Ein Ende der Energiekrise ist nicht in Sicht, auch das neue Jahr hat mit Strompreisen angefangen, die höher sind als je zuvor. Verbraucher sind deshalb gut beraten, sich einen Überblick über ihre Energieausgaben zu verschaffen – beispielsweise dazu, was im Haushalt eigentlich die meiste Energie verbraucht.
Während die Heizung die meisten Kilowattstunden oft in Form von Gas schluckt, nuckeln andere Geräte an der Stromrechnung: Dabei spielen vor allem die Elektrogroßgeräte weit vorne mit; also Waschmaschine, Geschirrspüler, Trockner, Kühlschrank – und eben auch das (Zweit-)Gefriergerät, das sich in vielen Haushalten findet, sei es in Form einer Kühltruhe oder eines Gefrierschranks.
Wie funktionieren Tiefkühlgeräte eigentlich?
Tiefkühlgeräte machen sich deshalb finanziell so stark bemerkbar, weil sie einen ganzen (Luft-)Raum samt Inhalt auf eine bestimmte Temperatur absenken und diese dauerhaft beibehalten sollen. Stellt man sich den Kaltschrank wie einen "umgekehrten" Backofen vor, wird anschaulicher, was gemeint ist: So wie ein Backofen rund um die Uhr laufen müsste, um z.B. einen Haufen Steine dauerhaft auf 50 Grad zu halten, muss die Kühltruhe dauerhaft Kälte liefern (korrekter: Wärme entziehen), um Pizza, Gemüse, Kräuter & Co. auf Eis zu legen.
20 Grad Raumtemperatur vorausgesetzt, ist es deshalb ähnlich energieintensiv, den Gefrierschrank auf -10 Grad zu halten wie den Backofen auf 50 Grad: Die Temperaturdifferenz beträgt beides Mal 30 Grad, die einmal zu-, einmal abgeführt werden müssen.
Und wer hätte nicht ein schlechtes Gewissen, den Backofen den ganzen Tag bei 50 Grad laufen zu lassen? Bei der Tiefkühltruhe hingegen machen wir genau das: Wir lassen ihn 24 Stunden am Tag laufen.
Was kostet mein Gefrierschrank?
Und was kostet das jetzt genau? Der exakte Energieverbrauch eines Kühlgeräts hängt von vielen Faktoren ab: Wie warm es ist, wie voll das Gerät beladen ist, wie oft es geöffnet wird, wie dicht es ist, in welchem Zustand sich das Kältemittel befindet usw.
Auch ziehen Kühlgeräte (anders als etwa Elektronik im Stand-by-Betrieb) nicht laufend die gleiche Wattzahl aus der Steckdose, weil sie auch regelmäßige "Kühlpausen" einlegen (nämlich dann, wenn die gewünschten Minus-Temperaturen erst einmal erreicht sind). Das hat zur Folge, dass sich die ganz genauen Energiekosten eines Geräts eigentlich nur dann korrekt angeben lassen, wenn man sie direkt an der Steckdose misst.
Doch keine Sorge: Man kann den Verbrauch eines Kühlgeräts auch ohne Strommessgerät einigermaßen abschätzen – hier zwei Beispiele dazu:
Kosten der Tiefkühltruhe: Beispiel Neugerät
Schauen wir uns zunächst einen Gefrierschrank an, wie ihn ein größerer deutscher Hersteller zurzeit im Angebot hat. Das Modell ist 85 cm hoch, also etwa hüfthoch, weist drei größere Fächer auf (Gesamtvolumen: 83 Liter) und kostet im Handel zurzeit rund 300 Euro. Die Energieeffizienzklasse beträgt "E": ein relativ schlechter Wert, wie ihn dennoch die Mehrheit der Gefriergeräte aufweist, die sich zurzeit auf dem Markt befinden. Der Hauptgrund dafür: Die Berechnung der zugrundeliegenden Skala wurde 2021 überarbeitet, sodass die Energieeffizienzklasse vieler Geräte abgestürzt ist.
Laut Hersteller weist unser Beispiel-Gefrierschrank einen Energieverbrauch von 164 Kilowattstunden im Jahr (kWh/a) auf, der unter standardisierten, aber (laut EU) realistischen Bedingungen gemessen wurde.
