Was vom Konsum übrig bleibt, riecht nicht gut, ist schmierig und schmuddelig. Also schnell in den Abfalleimer damit. Verpackungen kommen in die gelbe Tonne, Restabfälle in die schwarze – so weit, so gut. Oft ist Mülltrennung aber komplizierter: Wohin mit der Alufolie? Gehören Kassenbons ins Altpaier? Und dürfen Glühbirnen ins Altgas? Wir klären die wichtigsten Fragen zur Mülltrennung und zeigen, wie Sie damit effektiv die Umwelt schützen.
Welcher Müll gehört wohin?
Nach wie vor produzieren wir Deutsche sehr viel Müll. 2018 waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamts 455 Kilogramm pro Person. Und während der Corona-Pandemie stiegen die privaten Abfälle deutlich an.
Es bleibt daher sehr wichtig, den angefallenen Müll richtig zu trennen. Vor rund 30 Jahren wurde in Deutschland deshalb die gelbe Tonne für Verpackungsmüll eingeführt. Seitdem gilt in Deutschland das duale System: privatwirtschaftliche Sammlung von Verwertbarem plus kommunale Restmüllentsorgung. Dadurch können vor allem Kunststoffe, Altpapier, Altglas, Biomüll und Elektromüll reycelt werden. Die Abfallindustrie zählt zu den wichtigsten Rohstofflieferanten der deutschen Wirtschaft. Recycling funktioniert aber nur, wenn der Müll richtig getrennt wird.
Gelbe Tonne für Plastikverpackungen
Die gelbe Tonne oder der gelbe Sack dient zur Entsorgung von Plastikverpackungen, damit die Kunststoffe recycelt werden können. In die gelbe Tonne gehören deshalb: Leichtverpackungen (LVP) aus Kunststoff, Alu, Weißblech und Verbundmaterialien wie Getränkekartons. Zu den Leichtverpackungen zählen Plastiktüten und -flaschen, Tetra Paks, Getränke- und Konservendosen, aber auch Zahnpastatuben und Shampooflaschen.
Der Grüne Punkt bietet eine detaillierte Trennliste an, was in die gelbe Tonne gehört und was nicht. Auch wenn sie teilweise oder komplett aus Kunststoff bestehen, gehören beispielsweise Zahnbürsten, Nassrasierer oder Feuerzeuge nicht in die Gelbe Tonne.
Alufolie aus dem Haushalt darf ebenfalls nicht in den gelben Sack, wenn sie nicht als Verpackung diente. Solche Ausnahmen können Verbraucher leicht verwirren. Deshalb war eine bundesweite Wertstofftonne geplant, um dieses Problem zu lösen. Mit der Wertstofftonne könnten mehr wertvolle Stoffe getrennt entsorgt und dadurch recycelt werden. Die Tonne ist allerdings immernoch nicht eingeführt, es gibt sie nur in einzelnen Kommunen.
Altglas richtig trennen
Glas ins Altglas entsorgen – das ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Allerdings ist es entscheidend, dass hier korrekt nach Farben sortiert wird. Bei den Altglascontainern können Sie nach Weiß-, Braun- und Grünglas trennen. Weiße Glasflaschen also ins Weißglas und braune Flaschen ins Braunglas. Bei diesen beiden Farben ist es sehr wichtig, dass sie sorgsam trennen.
Und die anderen Farben oder bunte Flaschen? Werfen Sie diese keinesfalls ins Weißglas und Braunglas, da diese sortenrein getrennt werden müssen. Das Grünglas dagegen verträgt die "falschen" Farben, Sie können also grüne, blaue oder bunte Flaschen im Grünglas entsorgen.
Die Initiative "Mülltrennung wirkt" erklärt dazu: Beim Einschmelzen und Recyceln kann Grünglas mit andersfarbigem Glas vermischt werden, ohne dass die Farbe beeinträchtigt wird. Bei Weißglas sieht das anders aus. Landet eine braune Flasche in der Sammlung von Weißglas, verfärbt sich beim Einschmelzen die gesamte Glasmasse und kann nur noch beschränkt zu neuen Verpackungen gegossen werden.
Übrigens: Deckel von Gläsern gehören in die gelbe Tonne. Doch wenn Sie mal vergessen, den Deckel vor dem Einwerfen in den Container abzuschrauben, können Sie beruhigt sein: Die Sortieranlage für Glas können die Deckel herausfiltern, so die Initiative der dualen Systeme in Deutschland.
Kaputte Trinkgläser ins Altglas?
