Der neue Sonderbericht des UN-Klimarats zeichnet ein alarmierendes Bild des immer weiter fortschreitenden Klimawandels, der uns alle bedroht. Er zeigt, dass sich das Klima schneller als befürchtet verändert. Manche Entwicklungen lassen sich nicht mehr aufhalten, selbst wenn wir es schaffen, die Erderwärmung zu begrenzen.
Der Ozean und die Kryosphäre – die gefrorenen Teile des Planeten – spielen eine entscheidende Rolle für das Leben auf der Erde. Wenn sich die Erde weiter erwärmt, schmelzen riesige Eismassen, die Permafrostböden tauen auf. In der Folge wird der Meeresspiegel deutlich ansteigen, Inseln und Küstenregionen drohen unterzugehen.
Wie ernst die Lage wirklich ist, zeigt der neue Sonderbericht des Weltklimarats.
Die wichtigsten Befunde des UN-Klimarats
1. Schmelze der großen und kleinen Gletscher
Die Gletscher schmelzen ab und Permafrostböden tauen immer schneller auf. Das hat der Bericht bestätigt. Die gefährliche Folge sind Erdrutsche, Lawinen, Steinschläge und Überschwemmungen. Wenn die Speicher von Gletscherwasser schrumpfen, könnten Flüsse austrocknen und die Trinkwasserversorgung der Menschen gefährdet sein.
Historisch seltene Extremwasserstände, die es bislang einmal in hundert Jahren gab, könnten in Zukunft einmal pro Jahr auftreten, heißt es in dem Bericht.
Kleinere Gletscher, wie beispielsweise in Europa, könnten bis zum Jahr 2100 mehr als 80 Prozent ihrer Eismasse verlieren.
2. Anstieg des Meeresspiegels
Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel weltweit um rund 15 Zentimeter angestiegen. Derzeit steigt er mehr als doppelt so schnell: um mindestens 3,6 Millimeter im Jahr.
Im Jahr 2100 könnte der Meeresspiegel um 30 bis 60 Zentimeter höher liegen – selbst dann, wenn die Treibhausgasemissionen stark reduziert werden und die globale Erderwärmung bei unter 2 Grad Celsius bleibt. Um bis zu 110 Zentimeter könnte er ansteigen, wenn die Treibhausgasemissionen weiterhin so stark zunehmen wie momentan. Die Gefahr durch tropische Wirbelstürme und Überflutungen wird weiter steigen. Einige Inselstaaten und tiefliegende Küstenstädte dürften unbewohnbar werden.
3. Erwärmung der Weltmeere
Bisher haben die Ozeane mehr als 90 Prozent der überschüssigen Wärme im Klimasystem aufgenommen, dadurch begrenzen sie den Klimawandel. In den nächsten 80 Jahren werden die Weltmeere bis zu zwei- bis viermal mehr Wärme aufnehmen als in den letzten 50 Jahren. Die Erwärmung und Übersäuerung der Meere wirkt sich negativ auf das Ökosystem Meer aus: Immer öfter wird es zu "Hitzewellen" kommen, die Korallen und Fische töten und damit auch die Ernährung der Menschen gefährden.
4. Auftauen der Permafrostböden
Noch in diesem Jahrhundert werden 25 Prozent der Permafrostboden bis in eine Tiefe von drei bis vier Metern auftauen – auch bei einer Begrenzung der globalen Erwärmung. Steigen die Treibhausgasemissionen weiter, könnten 70 Prozent der Permafrostböden verloren gehen. Der entweichende Kohlenstoff erhöht die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre signifikant.
Düstere Prognose: Milliarden Menschen bedroht
Ungefähr 680 Millionen Menschen leben in Küstengebieten, fast ebenso viele wohnen in hoch gelegenen Bergregionen. 65 Millionen Menschen leben auf kleinen Inseln und vier Millionen Menschen leben dauerhaft in der Arktis. All diese Regionen sind massiv vom Klimawandel und dessen Folgen auf die Lebensräume der Menschen betroffen.
Der Bericht macht klar: Nur wenn es uns gelingt, die Treibhausemissionen drastisch zu reduzieren, können die drohenden Veränderungen begrenzt werden. Wenn wir nicht schnell handeln und klare Entscheidungen treffen, sieht die Zukunft von uns allen düster aus.
Sonderbericht "Ozean und Kryosphäre im Klimawandel"
Der IPCC-Sonderbericht wurde am 25. September in Monaco vorgestellt. Rund 130 Forscher aus gut 35 Ländern haben dafür mehr als 7.000 Studien analysiert. In ihrem Bericht fassen sie die Auswirkungen des Klimawandels zusammen.
Quelle: IPCC
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