Neue Studie: Was alle Säugetiere wiegen – und wie stark der Mensch den Planeten dominiert

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 01.03.2023

Was wiegen alle Säugetiere zusammen?
Foto: Shutterstock/Dariush M

Eine israelische Studie hat die Gesamtmasse aller Säugetiere auf der Erde berechnet. Und festgestellt, dass weniger als 6 Prozent aller Säugetiere, die reine Biomasse betreffend, in freier Wildbahn leben. Beim überwiegenden Rest handelt es sich um Menschen oder dessen Nutz- und Haustiere. Damit verpufft die Vorstellung, es gebe noch viel "unberührte Wildnis" auf der Erde.

Eine bemerkenswerte Studie aus Israel, die vor Kurzem in der US-amerikanischen Fachzeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) erschienen ist, zeigt auf, wie sehr der Mensch und die von ihm gehaltenen Nutztiere den Planeten dominieren – zumindest, was die Klasse der Säugetiere betrifft.

Die Forscher hatten für ihre Untersuchung mithilfe von Beobachtungsdaten und einem computergestützten Rechenmodell abgeschätzt, wie viel lebende Biomasse (also Gesamtgewicht) die verschiedenen Säugetierarten aufweisen, die den Planeten bevölkern. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Wild lebende Säugetiere machen an Land nur etwa 20 Millionen Tonnen Gesamtgewicht aus.
  • Wild lebende Säugetiere im Meer kommen nach den Berechnungen der Forscher etwa auf die doppelte Masse, also auf 40 Millionen Tonnen.
  • Der Mensch bringt es schon auf 390 Millionen Tonnen Gesamtgewicht, ist damit aber nicht einmal die "schwerste" Säugetier-Spezies.
  • Denn dieser Platz wird – mit 420 Millionen Tonnen – von Rindern und Kühen eingenommen, die der Mensch als Nutztiere hält.
  • Danach folgen weitere Nutztiere, nämlich Büffel, Schafe, Schweine, Ziegen und schließlich Hunde. Letztere bringen es nach Schätzungen der Forscher immer noch auf 20 Millionen Tonnen Biomasse – und wiegen damit etwa so viel wie alle wild lebenden Landsäuger zusammen. Insgesamt kommen die Nutz- und Haustiere des Menschen auf 630 Millionen Tonnen.
  • Unter den wild lebende Säugetieren bringen die Finn- und Pottwale – mit acht bzw. sieben Millionen Tonnen – die meiste Biomasse mit.
  • Alle Säugetiere zusammen bringen es laut Studie auf 1.080 Millionen Tonnen (entspricht 1.080.000.000.000 Kilogramm).

Menschen und Nutztiere dominieren – total

An der folgenden Grafik, die der Studie beigegeben ist, lässt sich noch einmal illustrieren, wie stark der Mensch und die von ihm domestizierten Arten die Klasse der Säugetiere dominieren:

Der homo sapiens (in Orange) nimmt rund 36 Prozent der Biomasse unter den Säugern ein; seine Nutztiere ("domesticated", in Rot) sogar 58 Prozent. Kühe und Rinder ("cattle") machen 39 Prozent der Säugetiermasse aus. An den Rand gedrängt bleiben die Landsäuger ("wild terrestrial", in Grün) und die Meeressäuger ("wild marine", in Blau) mit 1,8 bzw. 3,7 Prozent. Gemeinsam kommen die wild lebenden Säugetiere damit auf gerade einmal 5,5 Prozent.

Der Mensch und seine Nutz- und Haustiere dominieren die Säugetiere (was das Gewicht betrifft).
Der Mensch und seine Nutz- und Haustiere dominieren die Säugetiere (was das Gewicht betrifft). (Foto: "The global biomass of wild mammals", in: PNAS 27.2.2023)

Wichtig zu berücksichtigen: Die Gesamtmasse der Individuen einer Spezies (im Tonnen), die die Forscher berechnet haben, sagt natürlich nichts über deren konkrete Anzahl (in einzelnen Exemplaren) aus. So tragen beispielsweise die Nagetiere trotz ihrer recht hohen Kopfzahl kaum etwas zur Gesamtmasse der Säugetiere bei.

Warum aber haben die Forscher überhaupt das Gesamtgewicht der Arten als Indikator gewählt – und nicht etwa die Anzahl der einzelnen Tiere? Dafür gibt es einen plausiblen Grund: Die Forscher betrachten die Gesamtmasse als hilfreichen (Zusatz-)Indikator, um beispielsweise den ökologischen Fußabdruck der verschiedenen Säugetierarten – auch in Zukunft – besser einschätzen zu können. Über die Biomasse lassen sich beispielsweise auch Spezies vergleichen, deren Individuen eine ganz unterschiedliche Körpergröße aufweisen.

Es gibt nicht mehr viele wilde Säugetiere

Doch die Autoren wollen auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Sie schreiben, dass ihr "quantitativer Blick" auf die Säugetiere der Erde dazu beitragen kann, die Vorstellung zu zerstreuen, es gebe noch so etwas wie eine scheinbar unerschöpfliche Anzahl und Vielfalt von Wildtieren auf dem Planeten. In Wirklichkeit machen Menschen und ihre Nutztiere die ganz überwiegende Mehrheit der Säugetiermasse aus. Vor diesem Hintergrund erscheinen alle Bemühungen, die noch verbliebenen anderen Säugetier-Arten zu schützen und zu bewahren, umso dringlicher.

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