In die Altglascontainer gehören nur Flaschen und Lebensmittelbehälter wie Marmeladengläser, Gurkengläser oder Senfgläser. Folgende Glasprodukte gehören dagegen nicht ins Altglas: Kaputte Trinkgläser, leergebrannte Kerzengläser, zerbrochene Fensterscheiben oder Spiegel. In der Regel handelt es sich dabei um andere Glasarten mit unterschiedlicher Beschaffenheit. Ihre Schmelzpunkte sind daher anders, sie können nicht gemeinsam mit dem Altglas verwertet werden.
Bringen Sie solche Glasreste direkt zum Wertstoffhof und lassen sie dort vom Fachpersonal sortieren. Wenn es sich um kleinere Gegenstände handelt, können die Produkte oder ihre Scherben auch mal in den Restmüll.
Glühbirnen haben im Altglas ebenfalls nichts zu suchen, lesen Sie dazu: Defekte Glühbirnen entsorgen: Welches Leuchtmittel gehört wohin?
Was darf ins Altpapier?
Ins Altpapier kommen Papier, Pappe und Kartons. Kassenbons und Backpapier gehören dagegen nicht ins Altpapier, da sie eine Beschichtung haben, die nicht aus Papier ist. Auch Backpapier gehört nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll.
Kniffelig ist es bei Pizzakartons: Sind diese wirklich sauber, können Sie im Altpapier bzw. Papiermüll entsorgt werden, denn sie bestehen ja aus Pappe. Sind im Karton allerdings noch Essensrückstände oder Öl, sollten Sie Pizzakartons besser im Restmüll entsorgen.
Teilweise kann auch Verpackungspappe von Lebensmitteln, insbesondere von Tiefkühlkost, im Altpapier entsorgt werden - wenn dies auf der Verpackung ausgewiesen ist.
Lesen Sie dazu auch: Die 5 häufigsten Müllfehler, und wie Sie sie vermeiden
Mülltrennung wirkt, aber Recycling ist oft ein Downcycling
Die gute Nachricht vorweg: Mülltrennung ist effektiv. Recyclingglas gilt als wichtigster Rohstoff für die Glasherstellung. Laut der Initiative "Mülltrennung wirkt" bestehe jede neue Flasche aus 60 Prozent Altglas oder Verpackungen, bei grünem Glas seien es sogar bis zu 90 Prozent.
Das Glasrecycling spart zudem Energie und die Ressourcen ein: Zehn Prozent Scherben reduzierten die Schmelzenergie um drei Prozent und die CO2-Emissionen um 3,6 Prozent.
Doch das Recycling hat nach wie vor ein großes Problem: Viele der Produkte, die wir für den täglichen Bedarf kaufen, sind nicht zum Recyceln gemacht. Oft ist das Recycling aufwendig, und es entstehen nur minderwertigere Rezyklate (recycelte Produkte) als das Ausgangsprodukt. Man spricht deshalb auch von einem Downcycling.
Professor Michael Braungart, Chemiker und Verfahrenstechniker, hat deshalb 2001 mit dem Architekten William McDonough das Motto "Cradle to Cradle (C2C)" entwickelt. Sein Credo: Schon bei der Entwicklung eines Produkts muss seine gleichwertige Weiterverwendung mitgedacht werden. Von der Wiege zur Wiege soll der Weg eines Produkts führen und eben nicht zur Bahre - also Deponierung oder Verbrennung.
Laut Braungart brauchen wir eine neue industrielle Revolution: Alle Produkte sollen in biologischen oder technischen Kreisläufen ewig zirkulieren. Verbrauchsgüter wie Verpackungen, Textilien oder Autoreifen sollen sich im biologischen Kreislauf zersetzen. Zusammen mit dem Trikothersteller Trigema hat der Wissenschaftler das kompostierbare T-Shirt entwickelt. Der Fernseher wird nicht mehr gekauft, sondern geleast. Danach geht er an den Hersteller zurück, der die leicht demontierbaren Materialien wieder einsetzen kann. Müll kommt im System des Chemikers nicht vor, und Konsumverzicht ist im C2C-Kreislauf nicht nötig.
Die Ideen des Öko-Vordenkers seien berechtigt, heißt es beim Umweltbundesamt. Doch die Abfallexperten dort befürchten, dass das Konzept in der Praxis an die Grenzen politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen stößt. Damit C2C funktioniert, müssten alle mitmachen, am besten weltweit.
Müll vermeiden: So gelingt es
Mülltrennung für ein optimiertes Recycling ist gut und richtig. Um aber wirklich Ressourcen zu schonen, lautet das oberste Gebot der Abfallhierarchie: Müllvermeidung. Öko-Test hat einige Tipps zusammengestellt, wie Sie künftig mehr Müll einsparen können:
- Lebensmittel vor der Mülltonne retten: Viel zu schade für den Müll
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