Viele Rasenbesitzer träumen von einem dichten, grünen Rasen. Und nur wenige sind zufrieden mit ihrer Rasenfläche. Ein schöner Rasen kommt (leider) nicht von allein, sondern erfordert viel Arbeit und genaues Hinschauen, um die Ursachen für braune Flecken oder Moos ausfindig zu machen und zu beheben.
Ein wichtiger Faktor beim Rasen ist der Boden. Ist er zu sauer – also der pH-Wert zu niedrig –, kann es helfen, den Rasen zu kalken. Wir haben Experten gefragt, wann das Rasen kalken sinnvoll ist und was dabei wichtig ist.
Rasen nur kalken, wenn es notwendig ist
Bei saurem Boden wird durch Gartenkalk der pH-Wert des Bodens korrigiert. Das Ziel: Der Rasen soll Nährstoffe wieder effektiver aufnehmen können. Der hohe Magnesiumgehalt soll für einen gesunden und grünen Rasen sorgen.
Zunächst muss jedoch geklärt werden, ob die Halme überhaupt Kalk benötigen. Ausschlaggebend ist hier der pH-Wert des Bodens. Test-Sets sind im Gartenfachhandel erhältlich:
- Bei Werten zwischen 5,5 und 6,5 ist der Säuregehalt optimal, sodass kein Handlungsbedarf besteht.
- Bei Werten über 6,5 ist Kalken nicht nötig oder wäre sogar kontraproduktiv: Wird Kalk unnötig ausgebracht, entsteht ein idealer Nährboden für Beikräuter.
Rasen kalken – wann ist der richtige Zeitpunkt?
Den Rasen zu kalken gehört zu den ersten Aktivitäten, die anstehen, um den Rasen fit für die warme Jahreszeit zu machen. Martin Degenbeck, Leiter des Arbeitsbereichs Natur und Landschaft der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), definiert den optimalen Zeitpunkt folgendermaßen: "Im zeitigen Frühjahr, bevor der Rasen zu wachsen beginnt." Angesichts des frühen Vegetationsbeginns in diesem Jahr wäre jetzt – Ende März – also die letzte Chance, den optimalen Zeitpunkt noch zu erwischen.
Lukas Borrink, Rasen-Experte bei Eurogreen, empfiehlt ebenfalls Winterende/Frühjahrsbeginn fürs Kalken und ergänzt: "Generell kann der Rasen aber während der Vegetationsperiode immer gekalkt werden. Die Kalkgabe sollte allerdings nicht im Zeitraum Oktober bis Januar erfolgen, da durch die pH-Anhebung die Gefahr einer Infektion mit Schneeschimmel steigt."
So kalken Sie den Rasen
- Den pH-Wert des Bodens testen.
- Ist Kalken nötig, dann den Kalk gleichmäßig verteilen – entweder mit der Hand (Handschuhe tragen) oder dem Streuwagen.
- Die benötigte Kalkmenge ist abhängig von der Zusammensetzung des Kalks und dem pH-Wert des Bodens. Hinweise finden sich auf der Verpackung und weiter unten im Text.
- Der Boden sollte trocken sein. Optimal ist zudem ein bedeckter Himmel, keine volle Sonne. Wenn es nach dem Kalken regnet, ist das von Vorteil.
- Wenn kein Regen angesagt ist, sollten Sie den Rasen nach dem Kalken wässern, damit das Kalziumkarbonat in den Boden gelangt.
- Danach benötigt der Rasen erst mal Zeit zum Erholen und sollte einige Tage geschont und nicht betreten werden.
Tipp: Überprüfen Sie im Anschluss regelmäßig den pH-Wert des Bodens. Sollte der Wert nach dem Kalken wieder abfallen, hat Ihr Rasen wahrscheinlich ein anderes Problem, das es zu beheben gilt.
Wichtig beim Rasen kalken
- Kalken ist maximal alle zwei bis drei Jahre notwendig.
