Kein Zweifel, Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Vor allem bei Gas- und Ölkunden drohen sonst hohe Nachzahlungen und steigende Abschläge. Doch viele Verbraucher fühlen sich überfordert. Abgesehen von altbekannten Spartipps – Licht ausschalten, duschen statt baden & Co. –, fehlt es zurzeit an Orientierung, wo sich tatsächlich nennenswerte Ersparnisse erzielen lassen.
Denn nur so lässt sich an den Stellschrauben drehen, die tatsächlich einen Unterschied machen. Oder wissen Sie, wofür in Ihrem Haushalt der meisten Strom verbraucht wird? Das meiste Gas? Wer mehr über seinen konkreten Energieverbrauch weiß, kann besser abschätzen, wo eine Neuanschaffung sinnvoll ist, wo eine Nachbesserung, Sanierung oder Modernisierung infrage kommt, oder wo es nötig sein könnte, auf eine besonders energieintensive Angewohnheit zu verzichten.
Was braucht am meisten Energie?
Wir beantworten deshalb die Frage, auf welche Haushaltsbereiche durchschnittlich der höchste Energieverbrauch (und die höchsten Energiekosten, was nicht identisch sein muss) entfällt. Dazu lieferte das statistische Bundesamt in seinen "umweltökonomische Gesamtrechnungen" zuletzt folgende Zahlen, die sich auf das Jahr 2020 beziehen.
Demnach entfielen im Schnitt auf jeden Haushalt (siehe auch folgendes Diagramm):
- Heizung: 70,7 % des gesamten Energieverbrauchs
- Warmwasser für Hygienezwecke: 14,7 %
- Haushalts- und Elektrogeräte: 7,8 %
- Kochen (+ Warmwasser für Geschirrspüler und Waschmaschine): 5,4 %
- Beleuchtung: 1,4 %
Der hohe Energieverbrauch der Heizung fällt sofort ins Auge. In jedem zweiten Haushalt wird mit Gas geheizt. Geht man vereinfacht davon aus, dass erstens der Gasverbrauch für das Warmwasser zum Duschen, Baden und Heizen anfällt, sowie davon, dass zweitens die dargestellte Prozentverteilung auch auf gasnutzende Haushalte zutrifft (tatsächlich bildet sie alle Energieträger von Mineralöl bis Kohle zugleich ab), sieht man, dass Gas in solchen Fällen den Löwenanteil – über 85 % – des privaten Energieverbrauchs ausmachen dürfte.
Dass diese Zahl durchaus realistisch ist, hat unser Redakteur für seinen eigenen Haushalt nachgerechnet: Zwischen November 2020 und November 2021 hat er etwas über 2.000 kWh Strom, aber über 12.000 kWh Gas verbraucht – ziemlich genau das beschriebene Verhältnis von 15 % (Strom) zu 85 % (Gas), was den Energieverbrauch betrifft.
Gassparen ist der wichtigste Hebel
Das heißt zugleich, dass Gassparen in den meisten Haushalten der mit Abstand wichtigste Hebel ist, um den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren – und natürlich: den eigenen Geldbeutel zu entlasten.
Das gilt auch, wenn man berücksichtigt, dass der Energieverbrauch je nach Energieträger (Gas, Strom etc.) nicht identisch mit den Kosten ist, die dabei für Sie als Verbraucher anfallen. Denn: Die Preise für Strom und Gas sind bekanntlich unterschiedlich; Strom ist (mit rund 30 Cent/kWh) für die meisten Endverbraucher etwa dreimal so teuer ist wie Gas (mit rund 10 Cent/kWh), was die Arbeitspreise pro erzeugter Kilowattstunde Energie betrifft.
Das bedeutet auch, dass von 100 Euro Energiekosten im Jahr nicht durchschnittlich 85 Euro für Gas und 15 Euro für Strom anfallen, wie die oben genannte Verbrauchsverteilung (85 % vs. 15 %) nahelegen könnte. Vielmehr fällt der Stromverbrauch, da er teurer ist, anteilig stärker ins Gewicht.