Daraus ergeben sich folgende Kosten:
1. Strom: Bei einem Strompreis von 0,40 Euro/kWh (= der Betrag, der zurzeit von der Strompreisbremse der Regierung gedeckelt wird) und einem Jahresverbrauch von 164 kWh ergeben sich Kosten von 65,60 Euro pro Jahr (bzw. 5,45 Euro im Monat). Sie sollten diesen Betrag allerdings um rund 5 Euro höher ansetzen, um noch die Grundgebühren, die für Strom schließlich fällig werden, anteilig zu berücksichtigen.
Da die Strompreisbremse – die bis April 2024 gelten soll – nur 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs abfängt, kann man, um einen noch realistischeren Wert zu erhalten, davon ausgehen, dass auch 20 Prozent des Energiebedarfs der Kühltruhe mit einem höheren Strompreis (realistisch sind hier zurzeit 0,60 Euro/kWh) bezahlt werden müssen. Dann erhöht sich der Energiepreis rechnerisch auf 72,16 Euro im Jahr plus, wie erwähnt, ein Grundgebühren-Anteil von etwa 5 Euro.
Die Tiefkühltruhe muss auch gekauft werden
2. Anschaffungskosten: Da ein Gefrierschrank auch gekauft werden muss, ist es sinnvoll, auch einen Anteil der Anschaffungskosten anzurechnen, um die laufenden Kosten so genau wie möglich anzugeben. Für unser Beispielgerät werden, wie erwähnt, etwa 300 Euro fällig – für einen TK-Schrank dieser Größe und Energieeffizienzklasse ist das ein durchschnittlicher Preis. Geht man davon aus, dass der Kaltschrank sich 15 Jahre im Betrieb befinden wird – für ein Kühlgerät keine unübliche Zeit –, sollten entsprechend 20 Euro pro Jahr als anteilige Anschaffungskosten addiert werden.
Rechenbeispiel 1: Damit ergeben sich für den neuen Tiefkühlschrank mit seinen verhältnismäßig durchschnittlichen Werten, was Ausstattung und Verbrauch betrifft, derzeit, also Anfang 2023, realistische Kosten von: Strom (72,16) + Strom-Grundpreis (5) + Anschaffung (20) = 97,16 Euro im Jahr.
Was kostet die Tiefkühltruhe? Beispiel Altgerät
Wie schneidet dagegen ein Gerät ab, das beispielsweise vor rund zwölf Jahren angeschafft wurde? So viel ist klar: Da sich die Technik weiterentwickelt hat und ältere Geräte mit der Zeit mehr und mehr Strom verbrauchen, muss ein vergleichbares Altgerät teurer sein als ein neues; den seltenen Fall einmal ausgenommen, dass neue Komfort-Funktionen wie "No Frost" so viel zusätzliche Energie verbrauchen wie auf andere Weise eingespart wird (sogenannter "Rebound-Effekt").
Jetzt aber zu den Zahlen. Laut einer aktuellen Freiburger (Kurz-)Studie, die auf einer Datenbank mit zum Teil historischen Verbrauchsangaben basiert, verbrauchten Kühlgeräte, die 2009 auf den Markt kamen, rund ein Drittel mehr Energie als solche, die 2021 – also zwölf Jahren später – angeboten wurden. 33 Prozent erscheint damit ein plausibler Schätzwert, um die Verbrauchsunterschiede zwischen Neu und Alt beispielhaft zu berechnen (auch wenn "echte" Geräte von diesen Werten natürlich stark abweichen können).
"Alterungsfaktor" nicht vergessen!
1. Strom: Geht man von den genannten Werten aus, ergibt sich – bei ansonsten identischen Werten – für einen zwölf Jahre alten Tiefkühlschrank ein Jahresverbrauch von 219 kWh und damit Kosten von 87,60 Euro (mit 0,40 Euro/kWh berechnet) bzw. 96,32 Euro im Jahr (wenn 20 Prozent des Verbrauchs mit 0,60 Euro/kWh berechnet werden). Hinzu kommen, wie oben, etwa 5 Euro an Grundgebühren.
Das ist aber noch nicht alles: Da das Gefriergerät schon viele Jahre seinen Dienst tut, sollte zusätzlich eine Art "Alterungsfaktor" einbezogen werden, der berücksichtigt, dass Kühlgeräte mit den Jahren mehr und mehr Strom benötigen, um die gleiche Kühlleistung zu erbringen. Gründe dafür sind etwa: nachlassende Dichtungen und Dämmungen, verstaubte Kühlgitter, schlechtere Kältemittelzirkulation u.a.
