Bereits 2020 hatte das Umweltbundesamt einen Umweltmonitor für Deutschland veröffentlicht. Nun blickt das Amt erneut auf die Umweltpolitik der vergangenen fünf Jahre zurück. Im Fokus des Berichts stehen dabei Fragen wie:
- Erreichen wir die Klimaziele?
- Wie steht es beim Ausbau der Erneuerbaren Energien?
- Und: wie belastet sind unsere Gewässer?
Als Grundlage für die Bewertung des aktuellen Zustandes der Umwelt wählte das Umweltbundesamt 10 zentrale Themenfelder mit je drei Umwelt-Indikatoren aus (siehe Grafik unten). Zu diesen Themenfeldern gehören unter anderem die Aspekte Klima, Wasser, Luft, Energie und Verkehr.
Die ausgewählten Umwelt-Indikatoren wurden für den Umweltmonitor 2024, soweit vorhanden, mit vorliegenden politischen Zielen – beispielsweise aus der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie oder auch aus EU-Richtlinien – unterlegt. Daher stellt das System der Umweltindikatoren gleichzeitig eine Bilanz der Umweltpolitik dar.
Anhand einer Farbskala, die von grün, über gelb und orange bis hin zu rot reicht, dokumentiert das Umweltbundesamt wie erfolgreich die bisherige Entwicklung in diesen Themenfeldern verlaufen ist. Das Gesamtergebnis des Umweltmonitors 2024 ist dabei durchwachsen.
Klimaziele in Deutschland bis 2030 bleiben erreichbar
Gute Nachrichten kann der Bericht zum Beispiel für das Klima verkünden. So wurden in Deutschland 2023 insgesamt rund 674 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – 76 Millionen Tonnen oder 10,1 Prozent weniger als 2022. Dies sei der stärkste Rückgang seit 1990.
Damit sei Deutschland auf einem guten Weg sein gesetztes Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber den Emissionen von 1990 zu senken, zu erreichen. Als Gründe für den Emissionsrückgang nennt der Umweltmonitor einen gestiegene Anteil erneuerbarer Energien, einen Rückgang der fossilen Energieerzeugung und eine gesunkene Energienachfrage bei Wirtschaft sowie Verbrauchern und Verbraucherinnen.
Allerdings, so warnt das Umweltbundesamt, ist der Verkehrssektor nicht auf Kurs und müsse beim Klimaschutz deutlich nachsteuern. Und: Zusätzliche Umwelt-Indikatoren wie die globale Lufttemperatur und die immer weiter steigende Anzahl an heißen Tagen pro Jahr könnten das Erreichen der Klimaziele zukünftig gefährden.
Schadstoffemissionen in Deutschland reduziert
Ebenfalls im grünen Bereich befinden sich die Schadstoffemissionen. Im Rahmen der europäischen "National Emission Reduction Commitments"-Richtlinie (NEC) muss Deutschland den Ausstoß der fünf Luftschadstoffe Feinstaub (PM2,5), Schwefeldioxid (SO₂), Stickstoffoxide (NOx), Ammoniak (NH₃) und flüchtige organische Verbindungen (NMVOC) zwischen 2005 und 2030 substanziell reduzieren.
Selbst auferlegt hat sich das Land als Teil der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie eine Reduktion von 45 Prozent bis 2030 im Mittel über die fünf Schadstoffe. Laut Umweltmonitor ging der gemittelte Index eben dieser fünf Luftschadstoffe zwischen 2005 und 2021 um 34,1 Prozent zurück. Dennoch seien die Reduktionsverpflichtungen bis 2023 nur mit zusätzlichen Maßnahmen zu erreichen, warnt der Bericht.
Wenig Fortschritte beim Wasserschutz
Tiefrot leuchtet im Umweltmonitor dagegen das Themenfeld Wasser auf. Hier lägen die Fortschritte deutlich hinter den vereinbarten Zielen zurück. So schaffe es Deutschland seit 2008 nicht die Grenzwerte für Nitrat unter der in der europäischen Nitratrichtlinie vereinbarten Grenze von 50 Miligramm pro Liter zu halten.
Zwar wären Maßnahmen zur Verringerung des Nitratwertes, wie zum Beispiel die Novellierung der Düngeverordnung ergriffen worden, urteilt das Umweltbundesamt. Allerdings würden sich die Auswirkungen dieser Maßnahmen erst in der Zukunft zeigen.
Schlecht ist es darüber hinaus auch um den ökologischen Zustand der deutschen Flüsse und Bäche bestellt. So waren 2021 laut Umweltmonitor nur rund acht Prozent dieser Gewässer hierzulande in einem mindestens "guten" ökologischen Zustand oder hatten mindestens gutes ökologisches Potenzial.
Laut europäischer Wasserrahmenrichtlinie sollten bis zum Jahr 2015 mit Fristverlängerung bis 2027 alle Flüsse mindestens in einem "guten" ökologischen Zustand oder Potenzial sein. Die Zeit bis 2027 muss genutzt werden, mahnt das Umweltbundesamt, damit die anspruchsvollen Ziele noch erreicht werden können.
Gesundheitliche Belastung durch Verkehrslärm
Auch im Themenfeld Verkehr hat sich laut Umweltmonitor zu wenig getan. Das habe nicht nur Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen, sondern auch auf die Gesundheit vieler Menschen in Deutschland. So waren laut dem Bericht des Umweltbundesamtes im Jahr 2022 nachts gut 17 Prozent der Bevölkerung von Verkehrslärmpegeln betroffen, die Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen können. Tagsüber waren es etwa 25 Prozent.
An dieser Situation hätte sich im Vergleich zu 2017 kaum etwas geändert. Das Null-Schadstoff-Ziel der Europäischen Kommission wird daher sehr wahrscheinlich verfehlt, bilanziert der Bericht. Und: Auch der Anteil des "umweltfreundlichen Personenverkehrs" in Form von Bus, Bahn, Fuß- und Fahrradverkehrs sei nach wie vor zu gering.
Der Umweltmonitor kann als PDF auf der Website des Umweltbundesamtes heruntergeladen werden.
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