Die Gasheizung frisst 55 % der Energiekosten
Eine etwas vereinfachte Rechnung (Grundpreise nicht berücksichtigt; Strom dreimal so teuer wie Gas; Gas wird für Heizung und Warmwasser für Hygienezwecke genutzt, Strom für alles andere), die auf den oben genannten Zahlen des Statistischen Bundesamts aufbaut, käme entsprechend zu folgendem Ergebnis. Es zeigt nicht mehr den Energieverbrauch, sondern die tatsächlichen Energiekosten, die für gasverbrauchende Haushalte im Schnitt pro Haushaltsbereich anfallen:
- Heizung (Gas): 55 % der gesamten Energiekosten eines Haushalts
- Warmwasser (Gas): 11 %
- Haushalts- und Elektrogeräte (Strom): 18 %
- Kochen (Strom): 13 %
- Beleuchtung (Strom): 3 %
Das heißt auch, dass von 100 Euro Energiekosten im Jahr im Schnitt rund 66 Euro (55 + 11) für Gas und rund 34 Euro (18 + 13 + 3) für Strom anfallen.
Gassparen ist doppelt so effektiv wie Stromsparen
Für Verbraucher ergeben sich aus den genannten Zahlen folgende Schlussfolgerungen. Jedes Prozent Ersparnis beim Heizwärmeverbrauch schlägt sich finanziell fünfmal so stark nieder wie ein Prozent Ersparnis beim Warmwasserverbrauch. Den gesamten Gasverbrauch Ihres Haushalts um ein Prozent zu senken, bringt wiederum doppelt so viel in die Kasse, wie der gesamten Stromverbrauch um ein Prozent zu senken.
In anschaulicheren Zahlen:
- 10 % bei der Heizung gespart = 5,5 % der gesamten Energiekosten des Haushalts gespart
- 10 % Warmwasser gespart = 1,1 %
- 10 % bei Haushalts- und Elektrogeräten gespart = 1,8 %
- 10 % beim Kochen gespart = 1,3 %
- 10 % bei der Beleuchtung gespart = 0,3 %
Egal also, ob Sie den prozentualen Energieverbrauch (erste Liste) oder die prozentualen Kosten (zweite bzw. dritte Liste) zugrunde legen: der größte Energiespar-Hebel versteckt sich bei der Heizwärme. Hier lassen sich die größten finanziellen Gewinne verbuchen; übrigens auch dann, wenn Sie nicht mit Gas heizen.
Gelingt es Ihnen als Gasbezieher, Ihren Heizwärmeverbrauch um 20 Prozent zu drücken (mit Tipps und gutem Willen vielleicht zu schaffen), erleichtert das Ihre jährlichen Energiekosten um durchschnittlich 11 Prozent – und damit um einen dreistelligen Betrag. Und: Sich beim Energiesparen auf die Heizung zu konzentrieren, muss ja auch keineswegs bedeuten, alle anderen Möglichkeiten, im Haushalt sinnvoll Energie zu sparen, gleich zu vernachlässigen.
Beim Heizen sparen? Aber gerne!
Wie Sie Ihre Heizkosten besser unter Kontrolle bringen können, zum Teil schon mit einfachen Mitteln? Was wir dazu wissen, haben wir Ihnen hier aufgeschrieben: Richtig heizen: 11 Tipps, mit denen Sie Geld und Energie sparen sowie Gas sparen: Tipps, die den Gasverbrauch senken
Wer clever spart, verzichtet nicht
Übrigens: Energiesparen muss nicht mit Verzicht oder weniger Komfort einhergehen. Schon kleine Anpassungen oder Modernisierungen können einen Spareffekt haben. Das betrifft etwa die Nutzung von Effizienzgewinnen, bei denen veraltete durch sparsamere Techniken ersetzt werden (z.B. LED-Lampen), die Vermeidung unnötiger Energieverluste (durch Stand-by, schlechte Dämmung) sowie den sinnvollen Einsatz von Automatisierung (z.B. mithilfe intelligenter Heizkörperthermostate).
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