WWF-Bericht zu Artenschutz: Welchen Tieren es besser - und welchen es schlechter geht

Autor: dpa / Redaktion (lr) | Kategorie: Freizeit und Technik | 27.12.2024

Brillenpinguine sind durch die Klimakrise bedroht.
Foto: Peter Chadwick/WWF/dpa

Zerstörte Lebensräume, Umweltverschmutzung, die Klimakrise und andere Ursachen bedrohen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten - zu diesem Schluss kommt WWF im aktuellen Bericht zum Artenschutz 2024. Doch neben Verlierern sieht die Stiftung auch Gewinner.

Vielen geht es schlechter, anderen aber besser: Die Umweltstiftung WWF zieht für das Jahr 2024 erneut eine durchwachsene Bilanz im Hinblick auf den weltweiten Artenschutz. "Tier- und Pflanzenarten verschwinden im Zeitraffertempo für immer von unserem Planeten", sagte Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland. 

Welchen Tieren es 2024 besonders schlecht ging

Korallen, Borneo-Elefanten, das südostasiatische Dschungel-Rind Banteng und Brillenpinguinen geht es laut WWF teils dramatisch schlechter. Und sogar der heimische Igel habe mit Problemen zu kämpfen. Die Zahl der Westeuropäischen Igel, auch Braunbrustigel genannt, geht demnach stark zurück. Die Art werde jetzt als "potenziell gefährdet" eingestuft. 

Zu den Verlierern zählt der WWF auch den Wolf, dessen Schutzstatus der Europarat im Dezember herabgestuft hatte. Mit 200 Rudeln sei die Art auch in Deutschland noch nicht in einem sogenannten "günstigen Erhaltungszustand".

WWF: Unermessliche Tragödie in Korallenriffen 

In den Korallenriffen der Erde vollzog sich laut WWF im zu Ende gehenden Jahr "eine Tragödie unermesslichen Ausmaßes". Die Klimakrise habe zu Rekordtemperaturen im Wasser geführt, durch die in den tropischen Meeren der ganzen Welt die Korallenriffe bleichen. "Die Unterwasserwälder der Meere stehen förmlich in Flammen. Hält dieser Zustand länger an, drohen große Teile dieser ikonischen Lebensräume abzusterben", hieß es. 

Nur noch 1.000 Borneo-Elefanten in freier Wildbahn

Borneo-Elefanten sind mittlerweile so selten, dass nur noch rund tausend Exemplare in freier Wildbahn leben. Und auch der weltweite Banteng-Bestand ist stark geschrumpft - die Population wird nur noch auf etwa 3.300 Tiere geschätzt. Die Art gilt seit diesem Jahr als vom Aussterben bedroht. Ebenso Brillenpinguine, eine afrikanische Art. Während es 1956/57 noch 141.000 Brutpaare gab, werden jetzt laut WWF nur noch etwa 9.900 Paare gezählt. 

"Die Ursachen sind allesamt menschengemacht: Lebensraumzerstörung, Übernutzung und Wilderei, invasive Arten, Umweltverschmutzung sowie die Klimakrise", betonte Kathrin Samson mit Blick auf die bedrohten Arten. 

Die Verlierer-Arten stehen laut WWF stellvertretend für Tausende weitere bedrohte Arten. Laut der aktuellen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) gelten rund 46.300 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten als bedroht

Lichtblicke neben Rückschritten

Neben den Rückschritten sieht der WWF aber auch Lichtblicke: "Luchsen und Tigern geht es besser, Siamkrokodile, Meeresschildkröten und Thunfische kehren in ihre altangestammten Lebensräume zurück und der Seeadler ist im Aufwind", hieß es von der Stiftung.

Luchsen geht es laut dem WWF-Bericht wieder besser.
Luchsen geht es laut dem WWF-Bericht wieder besser. (Foto: Julius Kramer/WWF/dpa)

2001 stand der Iberische Luchs kurz vorm Aussterben. Heute gibt es über 2.000 Exemplare in Spanien und Portugal, auf der Roten Liste wurde die Art von "Stark gefährdet" auf "Gefährdet" herabgestuft. In Deutschland geht es für den Eurasischen Luchs aufwärts, die Population wächst nach Angaben des WWF.

In der Nordsee tauchen wieder vermehrt Blauflossen-Thunfische auf, die durch Überfischung lange Zeit verschwunden waren. Strenge Fangverbote und die Bekämpfung illegaler Fischerei sorgen laut WWF dafür, dass die Population, die im Nordostatlantik wandert und im Mittelmeer laicht, wieder auf ein gutes Niveau anwachsen konnte. 

Der Seeadler, der größte europäische Greifvogel, war laut der Stiftung um 1900 fast vollständig ausgerottet. Heute leben in Deutschland demnach wieder mehr als 1.000 Brutpaare. Der WWF führt den Erfolg auch auf seine eigene Arbeit zurück, etwa das 1968 in Schleswig-Holstein ins Leben gerufene "Projekt Seeadlerschutz". 

Die Population der Unechten Karettschildkröte erhole sich im Mittelmeer unter anderem durch die Reduzierung von Beifang und den Erhalt von Niststränden. So können mehr Schildkröten überleben und sich fortpflanzen.

Die positiven Beispiele zeigen, dass es trotz Rückschlägen und Krisen noch Chancen für die Natur und uns Menschen gebe, so die Stiftung.

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