"Stille Nacht – vermüllte Nacht", so die bissige Zusammenfassung des aktuellen Weihnachtsmärkte-Checks der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der heute veröffentlicht wurde. Die Organisation hatte dazu gemeinsam mit Freiwilligen in den vergangenen Wochen über 130 Gastronomiestände auf 31 Weihnachtsmärkten unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis der Stichproben: Deutsche Weihnachtsmärkte produzieren bei der Ausgabe von Speisen tonnenweise unnötigen Einweg-Müll, wie die Umwelthilfe kritisiert.
Mehrweg geht bei Tassen – warum nicht bei Tellern?
Der Grund: Etwa 80 Prozent der besuchten Weihnachtsmärkte von Berlin bis Konstanz verwenden für die Ausgabe ihrer Speisen vorrangig Einweg-Pappteller, -Tüten und -Besteck. Das ist nicht nur unnötig, sondern geht vor allem auf Kosten von Umwelt und Klima. Besonders unverständlich sei das Verhalten der Veranstalter, so die DUH, weil Punsch, Glühwein oder Tee bereits überwiegend in umweltfreundlichen Mehrwegtassen ausgeschenkt würden.
Die Mehrweg-Logistik, so das Argument, existiert also bereits und wird offensichtlich auch problemlos angenommen. "Auf den meisten Weihnachtsmärkten in Deutschland ist die Mehrwegtasse bereits Standard", erläutert DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. "Doch direkt am Stand nebenan wird dieses Vorbild häufig ignoriert: Reibekuchen, Germknödel und Schupfnudel gibt es hauptsächlich in Einweg-Geschirr."
Dabei gibt es längst Positivbeispiele: Der Weihnachtsmärkte-Check der Umwelthilfe wies nach, dass ein vollständiger Umstieg auf Mehrweg etwa in Nürnberg und Chemnitz bereits funktioniert.
Mehrweggebot auf öffentlichem Grund gefordert
Würden die über 3.000 Weihnachtsmärkte in Deutschland vollständig auf abfallarme Mehrwegverpackungen setzen, rechnet die DUH vor, könnten jährlich rund 3.500 Tonnen Abfall und 6.600 Tonnen CO₂ eingespart werden. Zum Vergleich: Eine Person ist hierzulande für rund 11 Tonnen CO₂ sowie 480 Kilo Müll (Haushaltsabfälle ohne Elektroaltgeräte) im Jahr verantwortlich. Die möglichen Einsparungen auf den Weihnachtsmärkten entsprächen damit rechnerisch dem jährlichen Klima-Fußabdruck von 600 Personen sowie dem Müllaufkommen von 1.680 Personen.
Einen Lösungsvorschlag hat die DUH auch schon: Städte und Gemeinden sollen auf öffentlichem Grund Mehrweggebote erlassen, um Veranstalter zu verpflichten, wiederverwendbares Geschirr zu nutzen. "Wenn einer der größten Weihnachtsmärkte, der Christkindlmarkt in Nürnberg, Mehrweg kann, dann sollten das doch alle können", so DUH-Chefin Metz.
Damit Mehrwegkonzepte bestmöglich funktionieren, so die Umwelthilfe, sollten Veranstaltende auf ein einheitliches System setzen, damit Tassen, Teller & Co. an jedem Stand zurückgegeben werden können. Auch von jährlich wechselnden Motiven und Beschriftungen des Geschirrs hält die Umwelthilfe wenig: Sie verhindern nur, dass die Teller und Tassen möglichst lange genutzt werden können.
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