In keiner Zeit des Jahres wird so viel im Internet bestellt wie in der Vorweihnachtszeit – und dann wieder zurückgeschickt. Die Deutschen bestellen immer mehr online: Der Umsatz dürfte dieses Jahr um elf Prozent auf gut 70 Milliarden Euro wachsen, schätzt der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel.
Jedes sechste Paket wird zurückgeschickt. Für die Verbraucher ist das meist kostenlos – die negativen Auswirkungen auf die Umwelt sind jedoch enorm. Die Fahrzeuge der Versanddienste verursachen Unmengen an CO2, dazu kommen gewaltige Berge Verpackungsmüll. Eine gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr könnte helfen, erklären Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg in ihrer aktuellen Studie.
Wirtschaftsforscher denken über Ende der kostenlosen Retouren nach
Die Wirtschaftsforscher schätzen, dass 2018 in Deutschland ungefähr 280 Millionen Pakete mit knapp 500 Millionen Artikeln zurückgeschickt wurden. Die Wissenschaftler haben sich folgende Maßnahmen überlegt, um die Zahl der Rücksendungen zu reduzieren:
- Online-Größenberatung, beispielsweise mittels Handykamera zur Körpervermessung
- Einführung verbindlicher und genormter Größenangaben
- Gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr für die Kunden
Allein die ersten beiden Ansätze könnten zu 25 Prozent weniger Rücksendungen führen. Bei einer funktionierenden Online-Größenberatung sowie verbindlichen und damit verlässlichen Größenangaben müssten Verbraucher Kleidung nicht in drei Größen bestellen, um nachher maximal ein Teil zu behalten.
Weniger Müllberge, weniger Klimabelastung
Zudem könnte eine gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr helfen, Müllberge und Klimabelastung zu reduzieren. Im Rahmen ihrer Studie hat die Forschungsgruppe Retouren-Management Versandhändler befragt, wie sie einer möglichen (gesetzlichen) Rücksendegebühr gegenüberstehen. Aus Sicht der Teilnehmer hätte eine Rücksendegebühr "einen deutlichen Rückgang der Retourenmenge zur Folge".
In der Studie wurde die angedachte Gebühr auf 2,95 Euro pro Sendung taxiert. Eine solche Gebühr könnte die Retouren um gut 16 Prozent reduzieren. Das wären etwa 80 Millionen zurückgesendete Artikel weniger.
Die Autoren weisen in ihrer Studie darauf hin, dass diese Idee nicht als "Forderung" zu verstehen sei. Das Problem der Retouren sei sehr komplex, weitere Untersuchungen seien notwendig.
Rücksendegebühr: Bislang kaum üblich
Die Forschungsgruppe befragte Versandhändler auch zu ihren Erfahrungen mit Rücksendegebühren. Bislang ist nur bei 15 Prozent der Händler eine Gebühr für die Rücksendung fällig – in erster Linie bei kleinen und mittelgroßen Händlern. Die Mehrheit dieser Händler würde gerne eine Rücksendegebühr erheben, befürchtet aber Wettbewerbsnachteile.
Große Händer verzichten derzeit bewusst auf Rücksendegebühren. "Dies geschieht aus strategischen Gründen, um Wettbewerbsvorteile und Markteintrittsbarrieren aufzubauen", so die Forscher. Händler, die bislang keine Rücksendegebühr erheben, sähen eine vorgeschriebene Gebühr kritisch, sie fürchteten einen deutlichen Umsatzrückgang.
Quelle: Universität Bamberg / Bundesverband E-Commerce und Versandhandel
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