Vom Obst und Gemüse übers Getränkeregal bis zur Frischetheke: Große deutsche Supermärkte und Discounter verursachen weiterhin viel Verpackungsmüll und bieten immer noch zu wenig Waren unverpackt oder in Mehrwegverpackungen an. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite "Verpackungscheck" der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Der Umweltschutzverband hatte dazu – wie schon im Jahr zuvor – 48 Filialen von zwölf Supermarkt-, Discounter- und Biomarktketten stichprobenartig untersucht. Überprüft wurden dabei unter anderem Aldi, Alnatura, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Rewe, und zwar jeweils 4 Filialen der Ketten in Nord-, Ost- und Süddeutschland (zwischen Juni und September 2022).
Umwelthilfe: Biomärkte weitgehend vorbildlich
Ergebnis des 2023er-Checks: Nur die drei untersuchten Biomärkte schnitten gut ab, alle anderen Supermärkte erhielten gelbe oder rote Karten von der DUH. Im Vergleich zu den Testeinkäufen aus dem Jahr 2022 seien leider kaum Veränderungen zu erkennen, so die Umwelthilfe. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Obst & Gemüse: Am schlechtesten wurden hier Aldi Nord und Süd bewertet, bei denen rund 70 Prozent der Produkte verpackt waren. Die Discounter Lidl, Norma und Penny sowie Kaufland landeten bei rund 60 Prozent verpackter Ware; Rewe und Edeka bei etwa 50 Prozent. Lediglich die Bio-Supermärkte setzten relativ konsequent auf unverpackte Ware.
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Milch & Joghurt: In fünf der untersuchten Ketten – Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Norma, Penny – suchten die Tester vergeblich: Hier wurden bei den Milch- und Joghurtprodukten erst gar keine Mehrwegpackungen angeboten. Am besten fuhren auch hier die Biomärkte, mit Mehrwegquoten am Milchregal von zumindest 30 bis 40 Prozent.
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Getränke: Drei der Discounter-Ketten (Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl) boten auch bei den Getränken keinerlei Mehrweg, sondern nur Einweg an. Dies sei bei Aldi und Lidl auch 2022 schon der Fall gewesen, so die Umwelthilfe. In den Biomärkten hingegen waren 80 bis 90 Prozent der Getränke in Mehrwegflaschen zu haben. Im Verpackungsgesetz von 2020 ist eine (gesamtdeutsche) Zielquote von 70 Prozent Mehrweg bei Getränken vorgesehen.
- Die größten Verpackungssünder über alle untersuchten Kategorien hinweg bleiben laut DUH die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd.
"Unsere Testbesuche zeigen unnötig viel Einweg, zu viel Plastik und Müll. Sogar robuste Standardprodukte wie Karotten, Äpfel oder Paprika werden häufiger in Einweg verpackt als unverpackt angeboten", so DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz zu den Ergebnissen. "Wenn wir die Plastikkrise nicht noch weiter verstärken wollen, brauchen wir eine Halbierung des Verpackungsmülls bis 2027 und eine zusätzliche Einweg-Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen, Dosen und Getränkekartons."
Neben einer Extra-Steuer auf Einwegflaschen, Dosen & Co. fordert die Umwelthilfe ein verbindliches, gesetzlich verankertes Abfallvermeidungsziel (das noch nicht existiert) sowie eine Umlage der Plastiksteuer auf die verantwortlichen Unternehmen. Die EU-Plastiksteuer, die seit 2021 existiert, wird zurzeit noch von den einzelnen Staaten an die EU bezahlt, also aus Steuermitteln erbracht.
Verpackungscheck 2023: Gewinner und Verlierer
So fiel die Gesamtbilanz des Verpackungschecks 2023 aus:
- Grüne Karte: Alnatura, Bio Company, Denns
- Gelbe Karte : Edeka, Rewe
- Rote Karte: Aldi Nord, Aldi Süd, Norma, Lidl, Netto, Penny, Kaufland
Hier die Bilanz des Verpackungschecks 2022 zum Vergleich:
- Grüne Karte: Alnatura, Bio Company, Denns
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Gelbe Karte: –
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Rote Karte: Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Norma, Lidl, Netto, Rewe, Penny, Kaufland
Einziger Unterschied: Edeka und Rewe wurden 2022 noch mit "rot" (schlechtes Ergebnis) bedacht und verbesserten sich 2023 auf "gelb" (mittelmäßiges Ergebnis). Alle anderen Positionen blieben gleich.
Handel: Materialreduktion verringert Verpackungsmüll
Der Handelsverband HDE teilte mit, dass sich der Lebensmittelhandel bereits aktiv für die Reduzierung von Verpackungsmüll einsetze. "So haben etwa alle großen Lebensmittelhändler Mehrwegnetze im Obst- und Gemüsebereich eingeführt, um die Menge an sehr leichten Tüten zu verringern. Auch die Materialreduktion bei Eigenmarkenverpackungen durch dünnwandigere Milchverpackungen oder Getränkeflaschen trägt dazu bei, dass weniger Verpackungen im Umlauf sind", sagte Antje Gerstein, HDE-Geschäftsführerin Europapolitik und Nachhaltigkeit, laut Mitteilung. Zudem sei das Sammelsystem für pfandpflichtige Einweggetränkeverpackungen sehr effektiv.
Aldi Süd teilte mit, dass im kommenden Jahr der Einsatz von Mehrwegflaschen im Getränkebereich getestet werden soll. Aldi Nord und Süd erklärten zudem, dass bis Ende 2025 40 Prozent der Obst- und Gemüseartikel unverpackt angeboten werden sollen. Derzeit sei das bei einem Drittel der Artikel in der Warengruppe der Fall. "Auch setzen wir im Rahmen unserer Verpackungsstrategie darauf, den Einsatz von recyceltem Kunststoff stetig zu erhöhen", hieß es.
Mehr als 225 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr
Der Verpackungsmüll ist in Deutschland in den vergangenen Jahren tendenziell immer mehr geworden. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums fielen 2020 rund 18,8 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an - im Vergleich zu 16 Millionen Tonnen zehn Jahre zuvor. Pro Kopf gerechnet verbraucht jeder Mensch in Deutschland 225,8 Kilogramm an Verpackungen.
Wenn sich Verpackungsmaterial im Supermarkt nicht vermeiden lässt, hat die Initiative "Mülltrennung wirkt" Tipps, mit denen die Verpackungen zumindest bestmöglich recycelt werden.
- Auch Kleinigkeiten trennen: Es erleichtert den Sortierprozess, wenn man verschiedene Materialien trennt. Heißt beispielsweise: Deckel vom Joghurtbecher oder der Senftube abnehmen, auch wenn beides in die gelbe Tonne kommt.
- Nicht stapeln: Becher nicht ineinanderstapeln, das erschwert die Arbeit der Sortieranlagen. Wer Platz sparen will, faltet besser Getränkekartons und Papp-Verpackungen zusammen.
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Nicht ausspülen: Kunststoffbecher und Tetra-Paks nicht ausspülen, sondern nur von groben Speise- oder Produktresten befreien. Ausspülen ist für die Weiterverwertung nicht nötig, sondern verbraucht nur unnötig Energie.
Mit Material von dpa.
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