken für Mensch und Umwelt, die sich weltweit auswirken könnten." Auch Fuss sagt, es mangelt an Forschung. Aber um eine katastrophale Erwärmung zu verhindern, könne ein Eingreifen in die Strahlungsbilanz nicht vom Tisch gewischt werden. "Wir können uns größere Wissenslücken auf dem Gebiet auf längere Sicht nicht leisten", sagt sie.