- Nicht unbedacht Kalk auf den Rasen streuen – und bitte nicht nach dem Motto "Viel hilft viel".
- Kalk nicht zusammen mit Dünger ausbringen. Zwischen Kalken und dem ersten Düngen sollten mindestens sechs Wochen vergehen.
- Da es nicht möglich ist, den Kalk in den Boden einzuarbeiten, sollten kleine Mengen und langsam wirkende Kalkformen verwendet werden, empfiehlt Rasen-Fachmann Lukas Borrink. "So wird vermieden, dass es zu starken pH-Wert-Sprüngen in den obersten Zentimetern des Bodens kommt. Wenn der Boden unten einen pH-Wert von 5 und oben 9 oder 10 hat, wäre das extremer Stress für die Gräser."
- "Langsam wirkende Kalkformen sind kohlensaurer Kalk (CaCO3) und Hüttenkalk (Calciumsilikat), der extrem langsam wirkt", erklärt Borrink. Kohlensaurer Kalk wird unter dem Namen Gartenkalk verkauft. Verwenden Sie keinen Branntkalk oder Löschkalk: Dieser ist stark ätzend und äußerst gefährlich für Mensch und Natur.
- Sollten Sie nachsäen, dürfen Sie das vor dem Kalken erledigen.
- Kalken Sie nicht in der Nähe von kalkempfindlichen Pflanzen wie Hortensien oder Rhododendron.
- Hunde und Katzen sollten dem frisch gekalkten Rasen für einige Tage fernbleiben. Für sie ist der Kalk giftig. Wenn der Kalk in den Boden eingesickert ist, dürfen sie wieder auf den Rasen.
Nachgefragt: Experten-Tipps zum Rasen kalken
#1: Bei welchem pH-Wert ist Kalken sinnvoll?
Laut dem Rasen-Experten Martin Degenbeck liegt der optimale pH-Wert für Rasen bei Werten zwischen 5,5 und 6,5, der Boden ist also leicht saurer. Im Hausgarten liegt er eher bei 6,0 bis 6,5, auf Sportplätzen eher zwischen 5,5 und 6,0.
Sein Rat: "Der gemessene pH-Wert müsste schon deutlich darunter liegen, damit Kalken sinnvoll ist. In den meisten Regionen in Deutschland ist dies nicht der Fall, also ist Kalken meist verzichtbar."
#2: Wie viel Kalk ist optimal?
Lukas Borrink antwortet auf diese Frage: "Bei pH-Werten unterhalb von 5,0 sollten im Frühjahr (Februar/März) 200 g/m² kohlensaurer Kalk (CaCO3) gestreut werden. Liegt der pH-Wert leicht darüber (zwischen 5,0 und 5,5), sollte die Kalkgabe etwas geringer ausfallen (ca. 100 g/m²)."
#3: Hilft Kalk, um Moos loszuwerden?
Lukas Borrink meint gegenüber ÖKO-TEST: "Es gibt in der gesamten internationalen Rasenliteratur keinen wissenschaftlich fundierten Beweis, dass mit Kalk Moos bekämpft werden kann. In einigen Fachberichten wird davon gesprochen, dass manche Moosarten durch hohe pH-Werte – eine mögliche Folge von andauernden Kalkgaben auf Rasen – gefördert werden können." Und weiter: "Moos ist vielmehr ein Indikator für einen Nährstoffmangel des Rasens. Wenn Moos mit Kalk oder einem höheren pH-Wert beseitigt werden könnte, dann dürfte es im alpenländischen Raum mit seinen kalkhaltigen Böden mit hohen pH-Werten kaum Moos geben."
#4: Sollte man vor dem Kalken den Rasen vertikutieren?
Martin Degenbeck erklärt dazu: "Vertikutieren vor dem Kalken ist in jedem Fall sinnvoll, damit der Kalk in den Boden eindringen und dort wirken kann." Er rät, den Vertikutierer dann auf etwa 2 bis 3 Millimeter Eindringtiefe zu stellen.