Elektrisch oder "händisch" putzen? Während diese Frage im vergangenen Jahrtausend noch kaum eine Rolle spielte, war 2020 schon fast jeder zweite Deutsche auf die E-Bürste umgestiegen. Viele Elektroputzer sind nicht nur mit der einfachen Handhabung der Rotations- oder Schallbürsten zufrieden, sondern auch mit der Reinigungsleistung – zumal diese häufig gründlicher ausfällt.
Dieses Ergebnis erbrachte zumindest eine Langzeit-Studie aus dem Jahr 2019, in die Daten von rund 2.800 Personen eingeflossen waren: Die Untersuchung bestätigte, dass es um die Mundgesundheit von Elektroputzern besser bestellt war als um die von Von-Hand-Schrubbern.
Zahnbürsten: Kosten im 5-Jahres-Vergleich
Einzig die Preise der E-Bürsten mögen abschreckend wirken. Allerdings beginnen sie inzwischen schon bei rund 12 Euro fürs Drogeriemarkt-Produkt – und steigen von dort auf 200 Euro und mehr für High-Tech-Produkte, die "3D-Zahn-Tracking mit künstlicher Intelligenz" versprechen. Ob sich da noch was sparen lässt? Wir wollten es genau wissen und haben nachgerechnet: Was kommt auf längere Sicht (unabhängig von der Reinigungsleistung) teurer zu stehen – elektrisch oder händisch?
Dazu haben wir die Kosten von handelsüblichen E-Zahnbürsten mit denen von Handzahnbürsten verglichen, und zwar über den Zeitraum von fünf Jahren. Dabei berücksichtigen wir sowohl die unterschiedlichen Anschaffungskosten als auch die "Betriebskosten", die im Wesentlichen aus dem regelmäßigen Aufladen der E-Bürste bestehen. (Die Kosten für Wasser und Zahnpasta haben wir dabei außen vor gelassen, da sie quasi identisch sind.)
Und so sehen die Rechnungen im Einzelnen aus:
Fünf Jahre klassische Zahnbürste: Was es kostet
Eine vielzitierte zahnärztliche Empfehlung legt nahe, dass man eine Zahnbürste (mindestens) alle drei Monate austauschen sollte. Wer sich an diesen Rat hält, braucht in fünf Jahren entsprechend 20 Bürsten; da auch mal eine im Hotel vergessen wird, gehen wir hier von 22 Bürsten in 60 Monaten aus.
Was das genau kostet, hängt von der bevorzugten Marke ab: Günstige Zahnbürsten (im Mehrfachpack) gibt es ab 50 Cent pro Stück – fürs Produkt mit futuristischen Adjektiven wie "Pro-Expert CrossAction" usw. können hingegen bis zu 3 Euro fällig werden.
Auf fünf Jahre gerechnet, liegen die Kosten fürs Von-Hand-Putzen damit bei: 11 bis 66 Euro.
Fünf Jahre Elektro-Bürste: So teuer wird's
Die elektrische Zahnbürste will zunächst mal angeschafft sein, was mit 12 bis 220 Euro zu Buche schlägt. Wer auf Schnickschnack verzichten kann, bekommt schon Markenprodukte für etwa 25 Euro. Ob günstig oder teuer: Ein Neu-Gerät sollte mindestens fünf Jahre seinen Dienst tun – wenn der Akku vorher schlappmacht, unbedingt Garantie, Gewährleistung oder Kundendienst beanspruchen.
Dazu kommt Kostenpunkt Nr. 2: Auch bei der Elektrischen wollen natürlich alle zwei bis drei Monate die Bürstenköpfe gewechselt werden. Je nach Hersteller fallen für neue Aufsteckbürsten zwischen 1,20 und 8 Euro pro Stück an. Nimmt man ebenfalls 22 Wechsel in fünf Jahren an, kommt man auf eine Summe zwischen 26 und 176 Euro. Jetzt schon zu sehen: Die Wechselköpfe für die Elektrischen sind pro Stück – zum Teil deutlich – teurer als klassische Hand-Zahnbürsten.
Fehlt noch Kostenpunkt Nr. 3: das regelmäßige Aufladen, das aber nur den kleinsten Teil der Kosten ausmacht. Wie viel genau? Die E-Bürste eines deutschen Herstellers, die einen 1.200-mAh-Akku mitbringt, verspricht beispielsweise, sie müsse nur alle 6 Wochen aufgeladen werden. Wenn das zutrifft, käme man auf nur rund 27 Cent Stromkosten in 60 Monaten (gerechnet mit einem Strompreis von 40 Cent/kWh). Ein etwas realistischerer Wert liegt eher bei 50 Cent über den gesamten Zeitraum.
Damit liegen die Kosten fürs Elektro-Putzen bei: 12 bis 220 Euro (Anschaffung) + 26 bis 176 Euro (neue Aufsteckbürsten) + 0,50 Euro (regelmäßiges Laden). Macht fürs elektrische Putzen, auf fünf Jahre gerechnet: 47 bis 396 Euro, leicht aufgerundet: 50 bis 400 Euro.
Elektrisch oder händisch? Das Ergebnis
Auch ohne Mathe-Professur wird klar: 11 bis 66 Euro fürs manuelle Putzen sind deutlich weniger als die Summen, die in fünf Jahren fürs Schrubben unter Strom (47 bis 396 Euro) anfallen können.
Eine Überschneidung ergibt sich nur bei Fünf-Jahres-Kosten von etwa 45 bis 65 Euro – nämlich beim Übergang von einer eher teuren Hand- zu einer eher günstigen Elektrozahnbürste.
Heißt: Wer bislang zu manuellen 2,50-Euro-Bürsten gegriffen hat, kann auch mit der elektrischen 25-Euro-Bürste weiterputzen, ohne draufzuzahlen (vorausgesetzt, die dazugehörigen Wechselköpfe sind nicht überteuert). Der Wechsel kann durchaus eine gute Idee sein, denn die Wissenschaft stellt den E-Bürsten, wie zu Beginn gesehen, überwiegend ein besseres (Reinigungs-)Zeugnis aus als den klassischen Zahnputzgeräten.
Tipp 1: Echte Kostentreiber bei den Elektrischen sind, wie gesehen, die Wechselköpfe. Deshalb vor dem E-Kauf unbedingt überprüfen, ob es erschwingliche Ersatzbürsten fürs gewünschte Gerät gibt.
Tipp 2: Besonders günstig fährt, wer sich (zu zweit) eine Elektro-Bürste teilt, was dank verschiedenfarbiger Köpfe, die für viele Modelle angeboten werden, kein Problem ist.
Und was sagt die Umwelt zur Putz-Frage? Eine Studie, die 2020 im "British Dental Journal" publiziert wurde, hat die ökologischen Auswirkungen verschiedener Zahnbürsten-Arten untersucht. Wenig überraschend bringt die Elektrische – auch nach mehreren Jahren Benutzung – den größten CO2-Rucksack mit: Schuld ist vor allem der Akku, dessen Produktion Energie und Ressourcen verschlingt. Am besten für die Umwelt sind laut der Studie nicht-elektrische Zahnbürsten, bei denen man lediglich den Bürstenkopf auswechselt (und damit kaum Müll erzeugt), sowie Zahnbürsten mit Bambus-Stiel.
Weiterlesen auf oekotest.de: