Von Juni bis in den September hinein kommt der Igelnachwuchs zur Welt. Nur sieben Zentimeter lang, blind und mit versteckten Krallen. Die ersten Wochen verbringen die meist vier bis fünf Igelgeschwister in ihrem sicheren Nest, dann beginnen sie, die Umgebung zu erkunden.
Häufig bauen Igel ihre Nester an geschützten Stellen im Garten, zum Beispiel unter Hecken oder Sträuchern und in ruhigen Gartenecken, in denen Wildpflanzen wachsen. Gartenbesitzer sollten deshalb jetzt im Sommer besonders vorsichtig sein und die junge Familie nicht stören. Igelweibchen sind übrigens alleinerziehend – das Igelmännchen zieht nach der Paarung sofort weiter.
Die Deutsche Wildtierstiftung rät, in den Sommermonaten bei der Gartenarbeit besondere Vorsicht walten zu lassen: "Alle Gartenarbeiten unter Hecken, Sträuchern, in wilden Ecken oder dort, wo Laubhaufen und Totholz liegen, sollten jetzt besonders umsichtig erledigt oder sogar ganz gelassen werden." Wird die Igelmutter gestört, kann es passieren, dass sie das Nest verlässt und der Nachwuchs verhungert.
Igelbaby im Garten – was tun?
Normalerweise werden Igel erst in der Dämmerung aktiv. Es kann aber auch vorkommen, dass ein verirrter Jungigel tagsüber auf dem Rasen sitzt. "Das kann einen zwar stutzig machen, da Igel fast immer dämmerungs- und nachtaktiv sind – aber in der Regel ist auch dieser Tagesgast nicht gleich ein Waisenkind, sondern geht wieder seiner Wege oder wird vom Igelweibchen abgeholt", erklärt Lea-Carina Mendel, Natur- und Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung.
Mit etwa fünf bis sechs Wochen wiegen die Igeljungen dann etwa 250 Gramm und sind unabhängig von der Mutter als Einzelgänger unterwegs.
Igel ist Tier des Jahres 2024
Tausende Stacheln, Einzelgänger und Winterschläfer – jedes Kind kennt den Igel. In unseren ordentlich aufgeräumten Kulturlandschaften wird das Überleben für das stachelige Tier aber immer schwieriger. Der Igel ist von der Deutschen Wildtierstiftung zum Tier des Jahres 2024 ernannt worden.
Gewählt hatten die Spenderinnen und Spender der Stiftung. Das tun sie seit 2017, um auf die Gefährdung eines Wildtieres, die Bedrohung seines Lebensraumes oder einen Mensch-Wildtier-Konflikt aufmerksam zu machen.
Beim Igel gehe es vor allem darum, dass er immer weniger passenden Lebensraum finde. "Damit hat ein Wildtier die Wahl zum Tier des Jahres gewonnen, das wohl jedes Kind kennt – das es aber in unserer Kulturlandschaft immer schwerer hat", sagte Wildtierbiologe und Stiftungsvorstand Klaus Hackländer. So hätten auf dem Land aufgeräumte Agrarlandschaften die früher üblichen Hecken, Gehölze und artenreichen Magerwiesen verdrängt.
Die Igel würden deshalb in die Gärten und Grünanlagen in Siedlungsgebieten ausweichen. Dort gebe es Schätzungen zufolge mittlerweile bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Schottergärten, versiegelte Flächen, Autos und Mähroboter würden den Stacheltieren aber auch hier das Leben schwer machen. Der Igel wird den Angaben zufolge auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie "Vorwarnliste" geführt, sein Bestand nimmt schleichend ab.
So können Sie dem Igel helfen
Versiegelte Flächen und Wohnstraßen wirken sich zunehmend auf den Lebensraum des Braunbrustigels aus. So können Sie Ihren eigenen Garten für den stacheligen Nachtwanderer gastfreundlich gestalten:
#1: Natürliche Lebensräume für den Igel schaffen
Gärten und Grünanlagen können als Rückzugsort für Igel gestaltet werden. Wilde und quasi unberührte Bereiche ermöglichen es der Natur, sich frei zu entfalten. Laub- und Reisighaufen werden zu sicheren Verstecken für Igel. Und Hecken anstelle von Zäunen bieten natürliche Durchgänge und Lebensräume, in denen nicht nur der Igel Nahrung und Schutz finden kann.
Igel nutzen Hecken, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen und um dort Winterschlaf zu halten. Außerdem finden die stacheligen Nachtwanderer hier ihre Nahrung.
Wer dem Braunbrustigel helfen möchte, sorgt dafür, dass er ungehindert durch den Garten wandern kann. Vermeiden Sie undurchdringliche Zäune oder Mauern, so die Deutsche Wildtier Stiftung. Falls der Garten umzäunt ist, lässt man dem Igel ein kleines Loch von etwa 13 x 13 Zentimetern im oder unter dem Zaun.
#2: Auf Pestizide und Mähroboter verzichten
Pestizide sind im igelfreundlichen Garten laut der Deutschen Wildtier Stiftung tabu. Diese Chemikalien können die Nahrungsquellen der stacheligen Bewohner vergiften und ihre Lebensräume zerstören. Wer Insekten, Spinnen und Würmer leben lässt, tut den Igeln etwas Gutes.
Rasentrimmer und Mähroboter sind für die Igel eine Gefahr, so die Wildtier Stiftung. Besonders wenn sie tagsüber an den Rändern von Sträuchern und Hecken schlafen. Wer vor dem Mähen nachsieht, ob der Weg frei ist, vermeidet Unfälle.
Weiterlesen auf oekotest.de: