Den Corona-Lockdown haben viele Menschen genutzt, um bei "Stunde der Wintervögel" mitzumachen und Vögel im Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen. Mit gut 236.000 teilnehmenden Vogelfreunden – 65 Prozent mehr als im Vorjahr – gab es bei der Vogelzählaktion des NABU und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) einen Teilnehmerrekord.
Vom 8. bis 10. Januar 2021 waren alle Menschen aufgerufen, Vögel zu zählen und das Ergebnis bei der "Stunde der Wintervögel" zu melden. Die "Stunde der Wintervögel" ist die größte wissenschaftliche Mitmachaktion Deutschlands.
"Stunde der Wintervögel": so wenig Vögel wie noch nie
Weniger erfreulich als der Teilnehmerrekord sind die Ergebnisse der Zählung. "Die Gesamtzahl von derzeit 34,5 Vögeln pro Garten stellt den bisher niedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar", so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. "Insgesamt ist das Ergebnis fast ein Spiegelbild des Winters 2017.
Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, wie Kohlmeisen, Schwanzmeisen, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer - alles Arten deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben."
Auch Blaumeisen wurden weniger gesichtet. Ob und wie das Blaumeisensterben aus dem Frühjahr 2020 hier Spuren hinterlassen hat, muss aber erst noch ausgewertet werden.
Viele Sperlinge und Ringeltauben freuen sich über milden Winter
Im Gegensatz dazu haben derzeit einige sesshafte Arten und solche, die kalte Winter meiden, besonders gute Bestände in Deutschlands Gärten. Allen voran der Haussperling, der wie in allen milden Wintern auf Platz eins der Wintervogelrangliste flatterte. Mit 6,83 Vögeln pro Garten erreicht er voraussichtlich ein neues Rekordergebnis.
Einen neuen Rekord schafft auch die Ringeltaube, die damit sogar zum achthäufigsten Wintervogel in Deutschlands Gärten wird. Grund ist zum einen die Bestandszunahme der Art, aber auch eine zunehmend geringere Zugneigung dieses Teilziehers. Auch das Rotkehlchen scheint sich über den milden Winter zu freuen und erreicht sein bestes Ergebnis nach 2011.
Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünlinge, die 2011 die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen, aber wohl auch, dass auf landwirtschaftlichen Flächen das Nahrungsangebot für diese Art knapper geworden ist.
Top 12 der Wintervögel in unseren Gärten (2021)
- Haussperling (6,88 Vögel pro Garten)
- Kohlmeise (3,91 Vögel pro Garten)
- Feldsperling (3,03 Vögel pro Garten)
- Amsel (2,93 Vögel pro Garten)
- Blaumeise (2,86 Vögel pro Garten)
- Elster (1,43 Vögel pro Garten)
- Buchfink (1,21 Vögel pro Garten)
- Ringeltaube (1,07 Vögel pro Garten)
- Rotkehlchen (1,03 Vögel pro Garten)
- Rabenkrähe (0,97 Vögel pro Garten)
- Grünfink (0,90 Vögel pro Garten)
- Star (0,68 Vögel pro Garten)
Wer wird Vogel des Jahres 2021?
Derzeit läuft die erste öffentliche Wahl zum "Vogel des Jahres 2021" vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV): Bis zum 19. März können alle Vogelfreunde unter www.vogeldesjahres.de ihrem Favoriten ihre Stimme geben.
Nomiert sind Stadttaube, Rotkehlchen, Amsel, Feldlerche, Goldregenpfeifer, Blaumeise, Eisvogel, Haussperling, Kiebitz und Rauchschwalbe. Damit finden sich unter den Kandidaten fünf ungefährdete und vier gefährdete Arten sowie eine Art in der Vorwarnkategorie der Roten Liste.
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