Studie: In der Arktis liegt Müll aus aller Welt

Autor: dpa | Kategorie: Freizeit und Technik | 07.02.2023

Angeschwemmter Plastikmüll aus der Arktis
Foto: J. Hagemann/Alfred-Wegener-Institut/dpa

Eine neue Studie des Alfred-Wegener-Instituts hat versucht, zu ermitteln, woher der Müll stammt, der an den Stränden der Arktis angeschwemmt wird. Fischerei und Schifffahrt gelten als Hauptverursacher. Das eigentliche Problem ist aber das Ausmaß der weltweiten Plastikproduktion, vor allem im globalen Norden.

In der Arktis findet sich einer Studie zufolge Müll aus aller Welt. Auch aus Deutschland gelange Plastik und anderer Abfall in das nördliche Polarmeer, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Dienstag mit. In die Auswertung wurde demnach Müll einbezogen, den Teilnehmende von Arktis-Reisen in fünf Jahren an den Stränden von Spitzbergen gesammelt hatten.

Der Großteil der insgesamt gefundenen Abfälle gehe auf Fischerei und Schifffahrt zurück, hieß es. Etwa ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Mülls stamme aus Europa, ein großer Teil aus Deutschland. "Plastikmüll ist ein globales Problem, das auch die scheinbar unberührte Wildnis des hohen Nordens nicht verschont", hieß es in der AWI-Mitteilung. Die Studie wurde im Fachmagazin "Frontiers in Marine Science" veröffentlicht.

Viel Plastikmüll mit unklarer Herkunft

Für die Erhebung hatten Arktis-Touristen bei Landgängen an 14 abgelegenen arktischen Stränden Abfall gesammelt. Von 2016 bis 2021 kamen demnach 23.000 Teile zusammen, die 1,62 Tonnen wogen. 80 Prozent der gesammelten Abfälle seien Plastikmüll. Die genaue Herkunft sei bei den meisten Abfallteilen nicht mehr zu bestimmen gewesen. "Aufgrund der Kälte zersetzt sich Plastik in polaren Gebieten wahrscheinlich noch schneller in kleinere Fragmente", erklärte AWI-Wissenschaftlerin Melanie Bergmann.

Der älteste identifizierte Gegenstand war den drei beteiligten Forscherinnen zufolge ein wahrscheinlich in den 1960er-Jahren produziertes Flaschenfragment aus Norwegen. Zu den jüngsten Teilen gehörte ein Schuh aus Deutschland von 2012/13.

Global muss weniger Plastik produziert werden

Insgesamt fanden die Wissenschaftlerinnen bei etwa einem Prozent des Mülls (206 Stücke) Aufschriften oder Einprägungen, die auf die Herkunft schließen ließen. Mehrheitlich stammten diese Teile demnach aus Anrainerstaaten der Arktis wie Russland (32 Prozent) und Norwegen (16 Prozent). Aber selbst aus fernen Ländern wie Brasilien, China und den USA wurden Müllstücke nachgewiesen. Abfall aus Deutschland machte 8 Prozent der identifizierbaren Teile aus. "Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastik-Produktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich", sagte Bergmann.

Vor allem auf Schiffen und in der Fischerei müsse es ein besseres Abfallmanagement geben, fordern die Wissenschaftlerinnen. "Mindestens genauso wichtig ist die massive Reduktion der globalen Plastikproduktion, insbesondere in den Industrienationen Europas, Nordamerikas und Asiens", sagte Bergmann.

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