Nimmt man einen "Alterungsfaktor" von einem Prozent (ohne Zinseszinseffekt o.ä.) pro Jahr an, wie es die erwähnte Studie tut, sollte man die Energiekosten für die alte Tiefkühltruhe um zwölf Prozent erhöhen: auf 107,88 Euro im Jahr.
2. Die Anschaffungskosten können ebenfalls auf 20 Euro pro Jahr angesetzt werden, da Kühlgeräte, auf die Kaufkraft bezogen, in den letzten Jahren weder viel teurer noch viel billiger geworden sind.
Rechenbeispiel 2: Mit dem genannten Werten ergibt sich für das Alt-Modell: Strom (107,88) + Grundkosten (5) + anteilige Anschaffung (20) = 132,88 Euro im Jahr. Und hier der eigentlich interessante Wert: Der "Aufpreis" im Unterschied zum neueren Gerät beträgt damit etwa 35 Euro im Jahr.
Ein Austausch des TK-Geräts kann sich lohnen
Was heißt das für Sie? Zum einen, dass die finanziellen Unterschiede zwischen verschiedenen Tiefkühl-Geräten (die von Gerätealter, -modell und -zustand abhängen) sich schnell auf eine mittlere zweistellige Summe im Jahr summieren können. Wir haben in der obenstehenden Beispiel-Rechnung zwar "nur" 35 Euro Unterschied ermittelt, aber es gibt natürlich auch …
- effizientere Neugeräte,
- ineffizientere Altgeräte,
- Geräte, die ein wesentlich größeres Volumen (z.B. Tiefkühltruhen mit 200 Litern und mehr) und damit deutlich höhere Kosten haben sowie
- weiter steigende Strompreise
… die man in die Rechnung einbeziehen könnte. So sind auch Kosten-Unterschiede von bis zu 100 Euro im Jahr nicht unrealistisch.
Es folgt zum anderen, dass sich eine Neuanschaffung je nach individueller Kalkulation schon nach ein paar Jahren bezahlt machen kann. Wenn die Energiepreise weiter steigen sollten, amortisiert sich ein Austausch sogar immer schneller, weil ein effizienteres Neugerät im Verhältnis immer günstiger wird. Entsprechend lauten unsere Ratschläge:
Austausch prüfen? Das sind unsere Tipps
Tipp #1: Nutzen Sie den praktischen Haushaltsgeräte-Check des Bayerischen Staatsministeriums, um auszurechnen, wann sich ein neues Gerät eingespielt hat. Sie brauchen dazu allerdings:
1. Die Verbrauchsdaten Ihrer aktuellen Kühltruhe, die Sie am besten – weil am zuverlässigsten – mit einem Strommessgerät (im Handel ab ca. zehn Euro) wattgenau an der Steckdose messen und aufs Jahr hochrechnen.
2. Sowie zum Vergleich den durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch (kWh/a) des Neugeräts, das für Sie infrage kommt: Diesen können Sie direkt vom EU-Energielabel ablesen, aber auch in den Angaben aller gängigen Onlineshops finden.
Tipp #2: Wenn Sie einen Ersatz erwägen, denken Sie gleich darüber nach, ob Sie zukünftig mit einem geringeren Gerätevolumen (z.B. 80 statt 120 Liter) auskommen als zuvor – so sparen Sie doppelt.
Tipp #3: Achten Sie im Handel weniger auf die Energieeffizienzklasse, sondern vergleichen Sie direkt den durchschnittlichen Jahresstromverbrauch: Erst dieser Wert gibt Aufschluss über die tatsächlichen Stromkosten, die Sie erwarten.
Tipp #4: Lesen Sie zum Thema auch: Veraltete Haushaltsgeräte austauschen? So berechnen, ob es sich lohnt
Energie sparen bei der Tiefkühltruhe
Wenn Sie bei Ihrer aktuellen Kühltruhe Geld sparen wollen, sollten Sie sie unbedingt regelmäßig abtauen. Denn: Schon ein Zentimeter Eis kann den Stromverbrauch spürbar steigern, weil die Eisschicht isolierend wirkt und das Gerät deshalb mehr Leistung aufbringen muss, um die Temperatur (durch die Eisschicht hindurch) konstant zu halten. Wenn Sie sich diese unnötigen Kosten sparen wollen, lesen Sie hier weiter:
Und auch beim Kühlschrank haben Sie vermutlich noch Energiesparpotential – haben Sie beispielsweise schon überprüft, ob das Gerät nicht zu kalt eingestellt ist? Mehr unter: Kühlschrank: Strom sparen mit diesen Tipps
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